Brände in Clausthal-Zellerfeld halten Polizei in Atem

2023 brennt es mehrmals in der Kleingartenanlage, einen Brandstifter kann die Polizei bislang nicht stellen. Archivfoto: Neuendorf
Die Polizei Oberharz präsentiert die Kriminalstatistik von 2023: In der Kernstadt sind die Straftaten um mehr als 27 Prozent gestiegen. Herausragend sind zwei versuchte Tötungsdelikte, mehrere Brandstiftungen und ein verurteilter Autoknacker.
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Clausthal-Zellerfeld. Die Straftaten in der Kernstadt von Clausthal-Zellerfeld sind von 2022 zu 2023 um mehr als 27 Prozent auf 743 Delikte gestiegen. Dass sich das bedenklich anhört, weiß auch der Oberharzer Kommissariatsleiter Steffen Jach. Er relativiert den Anstieg jedoch dahin gehend, dass im ganzen Land ähnliche Trends zu beobachten seien und die Zahlen wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hätten. Zwei versuchte Tötungsdelikte, mehrere Einbruchsdiebstähle aus Autos und ungeklärte Brandstiftungen haben die Oberharzer Polizisten in Atem gehalten. Ihnen ist aber auch ein besonderer Ermittlungserfolg geglückt.
Bei der Präsentation der Kriminalstatistik von 2023 sagen Jach und sein Kollege Gerd Steckhan, Leiter des Kriminalermittlungsdienstes, dass sich die Anzahl der Straftaten in Wildemann von 2022 zu 2023 auf 22 Taten halbiert haben. Begründet sei dies durch die Streitigkeiten rund um den Bergbauernhof im Jahr 2022 und die hohe Anzahl der dort verzeichneten Straftaten. In Altenau bearbeiteten die Polizisten im vorigen Jahr 106 Fälle, was einen leichten Anstieg von sieben Prozent bedeute.
„Im Oberharz lässt es sich sicher leben“
Somit wurden in der ganzen Berg- und Universitätsstadt871 Straftaten begangen. „Liegt das durchschnittliche Straftatenaufkommen je 100.000 Einwohner in Niedersachsen bei 6796, so beträgt es im Oberharz nur 5600. Daraus ist zweifelsfrei erkennbar, dass es sich bei uns sehr sicher leben lässt“, versichert Polizei-Chef Jach.
Das bedeutet aber dennoch nicht, dass seine Kollegen im Vorjahr nichts zu tun hatten: Um 85 Prozent stieg nämlich die Anzahl der Körperverletzungen. Während es 2022 noch 107 Delikte waren, bearbeiteten die Oberharzer Beamten 2023 199 Fälle. Die gefährlichen Körperverletzungen haben sich von 14 auf 23 Taten erhöht. Steckhan erklärt, dass die Polizei aufgrund dieser Zahlen noch mehr Präventionsarbeit leisten wolle.
Die wohl herausragendste Straftat war die Messerstecherei auf offener Straße im August. Wie berichtet wurde der Täter kürzlich verurteilt. Der 22-Jährige verbleibt auf unbestimmte Zeit in der Psychiatrie. Kommissariatsleiter Jach ist den zahlreichen Passanten dankbar, die sich heldenhaft dafür eingesetzt haben, das schwer verletzte 24-jährige Opfer zu retten. Zwei von ihnen erhielten im März den Goslarer Zivilcourage-Preis. Der Polizei-Chef zeigt sich nach wie vor beeindruckt davon, wie sich die Bürger selbst in Lebensgefahr begeben haben, um den Täter in die Ecke zu drängen.
Im November beschäftigte die Polizei eine weitere versuchte Tötung: Ein 44-Jähriger wurde bei einem Streit in der Rollstraße nach dem gemeinsamen Alkoholkonsum lebensgefährlich verletzt. Der42-jährige Beschuldigte befindet sich wie berichtet weiterhin auf der Flucht. Kommissariatsleiter Jach erläutert, dass die Sachbearbeitung bei der Polizei in Goslar erfolgte. Man habe sich aber gegen eine öffentliche Fahndung entschieden, weil sich der mutmaßliche Täter nach Polen abgesetzt haben soll.
