Große Ehre für fragwürdigen Abenteurer in Bad Lauterberg

Kaum zu übersehen: Das Wissmann-Denkmal im Kurpark von Bad Lauterberg, zeigt den Kolonialbeamten in heroischer Pose. Archivfoto: Eggers
Die Stadt Bad Lauterberg ehrt den Kolonialisten Hermann Wissmann mit einem großen Denkmal. Fünf Autoren beleuchten den Heldenkult kritisch, darunter sind zwei Goslarer Autoren. Sie halten das Wirken des angeblichen Abenteurers eher für Völkermord.
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Bad Lauterberg/Goslar. Im Internet finden sich noch Einträge zu Hermann Wissmann, in denen er als „deutscher Abenteurer, Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter“ beschrieben wird, als Held geradezu. 1880, so heißt es an einer Stelle etwa, durchquerte er im Auftrag der „Deutschen Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas“ Afrika von Angola bis zur Ostküste.
Zu Unrecht geehrt?
Dabei haben mehrere Städte bereits Wissmann-Straßennamen umbenannt, erklären die Autoren eines Buches über Wissmann, das dessen Rolle hinterfragt. Bad Lauterberg rühmt Wissmann hingegen mit einem monumentalen Denkmal. Die Verfasser bemängeln, dass zwar kürzlich eine Informationstafel hinzugefügt wurde, sie enthalte aber nur wenige kritische Anmerkungen. Die mit öffentlichen Mitteln produzierte Veröffentlichung kommt zu dem Schluss, dass Wissmanns Wirken eher als Völkermord zu beschreiben wäre. Beteiligt an dem Buch, das kürzlich in Bad Lauterberg präsentiert wurde, sind mit Dr. Friedhart Knolle und Dr. Stefan Cramer zwei Goslarer. In einer Mitteilung heißt es, Wissmann sei eine zu Unrecht geehrte Person. Das Buch über Hermann Wissmann solle zu Diskussionen anregen und Erkenntnisse zur Geschichte liefern.
Auslöser für die Veröffentlichung sei „die oft unkritische Verehrung der historischen Person Wissmann“ gewesen. Dies treffe vor allem auf die Stadt Bad Lauterberg zu, die ihm ein Denkmal gesetzt habe, obwohl er kaum Wurzeln in dem Ort hatte. Zwar wohnte Wissmanns Mutter in Bad Lauterberg, ihr Sohn hielt sich aber wohl nur für einige Besuche bei ihr in der Stadt auf.
Die insgesamt fünf Autoren, neben Knolle und Cramer Fabiana Kutsche, Brigitte Maniatis und Martin Struck, haben viele historische Quellen ausgewertet. Sie wollten unter anderem wissen, ob Wissmanns Reiseberichte wissenschaftlich fundiert sind oder es sich eher um unterhaltsame Buchbeiträge handelt.
Zweifache Würdigung
Am Ende ihrer kritischen Auswertung steht die Frage, ob es zu verantworten ist, dass die Hauptdurchgangsstraße in Bad Lauterberg auch heute noch „Wissmannstraße“ heißt und das Denkmal noch steht, während Hamburg seines entfernt habe.
Das Buch gibt es gratis, es kann über die Internetseite www.researchgate.net bestellt werden.