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Wird Rektoren-Stelle ausgeschrieben?

Goslarer Pestalozzi-Schule: Schimmelmann weg, Zukunft offen

Die Schulform läuft nach aktueller Gesetzeslage niedersachsenweit spätestens 2028 aus: Die Pestalozzi-Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen teilt sich gegenwärtig am Georgenberg den Standort mit der Schillerschule. Foto: Sowa

Die Schulform läuft nach aktueller Gesetzeslage niedersachsenweit spätestens 2028 aus: Die Pestalozzi-Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen teilt sich gegenwärtig am Georgenberg den Standort mit der Schillerschule. Foto: Sowa

Schwierige Zeiten für die Pestalozzi-Förderschule Lernen: Die Schulform steht wieder einmal vor dem Aus. Rektorin Martina Schimmelmann geht – für den Schulträger überraschend – Ende Januar in den Ruhestand. Die Nachfolge ist noch ungeklärt.

Von Frank Heine Freitag, 20.01.2023, 06:00 Uhr

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Goslar. Die politische Diskussion um einen weiteren Erhalt der Förderschule Lernen hat gerade erst begonnen, da steht die Pestalozzi-Schule plötzlich ohne erfahrene Rektorin da: Martina Schimmelmann, die den ersten Kampf ums Weiterbestehen 2017/18 angeführt hatte, geht Ende Januar in den Ruhestand – nicht ganz überraschend für die Schulgemeinschaft, wohl aber für den Landkreis als Schulträger und die Politik.

Martina Schimmelmann

Martina Schimmelmann

Nach Auskunft von Bianca Trogisch als Sprecherin des regionalen Landesamtes für Schule und Bildung in Braunschweig wird die Schule ab sofort und bis auf Weiteres von Vanessa Lumack geleitet. Die 42-jährige Bad Harzburgerin war nach dem Aus für die Eichenbergschule in der Kurstadt im Jahr 2016 zusammen mit Schimmelmann nach Goslar gekommen.

Noch keine Entscheidung zur Neuausschreibung getroffen

Deren eigentliche Vertreterin Katrin Kersten ist nach eigener Aussage mit ihrer Rolle als Vize vollkommen zufrieden. Seit Sommer sei intern bekannt gewesen, so bestätigt es das Duo, dass Schimmelmann nach dem ersten Halbjahr aufhören wolle. Über eine Neuausschreibung der Rektoren-Stelle ist laut Trogisch noch nicht entschieden.

Vanessa Lumack

Vanessa Lumack

Was wiederum die Goslarer Akteure unbedingt einfordern. So etwa der Schulträger: „Mit Blick auf die Fortführung des Schulbetriebes plädiert der Landkreis für eine Wiederbesetzung des Postens und spricht sich daher für eine zeitnahe Ausschreibung aus“, sagt Sprecher Maximilian Strache.

Laut seiner Auskunft wurde der Landkreis erst am Freitag vergangener Woche vom Landesamt über die Personalie informiert. Aus Braunschweig habe es geheißen, Schimmelmann sei erkrankt und werde vor diesem Hintergrund in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Was sich nicht nach einem langen Planungsvorlauf anhört. Nach nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen fehlt Schimmelmann etwa seit Mitte November wegen Krankheit.

Der Landkreis, erklärt Strache weiter, könne jedoch nur für eine neue Ausschreibung plädieren. Das pädagogische Personal einer Schule liege bekanntermaßen nicht im Zuständigkeits- und Verantwortungsbereich des Schulträgers. Braunschweig wiederum habe mitgeteilt, dass die Neuausschreibung der Leitungsstelle die Sache des Kultusministeriums sei. Der Umstand, dass die Schulform Förderschule Lernen in den kommenden Jahren ausläuft, dürfe keinen Einfluss auf die personelle Ausstattung haben, betont Strache. Es handele sich schließlich um ein weiterhin laufendes System, dessen Schülerinnen und Schüler einen vollfunktionsfähigen Betrieb verdient hätten.

„Machen wir uns nichts vor – es ist vorbei“

Peggy Plettner-Voigt

Peggy Plettner-Voigt

In der Forderung nach Wiederbesetzung der Stelle sind sich auch Peggy Plettner-Voigt als Vorsitzende des Kreiselternrates und CDU-Kreistagsfraktionschef Bernd Rotzek einig. „Die Stelle muss besetzt werden, schon allein, um einen qualifizierten Unterricht zu gewährleisten“, sagt Plettner-Voigt, die auch für die Linken im Kreistag sitzt.  Sie sieht allerdings keine Chance mehr, dass es wie 2018 noch einmal eine Verlängerung für die Schulform geben könnte. Sie habe die Grünen-Politikerin und Kultusministerin Julia Hamburg dreimal persönlich bei Auftritten erlebt: „Machen wir uns nichts vor – es ist vorbei.“

 

Bernd Rotzek

Bernd Rotzek

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, erklärt dagegen Christdemokrat Rotzek, der eine Initiative auf Landesebene für den Erhalt ankündigte, um Rot-Grün in Hannover zum Umdenken zu bewegen. Einen weiteren Vorstoß im Kreistag, den es schon gegeben hatte, schloss er deshalb aus, weil er persönlich die Wirkung einer Resolution als gering einschätze. Und entscheiden müsse das Land. Anders als 2018: Damals hatte der Kreistag Anfang April mit großer Mehrheit für ein Weitermachen entschieden, nachdem das Land die Entscheidung unter Bedingungen an die Schulträger delegiert hatte. Eigentlich sollten nach vorheriger rot-grüner Entscheidung alle Förderschulen Lernen zum Sommer auslaufen. Nach der Landtagswahl 2017 hatte sich die neue rot-schwarze Landesregierung aber für einen Aufschub entschieden.

Nach Gesetzeslage kommt das Aus spätestens 2028

Das neue Gesetz gab den Kommunen als Schulträger die Möglichkeit, dass die Förderschule Lernen noch bis zum Start des Schuljahres 2022/23 neue Fünftklässler für die SekundarstufeI aufnehmen durfte. Im Gesetz steht aber auch, dass sie spätestens 2028 ausläuft. Ob es in Goslar wie damals Initiativen für den Erhalt gibt? Im Dezember 2017 hatten Schüler, Lehrer und Eltern auf einer Informationsveranstaltung eindrucksvoll für den Erhalt der Pestalozzi-Förderschule mit ihrem Schwerpunkt Lernen geworben.

„Mein Kind war vorher ganz klein und ist jetzt riesengroß“, sagte Elternratsvorsitzende Jessica Basel, die im Kreistag vorher 1200 Unterschriften für den Erhalt übergeben hatte. Ulrich Heinemann als Behinderten-Beauftragter, der Vize-Landrat Horst Brennecke (SPD), früher von Beruf Lehrer in Langelsheim, und Lehrer anderer Schulformen schlossen sich an. Ob ähnliche Aktionen vor Ort geplant sind, ist nicht bekannt – und sollten bei ungeklärter Führungsfrage auch nicht einfacher werden.

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