Bahnhof: Seesens Tor zur Stadt erstrahlt in neuem Glanz

Die Linimed-Geschäftsführer Christian Ruppe (li.) und David Bock setzen im Beisein der Bauherren Bernd Frerichs (2.v.li.) und Friedrich von Petersdorff-Campenzum symbolischen Scherenschnitt an. Foto: Gereke
Das historische Bahnhofsgebäude in Seesen wurde umfassend und denkmalgeschützt umgebaut. Lange Zeit herrschte hier Leerstand. Jetzt ziehen neben einem Bahnservicecenter eine chirurgische Praxis und auch eine Pflege-Wohngemeinschaft ein.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Seesen. In das historische Seesener Bahnhofsgebäude zieht wieder Leben ein. Nach rund zweijährigem Umbau enden nun die Arbeiten und die Etagen werden ihren künftigen Nutzern übergeben. Ein Tor zur Stadt erstrahlt in neuem Glanz.
Während im Erdgeschoss ein Oralchirurg seine Praxis eröffnet hat und an der südlichen Stirnseite die Deutsche Bahn mit Förderung des Regionalverbands ein Servicecenter betreibt, kommen in die oberen Räumlichkeiten vier hochwertige Ferienwohnungen mit Boardinghouse-Charakter. Dazu ist im ersten Obergeschoss eine Intensivpflege-Wohngemeinschaft der Linimed GmbH zu finden.
In der WG können künftig bis zu acht Patienten versorgt werden. Überzeugt habe die Linimed GmbH vor allem die zentrale Lage und die gut nutzbare Gebäudestruktur des alten Bahnhofs, weshalb sie von ihrem alten Standort Kirchberg, wo es nur vier Patientenplätze gab, nach Seesen umzog, heißt es.
Selbstbestimmtes Leben
„Bereits seit 30 Jahren bieten wir Patienten, die aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls eine intensivpflegerische Versorgung benötigen, eine hochprofessionelle Pflege in einem familiären und privaten Umfeld an“, erklärte Linimed-Geschäftsführer Christian Ruppe. Die Linimed GmbH gibt es seit 1994, sie beschäftigt rund 800 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Stammsitz in Jena hat 19 Standorte in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Im historischen Bahnhof Seesen wird den Patienten ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Klinik oder Pflegeheim ermöglicht. Die barrierefreie Wohnung mit Gemeinschaftsraum, eigenen Bädern und hellen Zimmern bilde ein wichtiges Angebot in der kommunalen Daseinsvorsorge, so Linimed. Ziel ist dabei immer, den Gesundheitszustand der schwer kranken Patienten zu verbessern oder Fähigkeiten zumindest zu erhalten. In der außerklinischen Intensivpflege gehe es aber nicht nur um Hightech-Medizin. „Die Patienten wollen sich geborgen und zu Hause fühlen.“ Kleine und überschaubare WGs in einem ganz normalen Wohnumfeld seien dafür genau das Richtige.

Das historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1865: Die Sandsteinfassade ist saniert, als modernes Element kommt ein gläserner Fahrstuhl hinzu. Foto: Gereke
„Vor sich hingerottet“
Das mit dem Angebot in der kommunalen Daseinsvorsorge unterstreicht Bürgermeister Erik Homann prompt. „Es stärkt den Medizin- und Pflegestandort Seesen und ist die siebte Einrichtung dieser Art“, sagte der Seesener Verwaltungschef. Sein Dank galt den Investoren. „Sie haben sich des Bahnhofsgebäudes, das viele Jahre vor sich hingerottet ist, angenommen.“ Homanns Fazit: „Unsere Stadt wird Schritt für Schritt schöner.“ Und er hofft, dass die Stadt selbst mit einem neu gestalteten Bahnhofsvorplatz bald nachziehen kann. Die Bauherren, das sind Bernd Frerichs und Friedrich von Petersdorff-Campen. Bereits 2011 kauften sie das Gebäude – und dann begann eine lange Zeit der Planung, ehe 2021 der Baustart erfolgte.
Nun hat das historische Gebäude eine Komplettsanierung hinter sich. „Im Innern ist kein Stein auf dem anderen geblieben, alles ist barrierefrei, während außen die Sanierung denkmalgerecht erfolgte“, sagt Frerichs. Die Fenster sind neu aus Holz gefertigt im Stil des 19. Jahrhunderts, oben schmückt den Bahnhof ein für Sandsteinbauten typisches Dach, die Fassade ist vollständig gereinigt und ausgebessert worden. Das Investoren-Duo vertraute Handwerken der Region, für deren Arbeit sie nur Komplimente übrig haben.

Blick aus dem Fenster einer künftigen Ferienwohnung auf den Bahnhofsvorplatz, dessen Umgestaltung die Stadt anstrebt. Foto: Gereke
Lob für Denkmalschützer
Ins Auge fällt der moderne Fahrtstuhl an der Bahnhofsplatzseite – trotz der Tatsache, dass der Bau unter Denkmalschutz steht. „Auch die Behörde hat sich etwas getraut“, sagt Architekt Rainer Freienberg, der die Denkmalschützer für diesen Mut lobt.
Allerdings dauerten die Bauarbeiten ein Jahr länger als einstmals geplant. „Eigentlich wollten wir im August 2022 fertig werden“, sagt von Petersdorff-Campen. Doch angesichts von Corona und Krieg in der Ukraine sowie die üblichen Überraschungen, die ein Altbau nun mal bereithält, dauerte Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.es länger. Dafür präsentiert sich das 1865 errichtete Gebäude nun so, wie es ihnen immer vorschwebte: „Wir wollten immer eine kombinierte Nutzung“, sagen die Bauherren. Nur über eines sprechen sie nicht: Wie viel Sanierung und Umbau kosten.
Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.