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Neue Technik in der Orgel

Gotteslieder erklingen in Bündheimer Kirche per Knopfdruck

Eugen Griesmayr erklärt, wie die Ecantore-Fernbedienung funktioniert. Foto: Jenzora

Eugen Griesmayr erklärt, wie die Ecantore-Fernbedienung funktioniert. Foto: Jenzora

In der katholischen St.-Gregor-Kirche in Bündheim steuert seit vier Jahren eine Funk-Fernbedienung die selbstspielende Kirchenorgel. Ein Organist kann durch sie komplett ersetzt werden. Anschaffung und Reperatur sind allerdings nicht ganz ohne.

Von Emely Jenzora Sonntag, 04.02.2024, 12:00 Uhr

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Bündheim. „Es ist besser als gar keine Orgelbegleitung“, sagt Emil Schwab, ehemaliger Kirchenvorsteher, der die Idee und schließlich auch die Anschaffung des Ecantores zu verantworten hat. Das ist eine Funk-Fernbedienung, mit der die umgerüstete Orgel bedient und zum Spielen gebracht werden kann. Auch in der St.-Gregor-Kirche spielt die Orgel also jetzt ohne Organisten.

„Notgedrungen mussten wir das Ecantore anschaffen, da uns der Personalmangel immer weiter zusetzte“, erklärt Diakon Eugen Griesmayr. Schon mehrmals musste der Gottesdienst ohne Organisten stattfinden. Doch was ist ein Gottesdienst ohne Musik?

Das Ecantore kann einen Organisten komplett ersetzen. Allerdings könne man auch weiterhin manuell auf der Orgel spielen. „Das bevorzugen wir auch weiterhin“, sagt Griesmayr. „Der Organist kann besser auf das Publikum eingehen, mit Lautstärke und Geschwindigkeit spielen“, erklärt er weiter.

Neue Technik

Dennoch sei durch die neue Technik einiges möglich: Mit der Fernbedienung lassen sich Gottesloblieber und Instrumentalstücke, die bereits auf das Gerät programmiert worden sind, abspielen. Dabei könne man individuell auch die Reihenfolge, Lautstärke und Geschwindigkeit von jedem Lied einstellen. Man müsse einfach nur die Liednummer eingeben, die sich im dazugehörigen Gesangsbuch befindet, dann bestätigen und warten bis die Liedanzeige aufleuchtet. Sobald auch alle Gottesdienstbesucher das Lied in deren Gesangsbuch gefunden haben, könne man die Orgel mit einem weiteren Knopfdruck erklingen lassen. Einig sind sich die beiden Männer: Das Ecantore ist eine sehr gute Alternative, denn trotz der Automatik spielt die Orgel immer noch selbst und authentisch.

„Manche Lieder kann man kaputt machen“

Die Bedienung klingt vielleicht einfach, aber muss auch gekonnt seit, verrät Griesmayr: „Man muss das richtige Gespür und Gehör haben.“ Die liturgische und musikalische Erfahrung sei für die Bedienung der Fernbedienung sei laut dem Diakon eine wichtige Voraussetzung. „Das richtige Feingefühl ist bedeutend. Bestimmte Lieder müssen individuell gespielt werden. Manche Lieder kann man beispielsweise durch langsames Abspielen kaputt machen“, sagt Griesmayr

Emil Schwab hat eine Leidenschaft für Orgeln. Die Umrüstung auf Automatik sieht man der Orgel jedenfalls nicht an. Ein Organist kann sie immer noch manuell bedienen. Foto: Jenzora

Emil Schwab hat eine Leidenschaft für Orgeln. Die Umrüstung auf Automatik sieht man der Orgel jedenfalls nicht an. Ein Organist kann sie immer noch manuell bedienen. Foto: Jenzora

Der einzige Nachteil sei nun jedoch, dass die Orgel von den Geistlichen, Lektoren und Küstern während des Gottesdienstes selbst bedient werden muss. „Ich kann mich nicht mehr so gut auf den Gottesdienst konzentrieren, weil ich oft überlege, welche Tasten und Zahlen ich wann und wie drücken muss. Man ist schon sehr konzentriert“, gesteht Griesmayr. „Aber den Organisten geht es nicht anders, wenn sie bei schnellen Liedwechseln die passenden Noten aus sieben Büchern raussuchen müssen“, so Schwab.

Die Anschaffung müsse jedenfalls gut überlegt werden, denn die ist nicht gerade billig. 20.000 Euro kostete die Umstellung. Bevor das Ecantore eingebaut wurde, sei noch eine Reinigung der Orgel durchgeführt worden. Das habe noch einmal 16.000 Euro gekostet. Durch die „großzügige Gemeinde“ konnten dafür 15.000 Euro Spenden eingesammelt werden, erzählt Schwab stolz. In diesem Jahr erhalte die Kirche in Vienenburg ebenfalls ein Ecantore, sodass alle vier Gotteshäuser der katholischen Kirche Nordharz einen solchen besitzen.

Solide Technik

Doch was ist, wenn die neue Technik mal den Geist aufgibt? „Wir hatten bisher nur kleine Reparaturen, die von einem gelernten Elektriker aus der Gemeinde durchgeführt worden sind“, schildert Griesmayr. Bei größeren Defekten müsse eine Spezialfirma beauftragt werden. Das sei jedoch bei der normalen Orgel nicht anders gewesen. „Das ist immer ein Kostenfaktor und aufwendig“, macht Schwab deutlich. Bei einer Orgel müsse viel beachtet werden, sie vertrage nämlich nur eine bestimmte Raumtemperatur. Auch die Differenz zwischen den Temperaturen der verschiedenen Materialien dürfe nicht so groß sein.

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