Goslars Museumschef Habermann beleuchtet deutschen Thronstreit

Dr. Jan Habermann. Archivfoto: Habel
Der Goslarer Geschichtsverein startet mit einem Thema aus dem Mittelalter schon am kommenden Donnerstag in sein Vortragsprogramm für das Frühjahr. Den Auftakt bestreitet der Goslarer Museumsleiter Dr. Jan Habermann mit dem deutschen Thronstreit.
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Goslar. Habermann spricht ab 19.30 Uhr im großen Saal des Kreishauses an der Klubgartenstraße über Goslar und den deutschen Thronstreit von 1198/99 bis 1214 oder die Machtprobe im Norden und ihre stadtgeschichtlichen Folgen. Worum geht es? Nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. ereignet sich während der ersten Jahreshälfte 1198 eine verhängnisvolle Doppelwahl im Reich: Staufisch-gesinnte Fürsten wählen Philipp von Schwaben, dagegen eine vom Kölner Erzbischof und dem englischen König unterstützte Fraktion den Welfen Otto IV., den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen, zum König.
Zehn Jahre dauernder Bürgerkrieg und internationaler Konflikt
Angefeuert durch die Politik Papst Innozenz III. in Rom, überzieht ein mehr als zehn Jahre dauernder Bürgerkrieg weite Teile des Reiches. Es handelt sich um einen international verzahnten Konflikt, der erst mit der großen Schlacht von Bouvines (Hauts-de-France in Frankreich) am 27. Juli 1214 seine politische Vorentscheidung findet.
Das staufertreue Goslar und das Harz-Umland sind fast ein Jahrzehnt lang Hauptkriegsschauplatz im Norden, bis die Kaiserstadt von Truppen Ottos IV. eingenommen und geplündert wird. Habermann dokumentiert anhand von Neubefunden Voraussetzungen und langfristige Folgen des Konfliktes auf die Entwicklung Goslars sowie auf das Machtgefüge der gesamten Harzlandschaft im europäischen Vergleich.
Habermann studierte von 2005 bis 2010 Geschichte des Mittelalters, Alte Geschichte und Soziologie und promovierte 2014 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Er war Promotionsstipendiat der Gerda-Henkel-Stiftung und ist Träger des Geschichtspreises der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte. Seit 2014 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kultur der Stadt Goslar sowie seit 2016 wissenschaftlicher Beirat im Geschichtsverein. Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Die jüngere Militärgeschichte des Harzes
Auf Habermann folgt am 23. Februar Dr. Donald Giesecke, der sich an diesem Abend die jüngere Militärgeschichte des Harzes vornimmt. Der Goslarer Zahnarzt war bis 1992 als Oberfeldarzt bei der Bundeswehr zuletzt auf dem Fliegerhorst tätig und hat mehrfach über den Fliegerhorst und militärgeschichtliche Themen der Stadt Goslar veröffentlicht. Sein Vortrag geht in Zusammenarbeit mit der Sektion Goslar der Gesellschaft für Sicherheitspolitik über die Bühne, an dessen Spitze der frühere Erste Kreisrat Claus Jähner steht.
Andreas Behrens hat visuelle Kommunikation an der Berliner Hochschule der bildenden Künste studiert und entschlüsselt am 20. April „Magister Thilings Bildprogramm am Brusttuch in Goslar“. Mit seinem Bildvortrag über die Schnitzereien taucht er ein in die biblische Ideenwelt und die Welt der mythischen Antike.
Mehr als 600 Zwangsarbeiter aus ganz Europa leisten Frondienste
Am 25. Mai stellen Dr. Katharina Malek-Custodis und Dr. Johannes Großewinkelmann unter der Überschrift „Räume der Unterdrückung“ neue archäologische und geschichtswissenschaftliche Forschungen zur Zwangsarbeit am Erzbergwerk Rammelsberg vor, insbesondere zum Standort des ehemaligen Ostarbeiterlagers. Im Zweiten Weltkrieg hatten unter dem Nazi-Regime mehr als 600 Zwangsarbeiter aus ganz Europa unter schlimmsten Bedingungen Frondienste geleistet. Seit Oktober 2021 führen Malek-Custodis in der Arbeitsstelle Montanarchäologie für das Landesamt für Denkmalpflege und Großewinkelmann für den Rammelsberg wie berichtet Regie bei einem umfassenden archäologisch-historischen Forschungsprojekt.
Zum Abschluss des Frühjahrsprogramms, das in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule des Landkreises entstanden ist, trägt Dr. Johanna Junk über die Geschichte, Bauform und heutige Nutzung des im Jahr 1117 vor den Toren Goslars gegründeten Klosters Riechenberg vor. Am 15.Juni ist zuerst die Theorie zu hören, eine Woche später steht am 22. Juni eine Besichtigung des Gethsemaneklosters an, bei dem die freie Journalistin, Autorin und Künstlerin seit 2015 angestellt ist.