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Technisches Denkmal

Bad Harzburger Seilbahn wird für die Zukunft fit gemacht

Ohne Zuschauer, aber begleitet von einem Fernseh-Team des NDR wird die Kabine Nummer 1 der Burgberg-Seilbahn am Donnerstagmorgen von einem Kran aus ihrem Tragseil gehoben. Wegen des stürmischen Wetters beginnt die Aktion zu einer windschwächeren Phase in aller Frühe, denn starke Böen hätten die frei schwebende Gondel und die Männer auf ihrem Dach gefährden können. Foto: Nachtweyh

Ohne Zuschauer, aber begleitet von einem Fernseh-Team des NDR wird die Kabine Nummer 1 der Burgberg-Seilbahn am Donnerstagmorgen von einem Kran aus ihrem Tragseil gehoben. Wegen des stürmischen Wetters beginnt die Aktion zu einer windschwächeren Phase in aller Frühe, denn starke Böen hätten die frei schwebende Gondel und die Männer auf ihrem Dach gefährden können. Foto: Nachtweyh

Seit 1929 gondelt die Bad Harzburger Seilbahn zwischen Kurpark und Burgberg auf und ab, jetzt wird das technische Denkmal einer umfassenden Verjüngungskur unterzogen. Zu diesem Zweck wird auch eine der beiden Gondeln erstmals vom Seil genommen.

Von Berit Nachtweyh Samstag, 14.01.2023, 07:59 Uhr

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Die Wetterprognose verhieß nichts Gutes: Ausgerechnet für Donnerstag war starker Wind mit stürmischen Böen vorhergesagt. Dem Tag, an dem eine Gondel der Burgberg-Seilbahn aus dem Seil gehoben werden sollte. Kein alltägliches Vorhaben und bei Wind nicht ungefährlich.

 

Im Jahr 1969 waren die – damals ganz neuen – Gondeln in Betrieb genommen worden und hatten nach 40 Jahren Laufzeit ihre beiden kleineren Vorgänger aus dem Jahr 1929 ersetzt. Die Kabine mit der Nummer 2 war vor drei Jahren wegen Wartungsarbeiten schon mal ausgehängt worden, aber die Kabine Nummer 1 sollte nun nach 54 Jahren erstmals ihr Tragseil verlassen – ein historischer Moment also und eine knifflige Aktion ohnehin. Und dann dieses Wetter. Ihm sei tatsächlich „ein Stein vom Herzen gefallen“, bekannte Bergbahn-Chef Oliver Busch, als die Gondel am Donnerstagmorgen um 9 Uhr wohlbehalten auf dem Boden stand. 

Mit Kraft und Fingerspitzengefühl lösen Seilbahn-Chef Oliver Busch (M.) und sein Team die Traverse aus dem Seil. Mit einem Kran ist die Gondel gesichert und wird anschließend behutsam zu Boden gelassen. Foto: Nachtweyh

Mit Kraft und Fingerspitzengefühl lösen Seilbahn-Chef Oliver Busch (M.) und sein Team die Traverse aus dem Seil. Mit einem Kran ist die Gondel gesichert und wird anschließend behutsam zu Boden gelassen. Foto: Nachtweyh

 

Weite Teile der Technik stammen noch von 1929

Am Montag hatten die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) mit der umfassenden Modernisierung der Burgberg-Seilbahn begonnen. Erbaut wurde die Pendelbahn zwischen Burgberg und Kurpark im Jahr 1929. Sie ist ein technisches Denkmal und soll als solches erhalten werden. Dennoch sind technische Neuerungen unabdingbar geworden – abgesehen von den jährlichen Wartungen und den Anpassungen an aktuelle Sicherheitsbestimmungen.

 

Weite Teile der Technik, darunter auch der Motor, sind noch Originale aus dem Baujahr der Bahn. Dafür Ersatzteile zu finden, sei inzwischen nahezu unmöglich, sagt Oliver Busch. Deshalb hatte sich die KTW im vorigen Jahr für eine aufwendige Rundumsanierung entschieden, die rund zehn Wochen dauern wird. Kernstück der Arbeiten wird der Austausch des Motors und der Steuerung sein. In zwei bis drei Wochen, schätzt Oliver Busch, soll der neue, 35 PS starke Motor eingebaut werden.

„Für das Alter ist die Anlage noch gut in Schuss“

Bis dahin müssen andere Wartungsarbeiten abgeschlossen sein. Beispielsweise an der Kabine Nummer 1. In ihren Lagern müssen die Bolzen erneuert werden. Und, da die Gondel nun schon mal praktischerweise auf dem Boden steht, kann auch alles andere daran kontrolliert und gewartet werden. Nächsten Donnerstag soll die Gondel dann wieder ins Seil gehängt werden.

Um die Seile der Bergbahn kümmert sich derweil die Firma Teufelberger, die Spezialisten aus Österreich sind weltweit im Einsatz und kennen viele Seilbahnen. An der Burgberg-Bahn ist Seilspezialist Michael Larch aber erstmals im Einsatz. Der Südtiroler findet die historische Anlage mit ihrem Pendelverkehr zwischen Stadt und Berg höchst originell.

Michael Larch aus Südtirol kümmert sich um die Seile der Anlage. Foto: Nachtweyh

Michael Larch aus Südtirol kümmert sich um die Seile der Anlage. Foto: Nachtweyh

 

Im Kaukasus etwa gibt vergleichbare Seilbahnen

Der Südtiroler sagt: „Für das Alter ist die Anlage noch gut in Schuss“. Es sei wie mit einem alten Auto. Wenn es gut gewartet wird, kann es ewig fahren. Ist die Arbeit an einer solch historischen Anlage für ihn etwas Besonderes? „Eigentlich nicht“, sagt Michael Larch achselzuckend. Wie gesagt, für seine Firma ist er weltweit im Einsatz, und im Kaukasus etwa gibt vergleichbare Seilbahnen.

In der Berg- und Talstation am Burgberg stehen dem Team um Oliver Busch bis Ende März arbeitsintensive Wochen bevor. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Manch ein technisches Detail offenbare sich erst, wenn man die Anlage auseinandernimmt, sagt Busch. Spezielle Dokumente, in die man schauen könnte, gibt es kaum.

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