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Hilfe für Ukrainer und Oberharzer

Clausthaler Netzwerk sucht Paten für Flüchtlinge

Die Koordinatoren vom „Netzwerk Helfen“: Heinz Broi und Dorothea Römpage. Foto: Potthast

Die Koordinatoren vom „Netzwerk Helfen“: Heinz Broi und Dorothea Römpage. Foto: Potthast

Heinz Broi und Dorothea Römpage koordinieren das "Netzwerk Helfen" in Clausthal-Zellerfeld, das sich einerseits um Nachbarschaftshilfe kümmert und andererseits um Flüchtlinge. Für die Betreuung von Ukrainern im Oberharz werden aber noch Paten gesucht.

Von Angela Potthast Mittwoch, 04.05.2022, 16:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Sie treten an, um Menschen im Alltag zu unterstützen. Nachbarschaftshilfe hatten sich die Ehrenamtlichen des „Netzwerks Helfen“ ursprünglich auf die Fahne geschrieben. Im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/2016 richtete sich der Fokus der Hilfsbereitschaft auf Geflüchtete. Viele von ihnen verließen jedoch im Laufe der Zeit die Berg- und Universitätsstadt, das Netzwerk hingegen blieb engagiert. Dessen Mitwirkende sind daher bereit, sich nun auch um Ukrainer zu kümmern, die wegen des Krieges aus ihrer Heimat flohen. Derzeit bestehen sechs Kontakte.

70 Mitglieder hat das „Netzwerk Helfen“, bis zu 15 haben laut Koordinatorin Dorothea Römpage ihre Bereitschaft erklärt, Paten für ukrainische Geflüchtete zu werden. Bislang hätten sich jedoch nur wenige Ukrainer an sie gewandt. Das könne sich aber schnell ändern, denn die Situation sei ja eine dynamische.

Bei ihr und seit Kurzem bei Heinz Broi laufen die Netzwerk-Fäden zusammen, sie vermitteln die Patenschaften, schreiten zur Tat, „wenn Dritte mit ins Boot geholt werden müssen“, wie Heinz Broi es formuliert. Dritte sind beispielsweise Banken, der Landkreis Goslar, Sportvereine und Vermieter.

Als Koordinatoren kennen Römpage und Broi die jeweiligen Ansprechpartner und das jeweilige Prozedere, was die Abwicklung der Belange vereinfacht. Ein Beispiel für Einsätze, die sie übernehmen: In der Wohnung einer vom Netzwerk betreuten Familie aus dem Mittleren Osten seien Mängel festgestellt worden, Dorothea Römpage habe deswegen mehrfach den Vermieter angeschrieben, das Jobcenter informiert, das in dem Fall die Miete bezahle, und wolle sich noch mit dem Mieterverein ins Benehmen setzen.

Dass in derlei Fällen die Koordinatoren eingeschaltet werden sollen, steht auch auf der Checkliste für Handlungshilfen. Die bekommen die Netzwerk-Aktiven in die Hand, die Neubürger begleiten möchten. Als Paten sind sie in Verbindung mit denjenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und sich in einer fremden Stadt eines fremden Landes wiederfinden. Sie erkundigen sich unter anderem danach, ob „ihre“ Neubürger bereits beim Landkreis Goslar registriert sind oder Leistungen beziehen, ob sie schon ein Konto eingerichtet haben, ob ihre Kinder in Schule oder Kindergarten angemeldet sind und ob eine Krankenversicherung besteht. Ebenso fragen sie nach, ob schon eine Berechtigungskarte vorliegt für den Clausthaler Tisch „Lazarus“ und ob Möbel, Haushaltsgegenstände, Kleidung oder Sonstiges fehlen.

Allerdings ist es Prämisse des Netzwerks, die Verantwortung bei den Familien zu lassen. Denn sie wüssten am besten, was sie bräuchten, so ist es in einem Merkblatt festgehalten. Und: „Alles, was sie können, sollen sie selber machen.“ Die Paten würden lediglich anschieben – und das eben nur, wenn gewünscht. Es gelte, Abhängigkeiten zu vermeiden. Der Lebensunterhalt sei ja gesichert. Und für die Wohnungsausstattung, sagt Dorothea Römpage, stelle der Landkreis Goslar einen bestimmten Betrag zur Verfügung.

Damit neue Mitbürger – nach dem Flüchtlingsstrom 2015/2016 sind ja weitere angekommen – die neue Sprache, die sie in speziellen Kursen andernorts gelernt haben, auch anwenden können, ist vor langer Zeit schon das Angebot „Wir sprechen Deutsch“ vom Netzwerk ausgerufen worden. Das Festigen der deutschen Sprache habe sich, so Dorothea Römpage, zum Schwerpunkt der Netzwerk-Arbeit entwickelt. Mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr werde im Plenum und in Kleingruppen mit viel Spaß und Freude an Sprechimpulsen und Texten geübt. Vielleicht bald auch mit Teilnehmern aus der Ukraine.

Was auf dem Plan der Koordinatoren steht: Das Begegnungscafé wieder zu öffnen und einen Basar zu organisieren. Das Netzwerk hat noch reichlich gespendetes Spielzeug, das dann an die Kinder ausgegeben werden soll. Für die Veranstaltung braucht Dorothea Römpage jedoch Leute, die mitmachen. Wenn sie die in ausreichender Zahl aus ihrem Netzwerk-Umfeld angeheuert hat, kann ein Termin für den Basar festgelegt werden.

Die Netzwerk-Aktiven sind also auch auf anderen Ehrenamtsarbeitsgebieten umtriebig, nicht nur als Paten. Weitere Unterstützung, in welcher Form sie den Koordinatoren auch angeboten werden mag, sei wünschenswert. Wer Interesse hat, mitzuwirken, kann sich an Dorothea Römpage wenden unter der E-Mail-Adresse dorothea.roempage@gmx.de oder unter der Rufnummer (05323) 3077. Diese Kontaktdaten gelten ebenso für Flüchtlinge und bedürftige Einheimische, die die Netzwerk-Hilfe gerne in Anspruch nehmen möchten.

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