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Oberharzer Polizisten laut Steckhan 2023 fast doppelt so viele Fälle von häuslicher Gewalt bearbeitet, nämlich 39. Der Leiter des Kriminalermittlungsdienstes weiß, dass sich in den vergangenen Jahren das Anzeigeverhalten geändert habe. Während häusliche Gewalt früher als familiärer Konflikt wenig zur Anzeige gekommen sei, werde das Thema nun viel sensibler behandelt. Steckhan sagt, dass es nicht unbedingt mehr Fälle von häuslicher Gewalt gegeben habe, das Dunkelfeld sich aber verkleinere.
Feuer in der Erbprinzentanne kurz vor Jahresende
Auffällig sind in Clausthal-Zellerfeld die regelmäßigen Brände in der Kleingartenkolonie Roseneck: 2023 stand dort zweimal dieselbe Laube in Flammen und in diesem Jahr bereits schon wieder die benachbarte Hütte. Gleiches gilt für mehrere Brände in Papiercontainern in dem Bereich sowie einer Garage. Die Häufung ist natürlich auch der Polizei aufgefallen. Im GZ-Gespräch erläutert Jach aber auch, dass es nicht möglich sei, die Straße über mehrere Monate zu observieren. So weit lägen die Brandstiftungen auseinander. Die Polizei greife jedoch auf unterschiedliche Maßnahmen zur Fahndung zurück. Darum sei eine Angst in der Bevölkerung nicht erforderlich.
Weiterhin gab es mehrere Hausfriedensbrüche und Sachbeschädigungen in der Erbprinzentanne, so Jach. Ende des Jahres kam es auch zur Brandlegung in zwei Zimmern. Das große Gelände der ehemaligen Klinik ist als „Lost Place“ bekannt und wird dem Kommissariatsleiter zufolge von abenteuerlustigen Menschen aufgesucht, die sich nicht an Regeln halten. Einen Täter für die Brandstiftung konnte die Polizei in Goslar noch nicht ermitteln.
Polizei-Chef Jach berichtet von einer erheblichen Steigerung an Ladendiebstählen: 2021 waren es 18 Taten, 2022 38 und 2023 45 Delikte. Während 2022 nur ein Wohnungseinbruch angezeigt wurde, waren es im Folgejahr gleich zehn. Der Kommissariatsleiter klärt auf, dass es sich dabei aber meist um Taten junger Erwachsener gehandelt habe, die in Wohnungen von Bekannten eindringen, um vermeintliche Schulden durch Wertgegenstände auszulösen.
Weniger Vandalismus in Clausthal-Zellerfeld
Und zum Schluss noch etwas Positives: Die Zahl der Sachbeschädigungen – ob an Autos, Graffiti oder sonstiger Vandalismus – ging von 101 auf 65 Taten zurück. Damit sei das Niveau der vergangenen Jahre wieder erreicht und das Jahr 2022 als negativer Ausreißer zu betrachten.

Gerd Steckhan freut sich als Leiter des Kriminalermittlungsdienstes über eine Fahndungserfolgsquote von 65 Prozent. Foto: Knoke
Außerdem hat die Oberharzer Polizei ihren Fahndungserfolg von 63 auf 65 Prozent erhöht und steht damit sogar etwas besser da als das Land. Stolz erzählt Jach von einem Fall: Die Polizei hat im vorigen Jahr einen Autoknacker geschnappt, der mehrere EC-Karten und sonstiges Diebsgut erbeutet hat. Als der 24-Jährige eine gestohlene Geldkarte benutzt hat, wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt. Aufmerksame Einsatzkräfte des Polizeikommissariats erkannten den Täter im Stadtgebiet und konnten ihn festnehmen. Er ist laut Jach mittlerweile verurteilt und verbüßt eine anderthalbjährige Haftstrafe.