Goslarer Stubengalerie stellt „Bunte Mischung“ in Schwarz-Weiß vor

Dialog oder Widerspruch? Die Gemälde: „PQR“ von Lienhard v. Monkiewitsch, „Coastline“ von Ines Ramm und „o.T.“ von Helge Leiberg unterscheiden sich in allem – außer in der Farbgebung. Fotos: Hartmann
Eine eigenwillige Kunstausstellung gibt es jetzt in der Goslarer Stubengalerie Stoetzel-Tiedt: Sie trägt den Titel "50 x Schwarz-Weiß" und zeigt 50 Werke von 50 verschiedenen Künstlern. Darunter Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Drucke und Skulpturen.
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Goslar. Wer einem Menschen „Schwarz-Weiß-Malerei“ vorwirft, meint dies gewöhnlich abwertend. Aber wenn ein Künstler auf Farbe verzichten kann und nur in klaren schwarzen und weißen Linien eine Welt erschafft – das ist zweifellos die Königsklasse. Alle, die es bisher nicht gewusst haben, können sich ab jetzt in der Goslarer Stubengalerie überzeugen, die sich im Jubiläumsjahr eine eigenwillige und einzigartige Ausstellung gegönnt hat: Zum 50. Galerie-Geburtstag zeigt sie 50 schwarz-weiße Kunstwerke von 50 Künstlern – und in fast ebenso viel unterschiedlichen Techniken.
Nur eines stellte die Galeristin Antje Stoetzel Tiedt noch vor sprachliche Probleme: „Ich muss mir unbedingt abgewöhnen, von einer ‚bunten Mischung‘ zu reden“, sagte sie, als sie die Gäste der Vernissage am Freitagabend begrüßte. Aber wenn nicht bunt, vielseitig ist die Ausstellung auf jeden Fall: Ob Gemälde, Radierung, Holzschnitt, ob Strichzeichnung oder Aquarell, Collage oder Skulptur – Materialien und Techniken sind so unterschiedlich wie die 50 Künstler, die hier vertreten sind.

Elfie Krajewski (von links), Antje Stoetzel-Tiedt und Maximilian Targatz im Gespräch über den veredelten Holzschnitt „Meta 38“.
Von Picasso bis Janosch
Von Pablo Picasso und Marc Chagall über Günter Grass bis hin zu Peter Gaymann und Janosch reicht die Bandbreite. Die Besucher können Werke von Gerd Winner und Horst Janssen bewundern – und auch den einzigen Beitrag zur Ausstellung, bei dem die Künstlerin ein wenig „gemogelt“ hat: Denn der Luchs von Isabelle Dutoit bewegt sich durch eine nicht ganz farblose Landschaft. Ein Großteil der hier vertretenen Künstler hat bereits in der Stubengalerie ausgestellt, wie die Galeristin Gudrun Tiedt stolz erzählte.
Ganz klar haben Tiedt und Stoetzel-Tiedt für diese Ausstellung und ihre erfolgreiche und anspruchsvolle Galerie-Arbeit ein „Chapeau“ verdient, stellte Dr. Elfi Krajewski fest, die den Besuchern eine kleine Einführung bot. Schwarz-weiß, das sei zwar ein ungewöhnliches Motto für eine Ausstellung, „denn wir alle lieben ja unsere Welt als einzigartiges Farbenwunder“, sagte sie. Doch konnte sie auf einen Prominenten Vorläufer hinweisen. Immerhin: „Die Dokumenta 6 präsentierte sich 1977 in puristischem Schwarz-weiß“, erinnerte sie. Und gerade diese „unbunten“ oder „Urfarben“ hätten eine große Kraft: „Das schweigende Weiß, das sich ins Transzendente zu öffnen scheint, und das mythische Schwarz, das in die Tiefen des Unterbewusstseins führt, aus dessen fruchtbarem Chaos sich die Ideen entwickeln.“
Dicke Liebe in Bronze
Zwei der Künstler waren an diesem Abend an die Abzucht gekommen: Da war zunächst Sabine Hoppe, die ihre bronzene „Dicke Liebe“ vorstellte. Ein gewissermaßen autobiografisches Kunstwerk, wie dessen Schöpferin andeutete, aber mehr verriet sie nicht.

Schwarzes Kunstwerk auf weißem Sockel: Sabine Hoppe stellt ihre Bronze-Skulptur „Dicke Liebe“ vor.
Maximilian Targatz zeigte einen „veredelten Holzschnitt“, dem er den Titel „Meta 38“ gegeben hatte. Der Künstler arbeitet mit „mitteldichten Faserplatten“, einem „sehr gnädigen, freundlichen Material“, wie er es charakterisierte. Anders als beim Holzschnitt ist jedoch nicht der spätere seitenverkehrte Druck für ihn die Hauptsache, sondern die gestaltete Holzplatte selbst, deren Erhebungen er mit schwarzer Farbe betont. Was „Meta 38“ bedeute? Targatz schüttelt abwehrend den Kopf. Er wolle die Betrachter durch Titel nicht einschränken. Lieber hört er zu, wenn sich die Leute über seine Werke unterhalten und ihre eigenen Interpretationen finden. Daher auch seine Vorliebe für Schwarz-Weiß. Schließlich könne man durch Farbe Menschen sehr manipulieren und in eine bestimmte Richtung drängen. Für ihn sei es ein spannendes Erlebnis gewesen, dass sich jemand an Bakterien und an Kohlköpfe erinnert fühlte, erzählt er. Und als eine Besucherin bei den konzentrischen Kreisen im Bild an Langspielplatten dachte, nahm er es freudig auf.
Tagerts wird im Sommer im Kunstschuppen der Galerie seine Werke zeigen.
Die Ausstellung „50 x Schwarz-Weiß“ ist noch bis zum 11. Juni in der Stubengalerie zu sehen.