Bahnhöfe im Harz gesperrt: Ersatz-Busse kommen mit Verspätungen

Ersatzverkehr mit dem Bus, weil der Bahnverkehr im Landkreis Goslar derzeit in mehreren Bahnhöfen ruht. Foto: Stade
Bis Ende dieses Monats müssen Pendler öffentlichen Personennahverkehr im Harz noch mit Problemen rechnen. Weil die Stellwerkstechnik digitalisiert wird, sind Bahnhöfe gesperrt. Statt der Bahn fahren Busse, die aber kommen immer wieder mal zu spät.
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Harz. Nach wie vor haben Pendler, die wegen der Schienensperrungen im Landkreis Goslar auf den Bus umsteigen müssen, Probleme pünktlich an den Arbeitsplatz kommen. Derweil lobt ein Bahnexperte grundsätzlich, dass die mechanischen Stellwerke abgebaut und auf digitale Technik umgestellt werden.
Die gute Nachricht vorweg: Die Pendlerin aus Ringelheim, die am Montagfrüh um 6.16 Uhr in der Kälte vergeblich auf ihren Bus nach Goslar wartete, der die Lücke im Schienenverkehr schließen soll, kommt seither und das sogar meist pünktlich. Probleme werden aktuell hingegen von der Strecke zwischen Vienenburg und Goslar gemeldet. Andreas Konrad, der als Sportredakteur bei der GZ arbeitet und zwischen Braunschweig und Goslar pendelt, vermutet sogar, dass die Fahrtzeit für den Bus grundsätzlich zu knapp bemessen ist.
Zu knapp bemessen?
Konrad fuhr am Donnerstag von Braunschweig mit dem Zug nach Vienenburg und musste dort in den Ersatz-Bus steigen, weil die Bahnhöfe Goslar und Oker wegen der Arbeiten an den Stellwerken gesperrt sind. Der Bus fuhr um 9.05 Uhr zwei Minuten später als vorgesehen ab und erreichte Goslar zehn Minuten nach der geplanten Ankunft um9.36 Uhr, berichtet Konrad.
Selbst die drei Minuten Verzögerung des Busses, der von Goslar kommend in Vienenburg eingetroffen war, wo Konrad einstieg, waren für die 20 bis 25 Fahrgäste ärgerlich: Der Zug nach Braunschweig, den sie vermutlich erreichen wollten, war schon weg, berichtet der Sportredakteur.
Ob die Strecke zwischen Vienenburg und Goslar mit Halt in Oker mit dem Bus überhaupt in 21 Minuten zu bewältigen ist? Ein weiterer Pendler berichtet, er sei ebenfalls am Donnerstag um 9.24 Uhr von Braunschweig mit dem Zug nach Vienenburg gefahren. Der Bus fuhr um 10.03 Uhr oder wenige Minuten später ab und erreichte das Ziel Goslar um 10.40 Uhr statt planmäßig um 10.26 Uhr und damit mit noch größerer Verspätung.
Digitaler Vorteil
Grund für den Bus-Ersatzverkehr ist das digitale Stellwerk, das in Göttingen in Betrieb genommen wird. In den Bahnhöfen im Landkreis Goslar werden bis Montag, 30.Oktober, nach und nach die mechanischen Stellwerke abgebaut. Weichen und Gleissperren etwa werden künftig digital gesteuert. Bahnbetreiber Erixx hat am Donnerstag bis zum Redaktionsschluss nicht mehr auf eine Anfrage der GZ geantwortet, um zu erfahren, von welchen weiteren Strecken derzeit Probleme gemeldet werden. Unterdessen begrüßt Michael Reinboth aus Walkenried, Sprecher der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“, die längst überfällige digitale Stellwerks-Umstellung. Nach seinen Worten hätte sie schon vor vielen Jahren erfolgen sollen. Mit den mechanischen Stellwerken verschwinde „ein Risikofaktor“, sagt Reinboth. Die Technik „war letztlich anfällig und der Grund für Verspätungen“, erklärt er. Darüber hinaus sei das Personal knapp, es habe deswegen immer wieder Probleme gegeben. Die anstehende Digitalisierung bezeichnet er als „ganz wichtige Geschichte“, die dazu führe, dass „Betriebsabläufe flüssiger“ erfolgen. Weniger zuversichtlich äußert sich Bahnexperte Reinboth zu den Perspektiven für einen beschleunigten Ausbau der sogenannten Nordharz-Strecke zwischen Hildesheim und Halle über Goslar. Am Mittwoch meldete die Grünen-Bundestagsabgeordnete Susanne Menge, dass die Elektrifizierung der Strecke in den „Bedarfsplan Schiene“ aufrücke.
Ob der Ausbau tatsächlich erfolgt, hängt aber vom Ergebnis einer Kosten-Nutzung-Rechnung ab. Reinboth erklärt: „Solche Meldungen hatten wir schon oft, und am Ende ist nichts draus geworden.“ Aus Harzer Sicht sagt er: „Wir sind dermaßen skeptisch geworden, dass ich sage: abwarten und Tee trinken.“
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