Bad Harzburgs Eismeister: „Mein Wort ist hier Gesetz“

Wolfgang Dorns größte Leidenschaft neben der Musik ist die Freiluft-Eisbahn in Bad Harzburg. Foto: Jenzora
Wolfgang Dorn arbeitet seit 15 Jahren bei der Freiluft-Eisbahn in Bad Harzburg. Und die ist mittlerweile wie ein Zuhause für ihn – er schläft sogar direkt neben an. Beliebt und bekannt ist er in Bad Harzburg allerdings unter dem Namen Amigo.
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Bad Harzburg. In Bad Harzburg ist er bekannt als Amigo und noch beliebter als herzlicher Eismeister der Freiluft-Eisbahn: Wolfgang Dorn sorgt nun mittlerweile seit 15 Jahren für das glatte Parkett zwischen Wohnmobil-Stellpatz und Sole-Therme. Heute feiert er seinen 70.Geburtstag an der Eisbahn, die für ihn wie ein zweites Zuhause ist – denn er wohnt auch dort.
Eigentlich lebt Dorn in Köthen, doch wegen seiner Arbeit als Eismeister zieht er jedes Jahr von November bis Februar nach Bad Harzburg. Passenderweise ist die Wohnung direkt neben der Eisbahn, um die er sich Tag und Nacht kümmert. „Ab und zu gehe ich auch in der Nacht runter, um die Temperatur einzustellen. Ich beobachte das Wetter rund um die Uhr und bin allzeit bereit“, sagt Dorn. Die Arbeit als Eismeister sei nicht gerade leicht und ziemlich zeitaufwendig: „Ich bin so stark mit der Eisbahn verbunden, für mich gibt es keinen Feierabend.“
Viel Wissen angeeignet
Doch wie kommt man von Köthen nach Bad Harzburg? Der Eisbahn-Betreiber Andreas Richter sei damals auf der Suche nach einem geeigneten Weihnachtsmann für eine Veranstaltung gewesen. Über Kontakte sei er dann auf Wolfgang Dorn gestoßen, der den Job direkt annahm: „In strahlende Kinderaugen zu schauen, ist das Allerschönste für mich.“ Zu dieser Zeit fehlte Richter ebenfalls ein Eismeister auf seiner Bahn und Dorn war interessiert an einem längerfristigen Job. Die Einarbeitung habe keine drei Tage gedauert und schon war er der neue Eismeister für die Bahn, die damals noch im Kurpark aufgebaut wurde. Seit dem schleift er Schlittschuhe und hält das Eis in Schuss.
Für einen möglichen Nachfolger soll Dorn seine Arbeitsschritte dokumentieren, doch das sei einfacher gesagt als getan: „Das kann man nicht aufschreiben, das muss man im Gefühl haben.“ In den vergangenen 15 Jahren habe er sich durch die verschiedensten Situationen jede Menge Wissen angeeignet. Nur eins kann er nicht: Schlittschuhlaufen. „Ich habe es probiert, aber es wollte nicht klappen. Ich will auch nicht riskieren, mich zu verletzen, die Eisbahn braucht mich.“
„Alte Rampensau“
Und es geht auch ohne: Dorn macht seit 55 Jahren erfolgreich Musik, obwohl er keine Noten lesen kann. Schon als junger Mann habe er in einer Band gespielt. Seine Kollegen riefen ihm immer „Amigo Muchacho“ zu, seitdem hat er den Spitznamen Amigo, was übersetzt Freund heißt. „Das passt sehr gut zu mir, denn ich bin für jeden ein Freund.“ Auch in Bad Harzburg kennen viele seinen richtigen Namen gar nicht. Auf Veranstaltungen, Festen und Märkten verdient er seit Jahren als Amigo sein Geld. Er spielt diverse Instrumente, die er in seiner Wohnung und einer Garage sammelt. Im Angebot hat er auch eine Rutsche und eine Hüpfburg, sogar Ballontiere kann er formen und Zuckerwatte verkauft er als Clown. „Wenn man mich mietet, hat man alles“. Und das machen Veranstalter regelmäßig.

Im Winter ist die Freiluft-Eisbahn in Bad Harzburg sehr beliebt. Wolfgang Dorn sorgt mit seiner akkuraten Arbeit tagtäglich dafür, dass das auch so bleibt. Foto: GZ-Archiv
Dorn ist viel unterwegs und hat außerhalb der Eisbahn-Saison immer etwas zu tun. Er selbst beschreibt sich als „alte Rampensau“. Zu Hause würde ihm die Decke auf den Kopf fallen, er lebe für die Freiheit und den Kontakt mit Menschen. In Köthen wartet auf ihn sein Wohnwagen, mit dem er durch ganz Deutschland fährt und an verschiedenen Orten seine Musik und Attraktionen anbietet.
Im Winter ist er aber in Bad Harzburg Zuhause. Dorn hat das Hausrecht für die Eisbahn und den nötigen Respekt seiner Besucher: „Wenn einer Krawall macht, den schmeiße ich raus. Mein Wort ist hier Gesetz.“ Das komme aber nicht häufig vor. Erst zweimal habe er die Polizei zur Unterstützung rufen müssen. „Ich habe hier schon eine gewisse Autorität, die Jugend hört auf mich.“ Kritik äußere er immer höflich und im ruhigen Ton.
Geburtstag auf dem Eis
Harmonie und gute Stimmung sei auf seiner Bahn sehr wichtig. Und dafür sei er besonders unter seinen jungen Gästen sehr beliebt. Schon im Sommer würden die Kids anrufen und fragen, wann die Eisbahn endlich öffnet. „Das ist auch das einzige Highlight hier im Winter.“ Die Eisbahn sei ein Hotspot und der beliebteste Treffpunkt der Jugendlichen. Viele würden auch einfach nur zum Abhängen kommen – aber nicht nur. „Die streiten sich darum, wer mir beim Säubern der Bahn helfen kann“. Dorn könne sich immer auf seine fleißigen Unterstützer verlassen und auch nach seinem Wohl erkundigen sich die jungen Besucher regelmäßig. „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass sich Menschen um einen sorgen“.
Dorn feiert heute ganz unverbindlich mit Verwandten, Freunden und natürlich auch ein paar Stammgästen der Eisbahn. „Ich richte eine kleine Feier in der Glühweinhütte aus. Wer kommt, der kommt.“