Der Goslarer Südtirol-Sonderzug rollt im Sommer wieder

Abfahrt auf dem Goslarer Bahnhof: Um 21.35 Uhr macht sich im Jahr 2018 der Sonderzug auf seine lange Fahrt nach Südtirol ins Konfirmanden-Ferienseminar. Ein Jahr später bringt der bislang letzte Sonderzug die Jugendlichen aus Harz und Harzvorland in die alpine Bergwelt. Archivfoto: Heine
Der Sonderzug rollt 2024 wieder: Erstmals nach der Corona-Pandemie und somit seit 2019 reisen Konfirmanden aus der evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig in diesem Sommer wieder gemeinsam auf der Schiene ins dreiwöchige Ferienseminar.
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Goslar/Bad Harzburg/Liebenburg. Das Seminar verbringen sie in verschiedenen Quartieren in Südtirol. Und es gibt Besonderheiten und Neuerungen. Eher ungewöhnlich ist, dass die Abfahrt an einem Freitagabend über die Bühne geht.
Abreise an einem Freitagabend
Weil die Sommerferien in Niedersachsen in diesem Jahr nicht wie sonst meist mitten in der Woche beginnen, ist der 21. Juni als Reisetag auserkoren – traditionell am Abend des letzten Schultages. Bad Harzburgs Propst Jens Höfel und Immenrodes Pfarrerin Dagmar Hinzpeter, die als Vorsitzender und Vize den Förderverein fürs Konfirmanden-Ferienseminar (KFS) führen, wagen eine Premiere und tun sich mit ihren Gruppen zusammen. Sie nehmen mit ihrem gut 90 Köpfe zählenden Team mit Teamern und Wiederholungsfahrern Quartier in der Immenröder Stammunterkunft Pension Gatterer im Valser Tal.
Gottes-Erfahrungen, Bergerlebnisse und Indiaka-Turniere
Laut Höfel ist das KFS „die beste Art, wie man sich Konfirmandenunterricht vorstellen kann“. In einem Intensivseminar erleben Mädchen und Jungen die beeindruckende Bergwelt Südtirols, gehen beim Wandern an Grenzen und darüber hinaus, beschäftigen sich in Kleingruppen mit Kirchenfragen, messen sich in Indiaka-Turnieren und kehren gefühlt als junge Erwachsene in die Harzer Heimat zurück. Seit 1968 sind jährlich bis zu 1000 Teilnehmer dabei.
2024 werden es allerdings nur etwa 500 sein. Nicht mehr jede(r) Jugendliche lasse sich „so selbstverständlich“ konfirmieren, sagt Höfel. Und auch bei den Pfarrern müsse etwa erst eine Vertretung organisiert sein. Und trotzdem: „Es ist jede Menge KFS-DNA drin.“ In diesen Wochen liefen bereits die Schulungswochenenden für die Teamer der Gruppen, sagt Höfel.
Mit gut 40 Teilnehmern aus den vier Gemeinden Frankenberg, Stephani, Ohlhof und Sudmerberg reisen die Goslarer nach Südtirol und übernehmen dort das alte Bad Harzburger Quartier, die Pension Oberleiter in Luttach im Ahrntal. Frankenberg-Pfarrer Ulrich Müller-Pontow („unser Team freut sich riesig“) erhält Führungsverstärkung von Vikarin Katharina Roes und Frank Walter-Klimainsky aus Stephani, der dort für den Konfi-Unterricht verantwortlich zeichnet.
Liebenburger Experiment
Ins frühere Frankenberger Quartier, den Bruggerhof ebenfalls in Luttach, ziehen die Liebenburger Konfirmanden mit Pfarrer Dirk Glufke an der Spitze ein. Ein Experiment des überzeugten KFS-Anhängers Glufke, der 2007 schon einmal zusammen mit St. Stephani nach Südtirol gereist war, als der leider viel zu früh verstorbene Pfarrer Reinhard Brückner als kreativer Kopf noch unvergessene KFS-Konzepte vorantrieb. Mit inzwischen gewachsener Vertretungsreserve daheim im Liebenburger Kirchengemeindeverband und einer gut 30-köpfigen Konfi-Gruppe mit Braunlager Verstärkung wagt er im Sommer den Alleingang vielleicht schon wieder mit der Aussicht, sich im nächsten Jahr einer anderen Gruppe anschließen zu müssen oder zu dürfen, weil in Südtirol auch Gasthof-Kontingente zu erfüllen sind. Bisher gibt es nur 16Anmeldungen. „Aber wir arbeiten dran – und mein Traum lebt, das KFS bei uns zu verstetigen“, sagt Glufke.
Rückkehr am Donnerstag, den 11. Juli
Was bestimmt noch besser gelingt, wenn die Rückkehrer im Sommer ihre Eindrücke schildern. Als Tag der Ankunft daheim ist der 11. Juli ausgeguckt – ein Donnerstag. Mit Absicht ist das KFS deshalb einen Tag später, weil viele Eltern noch anschließend mit ihrem Nachwuchs in den Urlaub fahren wollen und der Samstag in einigen Regionen als Reisetag gesetzt sei, erklärt Höfel.
Rückblick: In den Jahren 2020 und 2021 musste die Südtirol-Fahrt aufgrund der Corona-Pandemie komplett ausfallen. 2021 gab es unter dem Motto „KFS zu Hause“ für die Konfirmanden Angebote in heimischen Gemeinden. Im Jahr 2022, als die Konfirmanden wieder fahren durften, schlug das Virus noch einmal zu. Vor allem die Goslarer Gruppe traf es hart, die wegen mehrerer Corona-Fälle ihr KFS fünf Tage früher als geplant beenden musste. Im Vorjahr war die Lage entspannt, aber gereist wurde noch in Bussen.