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Rotary-Förderpreis für Tobias Rinn

Es muss nicht immer Abi sein

Vier Bäckermeister aus drei Generationen (Bild oben): Jürgen Braun (li.), sein Bruder Peter Braun (re.) und deren Vater Ernst Braun freuen sich mit Preisträger Tobias Rinn. Das Rotary-Duo Dr. Wolfgang Simon (li.) und Bernd Giesel (re.) nimmt Rinn in seine Mitte und überreicht dem jüngsten Bäckermeister Niedersachsens den insgesamt 24. Förderpreis – erst der vierte für einen Handwerker.  Fotos: Heine

Vier Bäckermeister aus drei Generationen (Bild oben): Jürgen Braun (li.), sein Bruder Peter Braun (re.) und deren Vater Ernst Braun freuen sich mit Preisträger Tobias Rinn. Das Rotary-Duo Dr. Wolfgang Simon (li.) und Bernd Giesel (re.) nimmt Rinn in seine Mitte und überreicht dem jüngsten Bäckermeister Niedersachsens den insgesamt 24. Förderpreis – erst der vierte für einen Handwerker. Fotos: Heine

Er ist Niedersachsens jüngster Bäckermeister und jetzt um 3000 Euro reicher: Tobias Rinn hat den Förderpreis der Goslarer Rotary-Stiftung erhalten. Im Herbst übernimmt er die Leitung der Biobäckerei, die bei Bäcker Braun in Astfeld unterkommen soll.

Von Frank Heine Samstag, 14.05.2022, 16:30 Uhr

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Die 3000 Euro kommen auch deshalb gerade recht, weil der junge Bäckermeister derzeit eine fünfmonatige betriebswirtschaftliche Fortbildung bei der Handwerkskammer absolviert und das Geld gut gebrauchen kann, bevor er im Herbst die Biobäckerei der „Harzbrot“-Genossenschaft an den Start bringen soll. Der Goslarer Tobias Rinn (20) durfte sich am Donnerstagabend bei der Verleihung des Rotary-Förderpreises aber auch über viele lobende Worte und eine hohe Wertschätzung seines handwerklichen Könnens freuen.

Blau und Gelb dekoriert

Die Maschinen und Tische beiseitegeschoben, ein paar Bierzelt-Garnituren aufgestellt und in den Rotary-Farben Blau und Gelb dekoriert, was manchen Gast an eine Party zum Aufstieg der Braunschweiger Eintracht-Kicker denken ließ: Auch in einer Backstube lässt sich trefflich feiern. „Nur nicht zu lange, sonst müssen Sie nachher mit uns Brötchen backen“, begrüßte ein wie immer gut gelaunter Jürgen Braun die Goslar-Nordharzer Rotarier. Ab zwei Uhr nachts wurde dort wieder Teig geknetet, wo Tobias Rinn seine Fertigkeiten erlangt hatte und ihm jetzt sein Publikum stehend applaudierte.

Dem jüngsten Bäckermeister in ganz Niedersachsen zollte auch Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) höchsten Respekt für seinen „beeindruckenden Lebensweg“. Akademiker-Wahn? Nicht jeder müsse studieren, um Erfüllung im Beruf zu finden und gleichzeitig gute Job-Aussichten zu haben. Die Volljuristin verwies auf ihren eigenen Berufsstand und erntete eifriges Kopfnicken von den Zuhörern.

Verleihung Rotary Förderpreis Tobias Rinn Backstube Bäcker Braun in Astfeld Dr. Wolfgang Simon (li.) Bernd Giesel (re.)

Verleihung Rotary Förderpreis Tobias Rinn Backstube Bäcker Braun in Astfeld Dr. Wolfgang Simon (li.) Bernd Giesel (re.)

