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Tag der offenen Tür

Denkmäler rund ums Große Bruch erzählen ihre Geheimnisse

Blick in den Alten Kornboden, der zum Hessener Schlossensemble gehört – Raum so weit das Auge reicht. Die Innenmaße betragen 15 mal 85 Meter, die Wandstärke des Gebäudes liegt bei etwa einem Meter. Bis zu 80 Zentimeter hoch war dieser Boden nach der Ernte mit Korn vollgeschüttet. Foto: Gereke

Blick in den Alten Kornboden, der zum Hessener Schlossensemble gehört – Raum so weit das Auge reicht. Die Innenmaße betragen 15 mal 85 Meter, die Wandstärke des Gebäudes liegt bei etwa einem Meter. Bis zu 80 Zentimeter hoch war dieser Boden nach der Ernte mit Korn vollgeschüttet. Foto: Gereke

„Talent Monument“ lautete der Titel zum 30. Tag des offenen Denkmals. Und wahrhaft monumental präsentierte sich so manche Besonderheit mit ihren kleinen Geheimnissen rund ums Große Bruch. Zwischen Hornburg und Hessen gab es allerhand zu entdecken.

Von Andreas Gereke Freitag, 15.09.2023, 15:00 Uhr

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Nordharz. „Talent Monument“ lautete der Titel zum 30. Tag des offenen Denkmals. Aber wie wird man Besitzer eines wahren Monuments? In dem man eigentlich etwas anderes haben möchte. Ein Beispiel dafür ist der Hessener Dachdecker Udo Fischer. Der hatte es eigentlich auf eine Scheune an der Bundesstraße 79 abgesehen.

Nur im Doppelpack

Doch der Besitzer wollte nur im Doppelpack verkaufen, er hatte also auch den Alten Kornspeicher mit zu übernehmen. Und so geschah es: „Um 10 Uhr haben wir den Vertrag unterschrieben, um 13 Uhr war ich schon auf dem Dach des Kornspeichers, um es notdürftig zu flicken“, erinnert er sich. Das war im Dezember 2021. Seitdem widmet er sich gemeinsam mit seiner Frau in Eigenleistung dem Erhalt des historischen Gebäudes, dass zum Hessener Schlossensemble zählt.

Die Aufnahme verdeutlicht, welche Dimensionen das zum Hessener Schlossensemble gehörende Gebäude, in dem einst Korn lagerte, hat. Foto: Gereke

Die Aufnahme verdeutlicht, welche Dimensionen das zum Hessener Schlossensemble gehörende Gebäude, in dem einst Korn lagerte, hat. Foto: Gereke

Viel galt es seitdem an dem Koloss herzurichten, die Etagen zu beräumen. Um nicht angesichts der Größe zu verzweifeln, musste er eine Tür einsetzen. Die trennt den gigantischen historischen Kornboden nun erst einmal vom Rest ab. So sehe er nicht ständig, welche Arbeiten noch auf ihn warten, so Fischer. Und die lauern in den schier endlosen Weiten zuhauf. Das Innenmaß beträgt etwa 15 mal 85Meter.

Falsche Jahreszahl

„Etwa 80 Zentimeter hoch war hier der Boden nach der Ernte mit Korn gefüllt. In der ersten Lageretage lasteten bis zu 450 Kilogramm pro Quadratmeter, in der zweiten auch, in der obersten dann 240 Kilogramm pro Quadratmeter“, weiß er. Ganz am Ende fällt das Licht durch ein kleines Fenster an der Giebelseite. Die Wände? Dick wie eine Burg: Um eine neue Stromversorgung zu legen, versuchte er durchzubohren: „Mein 90 Zentimeter-Bohrer reichte nicht.“

Stolze Eigentümer: Beate und Udo Fischer vor dem Alten Kornboden. Sie hat in einem Teil des Monuments ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Foto: Gereke

Stolze Eigentümer: Beate und Udo Fischer vor dem Alten Kornboden. Sie hat in einem Teil des Monuments ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Foto: Gereke

Seine Pläne: Bis zum nächsten Tag des offenen Denkmals will er die dazugehörige Mühle in Gang bringen. „Man muss schon bekloppt sein, so etwas zu machen“, gesteht er. Aber dafür erntet er Lob: „Es ist geil, dass das jetzt jemand erhält.“

Größte Aufgabe bei der Hopfenspeicher-Sanierung: die statische Ertüchtigung. Foto: Gereke

Größte Aufgabe bei der Hopfenspeicher-Sanierung: die statische Ertüchtigung. Foto: Gereke

Fördergelder flossen für Fischer nicht. Anders als beim Großen Hopfenspeicher in Hornburg. Das nun fertig restaurierte Denkmal lockte die Besucher. Überhaupt war Hornburg so etwas wie das Epizentrum im nördlichen Harzvorland beim Tag des offenen Denkmals: Ausstellung im Museum, Vorträge in der Marienkirche, die ebenfalls frisch sanierte Unterpfarre, zu der eine Themenführung leitete.

In Hornburgs Großen Hopfenspeicher können sich Interessierte auch darüber informieren, wie das historische Ausfüllen von Gefachen erfolgte. Foto: Gereke

In Hornburgs Großen Hopfenspeicher können sich Interessierte auch darüber informieren, wie das historische Ausfüllen von Gefachen erfolgte. Foto: Gereke

Historiker Dr. Thomas Dahms schlüpfte dazu in die Rolle des Pfarrers Andreas Corvinus, für den die Unterpfarre einst als Wohnhaus errichtet worden war. „Das lateinische Corvinus hört sich doch viel besser an als Rabe“, leitete er zum Lebenslauf des Geistlichen über, der in Hornburgs großer Zeit, als die Stadt Zentrum des norddeutschen Hopfenanbaus war, über 40 Jahre lang als Pfarrer wirkte. „Die Stadt wollte diesen Mann so sehr haben, dass sie ihm ein Haus baute, das heute vom damaligen Wohlstand zeugt.“

Der Historiker Dr. Thomas Dahms führt in der Figur des Pfarrers Andreas Corvinus die Interessierten am Tag des offenen Denkmals zu dessen ehemaligen Wohnhaus, das die Hornburger für den Geistlichen einst errichtet hatten. Foto: Gereke

Der Historiker Dr. Thomas Dahms führt in der Figur des Pfarrers Andreas Corvinus die Interessierten am Tag des offenen Denkmals zu dessen ehemaligen Wohnhaus, das die Hornburger für den Geistlichen einst errichtet hatten. Foto: Gereke

Corvinus starb 1646, er erlebte noch die teilweise Zerstörung der Stadt durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg und setzt sich für den sofortigen Wiederaufbau der Lateinschule ein. Sie kennzeichnet eine Besonderheit: eine doppelzeilige Balkeninschrift. Dahms: „Meines Wissen einmalig in Deutschland.“ Und sie ist das Vermächtnis von Corvinus: Die Bildung der Jugend sei als Fundament der Gesellschaft anzuerkennen, stehe dort, so Dahms. Übrigens: 1646 erfolgte der Wiederaufbau – am Haus steht 1546. Bei der Restaurierung geschah da ein kleiner Fehler.

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