Hahnenkleer Ortsrat: Mehrheitsvotum zur Langeliethstraße

Demokratie an der Basis: Nicht nur ungewöhnlich viele Hahnenkleer, sondern auch mehrere Goslarer Ratspolitiker sitzen am Mittwoch im Paul-Lincke-Saal, als der Ortsrat über den Bebauungsplan Langeliethstraße diskutiert. Foto: Heine
Der Hahnenkleer Ortsrat hat sehr lange und im zweiten Anlauf sehr sachlich über die Langeliethstraße und ein dortiges Bauvorhaben diskutiert. Eine Empfehlung steht. „Wenn wir es so lassen, bleibt es schön“, sagt Jörg Klockgether zur Situation.
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Hahnenklee. Mit den sechs Stimmen von SPDund FDP hat der Ortsrat mehrheitlich eine Lösung für die Langeliethstraße empfohlen, die eine ausschließliche Anbindung des Grundstücks mit der Nummer zehn von dieser Seite aus vorsieht. Der lange im Fokus stehende Oberförster-Hermann-Müller-Weg bliebe bei dieser Variante so, wie er ist. Gegen diesen rotgelben Änderungsantrag votierten am Mittwochabend die vier Christdemokraten. Sabine Neumann fehlte entschuldigt.
Ende November hatte der Ortsrat sich schon einmal mit dem Thema beschäftigt und eine irritierende, teils ins Persönliche abgleitende Debatte hingelegt. Jetzt kam das Thema aus dem Goslarer Bauausschuss zurück in den Kurort und sorgte dafür, dass die knapp zweieinhalbstündige Sitzung im Paul-Lincke-Saal des Kurhauses den Charakter einer durchaus gut besuchten Bürgerversammlung einnahm. Mehr als 70 Zuhörer hatten auf nachgeholten Stühlen Platz genommen.
Sachliche Debatte
SPD und FDP hatten zuvor wie berichtet mehr als 150 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt, eine – von der Verwaltung auch schon wieder reduzierte – Zufahrt zum Grundstück über den Oberförster-Hermann-Müller-Weg zu schaffen. Trotz dessen stattlicher Buchenhecke und der Nutzung als Behinderten-Wanderweg für Rollstuhlfahrer. Der Ton blieb sehr sachlich, die Christdemokraten hielten sich mit Stellungnahmen zurück. Auf der anderen Seite holten Hans Heinrich Wiebe (FDP), der an den von einer gewissen Marta Lattemann 1984 unterzeichneten Bebauungsplan erinnerte, und vor allem Jörg Klockgether (SPD) mit einem fast 20-minütigen Power-Point-Vortrag weit aus. Noch einmal kamen alle Vorbehalte gegen das Projekt und das – gelinde gesagt – mittelmäßige Vertrauen in den Investor auf den Tisch. Klockgether empfahl der Goslarer Verwaltung noch einmal: „Fragen Sie mal im Ort und entscheiden Sie nicht vom Schreibtisch aus.“ Und fasste für den Oberförster-Hermann-Müller-Weg lapidar zusammen: „Wenn wir es so lassen, bleibt es schön.“
Goslars Erster Stadtrat Dirk Becker räumte ein: „Ich gebe zu, wir hätten nie gedacht, dass wir eine solche Diskussion lostreten – das war für uns ein kleiner Vorgang.“ Er warb noch einmal für die Investoren-Pläne, weil die von Klockgether vorgelegte Bauvariante des Wohnhauses nach drei Seiten Straße oder Stellflächen vorsah: „Würden Sie das bauen und dafür Geld ausgeben?“
Vergebens. Der Investor hatte offenkundig mit seinem Agieren im „Cecilienpark Oberharz“ viele Hahnenkleer misstrauisch gemacht, als er zwar Kubaturen einhielt, aber neun statt sechs Gebäude baute. Mit der ersten Einwohner-Frage hatte Reinhold Eggers zudem nachgehakt, wann der Mann endlich die Auflagen im vorzugsweise „Schotterpark“ genannten Areal einhalte.
Auftrag für Planer raus
Er habe mit ihm ein Gespräch geführt, versicherte Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus (CDU), die Pläne seien raus und ein Garten- und Landschaftsplaner aus Osterode beauftragt. Für Fraktionschefin Dr.Petra-Lucia Haumann war die Erwähnung wichtig, dass die CDU – anders als es das Dorf funkte – „nie für die Komplettöffnung“ des Oberförster-Hermann-Müller-Weges gewesen sei. Als Harzklub-Vorständlerin hatte Haumann sich zuvor von Ex-CDU-Ortsrätin Almuth Ahrendts Kritik anhören müssen, die eine Positionierung des Zweigvereins als Organisator der Rollstuhlwanderung vermisse. „Wir halten uns zurück, weil wir unterschiedliche Meinungen haben“, antwortete Haumann. Sie konterte wiederum mit der Gegenfrage, wie es denn bei den von Ahrendts geführten Paul-Lincke-Freunden aussehe.
„Wir wollen das Spaltungsklima jedenfalls nicht unterstützen“, sagte Haumann. Was wohl für Harzklub und Christdemokraten gelten sollte. Nachdem am Ende auch ein mehrfach nachfragender Max Kühl (SPD) das Procedere beim Abstimmen mit Beiblatt und Änderungsantrag verstanden hatte, hoben alle nach fast einstündiger Debatte die Finger – mit dem eingangs beschriebenen Resultat.