Nachhaltige Versorgung

Unter ihnen saßen nicht nur Goslars Erster Stadtrat Burkhard Siebert und der frühere Goslarer Oberstadtdirektor Georg Michael Primus, sondern auch Vize-Landrätin Sabine Seifarth (Grüne) und die „Harzbrot“-Initiatoren Antje Radcke, Detlef Vollheyde und Anke Dege von der Langelsheimer Mühle Sack. Als Rotary-Präsident Dr. Wolfgang Simon Tobias Rinn als einen jungen Menschen pries, „der sich mit ganzem Herzen für seinen Beruf einsetzt“, gab es ebenfalls keine Gegenmeinung. Bernd Giesel, der für die Rotary-Stiftung verantwortlich zeichnet, freute sich schon auf die nahe Zukunft, wenn Rinn als Meister der Biobäckerei seine Kunden im Landkreis bald nachhaltig begeistert. Was durchaus im Doppelsinn zu verstehen ist.

Laudator Michael Wolff hatte eine Reihe von Ratschlägen aus der Praxis für diesen neuen Abschnitt von Rinns Leben parat. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Süd-Ost-Niedersachsen sinnierte aber auch über die Entwicklung des Bäcker-Berufes seit den 1970er Jahren und beklagte einen „hektischen Anpassungsdruck“, der bei den Betrieben ankomme. „Atmen Sie zuerst durch und treffen dann Ihre Entscheidungen“, gab er Rinn deshalb mit auf den Weg.

Blau-Gelb in der Braun-Backstube: In der Astfelder Produktionsstätte lauscht das Publikum den Rednern, bevor ab zwei Uhr nachts wieder der Teig in die Öfen kommt.

Blau-Gelb in der Braun-Backstube: In der Astfelder Produktionsstätte lauscht das Publikum den Rednern, bevor ab zwei Uhr nachts wieder der Teig in die Öfen kommt.

Leckerei aus der Biobäckerei

Wolff wusste aber auch: „Nur der ist erfolgreich, der weiß, wo seine Wurzeln sind und woher er kommt.“ Rinn zieht mit der Biobäckerei aller Voraussicht nach wie berichtet bei Braun in Astfeld ein. Den Verbrauchern schrieb Wolff ins Stammbuch, für die bessere Qualität der Waren aber auch höhere Preise zu akzeptieren – und vielleicht einen weiteren Weg auf sich zu nehmen, um zu mancher Leckerei aus der Biobäckerei zu kommen.

Mit Klavier, Klarinette und Saxophon bewies Jarek Bartoszek zwischendurch sein umfangreiches musikalisches Können, während am Ende vor der Bäckerei mit Fleischer Henning Kluß ein weiterer Goslarer Meister seines Handwerks Würstchen auflegte und mit Braun-Brötchen servierte. Nur am Rande: Nach nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen musste trotz vieler fröhlicher Gäste niemand mehr ab zwei Uhr beim Backen helfen.

Michael Wolff

Michael Wolff

Extralob für die GZ

Ein solch dickes Extralob nimmt die GZ gern und unbescheiden mit: Als Laudator Michael Wolff das Wort ergriff, schickte er zunächst eine mediale Grußadresse an seine Wolfenbütteler Heimat. Wer sich politisch und auch sonst über den Landkreis Wolfenbüttel informieren wolle, der sollte besser die „Goslarsche“ lesen, riet der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Süd-Ost-Niedersachsen seinem Publikum.

Nicht nur den als gelungenen empfundenen Vorbericht zur Rotary-Ehrung von Tobias Rinn hatte der Mann als qualitatives Kennzeichen vor Augen. Auch das von ihm zitierte Zahlenmaterial überzeugte rein quantitativ: drei Lokalseiten am selben Tag aus dem gesamten Kreis Wolfenbüttel in der dortigen Zeitung, 15 in der GZ aus deren Erscheinungsgebiet. Obwohl manch Politiker aus Goslar sicherlich auch mit weniger Berichten über sich gut leben könnte.

Urte Schwerdtner

Urte Schwerdtner

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