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Biotop am Brockengipfel

Einsatz am Brocken: Freiräume für die Brocken-Anemone

Pflegeeinsatz auf dem Brocken: Das gemähte Gras wird zusammengeharkt und abgefahren. Foto: Baumgartner, Nationalpark Harz

Pflegeeinsatz auf dem Brocken: Das gemähte Gras wird zusammengeharkt und abgefahren. Foto: Baumgartner, Nationalpark Harz

Die Brocken-Anemone ist eine besonders geschützte Pflanze. Um ihr Biotop zu erhalten, mäht der Landschaftspflegeverband Harz regelmäßig die Bergwiesen am Brocken. Auch grasendes Rotes Harzer Höhenvieh ist im Einsatz gegen das wuchernde Gras.

Donnerstag, 14.09.2023, 10:00 Uhr

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Wernigerode. Im Einsatz für die bedrohte Pflanzenwelt: Um die seltenen Brockenanemonen zu schützen und ihren Lebensraum, die Zwergstrauchheide auf dem Brockenplateau, zu erhalten, ist es erforderlich, den starken Graswuchs oben auf dem Berggipfel in Schach zu halten. Mit Rindern und Handarbeit wirken Umweltschützer dem wuchernden Grün entgegen.

Die ohnehin konkurrenzstarken Gräser, die zudem vom Nährstoffeintrag aus der Luft und aus Niederschlägen profitieren, würden diese Flächen sonst rasch überwuchern und die bedrohten Pflanzenarten des Brockenplateaus verdrängen.

Darum wird ein Areal dort oben mit Harzer Rotem Höhenvieh von Brockenbauerfamilie Thielecke beweidet: Den Rindern dient das Gras als Nahrung, und sie halten den Lebensraum der Brockenanemonen offen, auch indem sie mit ihren Hufen die Grasnarbe durchtreten. Darüber hinaus sind auf den Flächen, die nicht beweidet werden, ebenfalls Biotoppflegemaßnahmen notwendig, um die sich bereits seit mehreren Jahren der Landschaftspflegeverband Harz kümmert.

Extensiv beweidet und gepflegt

So entsteht insgesamt ein enges Nebeneinander von extensiv beweideten, gemähten sowie ungenutzten Flächen, was die Strukturvielfalt des Berges erhöht und wovon neben der Pflanzenwelt wiederum auch die Tierwelt profitiert, wie zum Beispiel der „Charaktervogel des Brockens“, der Wiesenpieper (Anthus pratensis).

Seit Anfang dieser Woche sind Kerstin Rieche, die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Harz, sowie ihr Mann Dirk und weitere freiwillige Helferinnen und Helfer auf dem Brockenplateau im Einsatz: Sie mähen das Gras, harken es zusammen und fahren es ab. Es ist wichtig, diese Biomasse aus der Fläche zu entfernen und so den Überschuss an Nährstoffen zu reduzieren.

Grasschnitt als Futter

Der Grasschnitt kann dann entweder ebenfalls als Viehfutter verwendet werden, oder er wird kompostiert. Diese Mäharbeiten werden immer im Spätsommer auf mehreren ausgewählten Flächen erledigt.

Dabei soll später auch anhand der Vegetationsentwickung verglichen werden, ob und wie sich die beweideten Flächen von den gemähten unterscheiden. Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass sich die alljährliche Mahd der Brockenkuppe durch den Landschaftspflegeverband bereits positiv auf die Vegetationsentwicklung auswirkt.

Insgesamt sind es rund zwei bis drei Hektar, um die sich das Team des Landschaftspflegeverbands kümmert. Das dauert drei bis fünf Tage, berichtet Kerstin Rieche, die Diplom-Agraringenieurin ist. Die Pflege der Bergwiesen sei eine Hauptaufgabe ihres Verbandes, erläutert sie.

Notwendige Eingriffe

Das Brockenplateau gehört übrigens zur sogenannten Nutzungszone innerhalb des Nationalparkgebiets: Dort sind – wie auch auf einigen Bergwiesen im Großschutzgebiet – dauerhaft Eingriffe notwendig, um die Biotope mit ihren bedrohten Pflanzenarten zu erhalten. Würde mit Beweidung oder Mahd aufgehört, würden Gräser, Büsche oder Bäume diese Wiesen bald überwuchern.

Die Schutzgebietsfläche ist in drei verschiedene Zonen gegliedert. Als Nutzungszonen sind kulturhistorisch wertvolle Flächen wie die Bergwiesen, Bergheiden und Schwermetallrasen ausgewiesen. Hier werden langfristig Pflegemaßnahmen durchgeführt. Zudem fallen einige Siedlungs- sowie touristische Erholungsbereiche in diese Nutzungszone hinein, wie beispielsweise die beliebten Rodelhänge am Torfhaus.

Flächen im Schutzgebiet werden weitgehend sich selbst überlassen 

Die Nutzungszone hat den kleinsten Anteil und beträgt nur 0,7 Prozent der Gesamtfläche des Schutzgebiets. Den weitaus größten Anteil hat die Naturdynamikzone, oft auch Kernzone genannt: Dazu zählen inzwischen drei Viertel der Nationalparkfläche. Hier wird die Natur ganz sich selbst überlassen, damit eine dynamische Entwicklung ohne menschliche Eingriffe möglich ist. Es entsteht neue Wildnis.

Die dritte Kategorie ist die Naturentwicklungszone: Hier sind derzeit noch schonende Entwicklungsmaßnahmen erforderlich, damit sich auch diese Flächen zur Naturdynamikzone weiterentwickeln. Dazu gehört beispielsweise das Pflanzen von Laubbäumen auf geeigneten Standorten in den unteren Lagen des Nationalparks, wo bisher Fichtenforste standen. Dies ist notwendig, weil vielerorts die Samenbäume fehlen und keine natürliche Ausbreitung der Laubbäume möglich ist. red

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