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Naturschutzgebiet Appelhorn

Bei Ostlutter weiden Schafe und Rinder für den Artenschutz

Kommt eine Herde angerannt: Im Appelhorn nehmen sich Schafe der Rasse „Easy Care“ und Moorschnucken Stück für Stück der Wiesen vor. Foto: Gereke

Kommt eine Herde angerannt: Im Appelhorn nehmen sich Schafe der Rasse „Easy Care“ und Moorschnucken Stück für Stück der Wiesen vor. Foto: Gereke

Der November zeigte sich von seiner besten Seite: Nässe, Kälte, Wind... Doch in den Weiten des Naturschutzgebietes Appelhorn zwischen Ostlutter und Bredelem war trotzdem tierisch was los. Der Landkreis stellte Details seiner Landschaftspflege vor.

Von Andreas Gereke Freitag, 18.11.2022, 14:00 Uhr

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Ostlutter. Im Bereich des ehemaligen Standortübungsplatzes der Bundeswehr können sie bei der Arbeit beobachtet werden: Dort weiden auch jetzt im Spätherbst sowohl Schafe als auch Rinder der Rasse Harzer Rotes Höhenvieh. Die Tiere helfen, die oftmals nicht auf den ersten Blick erkennbare Artenvielfalt im Naturschutzgebiet nachhaltig zu schützen und zu fördern.

Stark vernachlässigt

Die Pflege des Gebietes war in den vergangenen Jahren stark vernachlässigt, durch das Abmulchen von Flächen sogar in ihrem Zustand bedroht. Die Mulchmahd verblieb nämlich auf den Flächen, Kräuter konnten sich kaum entwickeln. Die Bundesimmobiliengesellschaft (Bima) als Eigentümerin des Areals entschied, die Pacht der Flächen neu zu vergeben. Nun lassen dort die Schäferei Kroll (auf 60 Hektar) und der Harz Vorland Hof Bock (auf 30 Hektar) ihre Tiere weiden. Anhand eines gemeinsam abgestimmten Pflegeplanes und mithilfe der vierbeinigen Landschaftspfleger soll die Fläche aufgewertet werden. Mit Graf von Hardenberg, ebenfalls anteiliger Flächeneigentümer, konnte ein weiterer Unterstützer der Pflege mit Weidetieren auf dem Appelhorn gewonnen werden, erklärt Mandy Henning-Hahn von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar.

Rund 40 Rinder der Rasse Rotes Harzer Höhenvieh weiden in den Weiten des Naturschutzgebietes Appelhorn und sind als „Artenschützer“ im Einsatz. Foto: Gereke

Rund 40 Rinder der Rasse Rotes Harzer Höhenvieh weiden in den Weiten des Naturschutzgebietes Appelhorn und sind als „Artenschützer“ im Einsatz. Foto: Gereke

Im Vordergrund steht vor allem die Pflege der weitläufigen Offenlandflächen – in dieser Größe etwas Besonderes im Landkreis Goslar: „Sie stehen durch ihre langjährige Nutzung als Dauergrünland zum Teil auch unter zusätzlichem Biotopschutz. Ausschlaggebend dafür ist eine besondere Artenvielfalt in den Wiesenflächen, die auch geschützten Vogelarten wie Feldlerchen und Neuntöter einen wertvollen Rückzugsraum bieten“, erläutert Henning-Hahn. Auch viele Fledermausarten ließen sich nachweisen. Die Insektenvielfalt ist hoch – und dürfte durch die Anwesenheit der Weidetiere noch größer werden. „Und es besteht der Verdacht, dass der sehr seltene Wachtelkönig hier existiert“, fügt sie an.

Maschine kein Ersatz

Die Beweidung bietet den Vorteil, dass dominante Gras- und Pflanzenarten nicht die Oberhand gewinnen, was bei Maschineneinsatz der Fall ist. „Die Offenhaltung und Pflege durch extensiv eingesetzte Weidetiere kann nicht durch maschinelle Pflege ersetzt werden“, so Karl Könecke, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Goslar. Besonders mithilfe weidender Schafe kann der Artenschutz berücksichtigt werden, da Wiesen nicht in einem Stück bewirtschaftet werden. Es entwickeln sich verschiedene Wuchshöhen, von denen Vögel, Insekten und Pflanzen profitieren. „Landschaftspflege ist nötig, sonst würde im Laufe der Zeit Wald entstehen“, so Henning-Hahn.

Informieren über die Landschaftspflege (v.li.): Mandy Henning-Hahn, Schäfer Andreas Kroll, Rinderzüchter Daniel Morick, Karl Könecke und Carolin Kluger (beide Landschaftspflegeverband). Foto: Gereke

Informieren über die Landschaftspflege (v.li.): Mandy Henning-Hahn, Schäfer Andreas Kroll, Rinderzüchter Daniel Morick, Karl Könecke und Carolin Kluger (beide Landschaftspflegeverband). Foto: Gereke

Das Naturschutzgebiet Appelhorn ist ein beliebtes Ausflugsziel. Damit Schafe und Rinder aber bei der Landschaftspflege nicht gestört werden, bitten die Projektverantwortlichen um Rücksicht. „Immer wieder kommt es vor, das Hundehalter ihre Tiere ableinen und die Wege verlassen“, erzählt Kroll. Aber auch das Stehenbleiben an der Weide sorge für Unruhe, denn die Herdenschutzhunde, die die Schafe bewachen, um sie vor Luchs oder Wolf zu schützen, springen an. „Sie brauchen aber tagsüber Ruhe, damit sie fit für ihren Einsatz in der Nacht sind.“ Für Unruhe sorgten aber auch schon Drohnenpiloten, die ihr Flugobjekt über die Köpfe der Schafe steuerten. „Die Tiere geraten in Panik und können sich dann im Zaun erhängen“, so Kroll.

Im Appelhorn gilt eine ganzjährige Leinenpflicht. Hunde dürfen also auch außerhalb der Brut- und Setzzeit nicht frei herumlaufen. Auch das Be- und Durchfahren des Gebietes ist nur Eigentümern oder Pächtern der Flächen gestattet, um unnötige Störungen zu vermeiden.

 

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