Der Fußboden unterm Bett ist in St. Andreasberg aus Schnee

Thomas Augusti aus dem Hunsrück sowie Reinhard Falkenstein und Rolf „Gaga“ Simon aus der Eifel zelten zum Winterfest auf der Walpurgiswiese im Kurpark in der Nähe des Kurhauses St. Andreasberg. Fotos: Eggers
„Brr“, mag da so mancher denken, aber 55 Gespannwagenfahrer aus ganz Deutschland und den Niederlanden zelten derzeit trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in St. Andreasberg. Warme Schlafsäcke und Feldbetten sollen ein Frieren verhindern.
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St. Andreasberg. Die meisten Passanten, die vom Kurpark in Richtung Teichtal gehen, frieren schon im Vorbeigehen. Auf der Walpurgiswiese am Kurhaus zelten derzeit 55 Gespannwagenfahrer. „Das wäre für mich nichts“, sagt Anja Haas aus Malente. Thomas Augusti aus dem Hunsrück sieht das anders. „Reinhold Messner hat ja auch kein Fünf-Sterne-Hotel gebucht, als er im Himalaja kletterte“, meint er.
Thomas Augusti kommt schon seit mehr als 15 Jahren zum Winterfest nach St. Andreasberg und zeltet zusammen mit anderen Freunden von Motorrädern mit Beiwagen. „Und weil wir Platz im Seitenwagen haben, passt da sogar ein Feldbett rein“, sagt er. Das hat er im Zelt aufgebaut, dazu ein warmer Schlafsack und man friere nicht, erklärt er. Sein Zelt hat dabei nicht einmal einen eigenen Boden, der Fußboden unterm Feldbett besteht aus Schnee.
Rolf Simon, der von allen Gaga genannt wird, betont, das beste Gespannwagenfahrer-Treffen hätte kürzlich bei Minus 18 Grad Celsius im Taunus stattgefunden. „Auch da haben wir gezeltet“, sagt er. Das gehöre dazu.

Viel Platz ist nicht, aber für zwei Nächte reicht es. Viele Gespannwagenfahrer haben sich sogar ein Feldbett mit nach St. Andreasberg genommen.
Die Gruppe der Gespannwagenfahrer ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Die Masse kommt schon seit Jahrzehnten zum Winterfest. Da wird auch munter gefrotzelt, und Thomas Augusti betont, er würde seit Jahren für die weiteste Anreise ausgezeichnet werden, wenn denn die Besucher aus den Niederlanden nicht wären. Auch die halten der Bergstadt bereits seit Jahrzehnten die Treue.
Betreut werden die Gespannwagenfahrer vor Ort von den Mitgliedern des Motorsportclubs St. Andreasberg im ADAC. Vorsitzender Friedel Fehl freut sich über die Resonanz, die zwar noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht habe, dennoch sei er zufrieden. „Und ich denke mal, der ein oder andere kommt vielleicht noch spontan vorbei“, meint er. Denn die Wettervorhersagen seien ja gut.
Für die Besucher hat der MSC unter anderem ein Gemeinschaftszelt aufgebaut, in dem sie zusammensitzen, essen, trinken und feiern können. Zudem könne auch bei doller Kälte der Konferenzraum im Kurhaus genutzt werden.
Duschen werde an dem Wochenende allerdings überbewertet, wie Rolf Simon ergänzt. „Das fällt so wie das Rasieren flach“, sagt der Mann aus der Eifel. Im nahen Kurhaus gebe es aber Toiletten und Waschbecken, die von den Gespannwagenfahrern genutzt werden können. Die Gespannwagenfahrer loben in diesem Zusammenhang immer wieder die Betreuung durch die St. Andreasberger und die Sauberkeit der sanitären Anlagen.