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Aufzucht männlicher Küken

Goslarer Birkenhof: Bruderhähne leben einen schönen Sommer lang

Aufgewachsen im Grünen: Mirja Trumpfheller steht auf dem Birkenhof inmitten der Bruderhähne, die – in gleicher Zahl wie die neuen Junghennen – bis zur Schlachtreife großgezogen werden. Fotos: Privat

Aufgewachsen im Grünen: Mirja Trumpfheller steht auf dem Birkenhof inmitten der Bruderhähne, die – in gleicher Zahl wie die neuen Junghennen – bis zur Schlachtreife großgezogen werden. Fotos: Privat

Ja, es sind natürlich nur wenige Monate. Aber diese Zeit durften rund 600 Bruderhähne auf dem Birkenhof mit täglichem Grünauslauf, genügend Platz im Stall, ausreichend Beschäftigungsmaterial an Stroh und Körnern sowie ökologischem Futter erleben.

Von Frank Heine Sonntag, 24.09.2023, 08:00 Uhr

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Goslar. Für den Birkenhof ist die Aufzucht eine Premiere und ein Experiment. Der Betrieb wirtschaftet ökologisch nach Naturland-Richtlinien und setzt neben dem Ackerbau auf rund 1500 Legehennen als zweites wichtiges Standbein. „Normalerweise gab es bisher bei uns nur Hühner und ein paar Hähne zum Aufpassen und Rauslocken, damit die Damen sich auch aus dem Stall trauen und den grünen Auslauf genießen können“, erklärt Nora Sickora. In diesem Jahr zog der Birkenhof die Bruderhähne – Brüder der künftigen Hühnerschar – zum ersten Mal selbst auf.

Zahlen oder die Küken selbst aufziehen

Hintergrund: Seit Anfang 2022 darf in Deutschland kein männliches Küken mehr nach dem Schlüpfen routinemäßig getötet werden. Bioverbände wie Naturland, Bioland oder Demeter haben reagiert. Verbandsmitglieder müssen seither, wenn sie neue Junghennen einkaufen, einen Betrag für die Aufzucht der Bruderhähne bezahlen oder sie nachweislich selbst aufziehen. „In diesem Jahr haben wir die Brüder aufgezogen und vermarkten sie nach der Schlachtung“, sagt Sickora.

Ende Juni kommen die flauschigen Tagesküken im warmen Stall an.

Ende Juni kommen die flauschigen Tagesküken im warmen Stall an.

Als „kleine, flauschige Tagesküken“ seien sie Ende Juni gekommen und zunächst im eigenen Kükenstall untergebracht gewesen. „Dort hatten sie es schön warm, denn in den ersten Tagen brauchen sie Temperaturen um die 37 Grad, die langsam schrittweise abgesenkt wurden“, erzählt Sickora. Nach einer Eingewöhnungszeit wechselten sie in einen größeren Stall mit Wintergarten und später auch Auslauf nach draußen. „Hier haben sie sich zu agilen und teils vorwitzigen Hähnchen gemausert“, so Sickora weiter. Bald aber müssen sie – als Nutztiere, die sie sind – ihre letzte Reise antreten.

Der Markt entscheidet, ob es eine Wiederholung gibt

In der kommenden Woche werden sie geschlachtet und anschließend zum Verkauf angeboten. Letztlich entscheidet der Markt auch auf dem Birkenhof, ob irgendwann wieder neue Bruderhähne einziehen dürfen.

Im Gegensatz zu Masthähnchen setzen die Bruderhähne laut Sickora langsamer und weniger Fleisch an. Sie brauchen mindestens vier Wochen länger, um auf ihr Schlachtgewicht zu kommen. Durch höheren Futtereinsatz ist das Bruderhahn-Fleisch etwas teurer als Masthähnchen. Für den Hinterkopf: Ein Deutscher isst im Jahr in etwa so viele Eier, wie eine Legehenne legt. „Ein fairer Konsument sollte nicht nur die Eier im Blick haben, sondern sich ruhig auch einmal im Jahr einen Bruderhahn gönnen“, meint Sickora. 

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