Bad Harzburger Kurpark soll Panorama-Fotoschaukel bekommen

In Heiligenhafen steht sie im flachen Ostseewasser. Der Schriftzug „#Heiligenhafen“ zeigt, mit welchem Schlagwort die an der Schaukel gemachten Bilder oder Videos – hier zu sehen eins auf „TikTok“ – hochgeladen werden sollten. Screenshot: GZ
Drei Themen beschäftigen Bad Harzburgs Hoteliers und Gastronomen derzeit besonders: Die Mehrwertsteuer-Erhöhung, ein möglicher Wegfall von Zimmer-Zwischenreinigungen zugunsten des Nationalparks sowie der Bau eines besonderen touristischen Hotspots.
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Bad Harzburg. Der Bad Harzburger Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) wollen im kommenden Jahr eine Foto-Schaukel im Kurpark errichten. Sie soll zu einem Anziehungspunkt für Touristen werden und Werbung für die Kurstadt machen. Unter den Dehoga-Mitgliedsbetrieben traf das Projekt beim Stammtisch am Dienstag auf breite Zustimmung.
Der Zwist, der im Frühjahr 2022 zwischen Dehoga und KTW herrschte (die GZ berichtete), ist verflogen. Mittlerweile pflege man ein „sehr kollegiales und freundschaftliches Verhältnis“, teilen beide Seiten mit. Dazu gehört auch, dass sich Dehoga-Vorstand und KTW um Tourismusmarketing-Chef Stefan Jurisch während der Sommermonate alle vier Wochen getroffen haben, um zu besprechen, wie sich Bad Harzburg touristisch weiterentwickeln lässt.
Unter anderem habe man es geschafft, dass jetzt in verschiedenen Orten an der Küste in Form von Aufstellern für einen Urlaub in Bad Harzburg geworben wird, berichtete Dehoga-Vorsitzender Matthias Wieczorek.
Gedanken gemacht habe man sich aber ebenfalls, wie sich insbesondere junge Menschen in die Kurstadt locken lassen. Dabei sei die Idee entstanden, eine Panorama-Fotoschaukel zu errichten. Solche gibt es beispielsweise auch auf der Südsee-Insel Bali oder – etwas lokaler betrachtet – in Heiligenhafen an der Ostsee.
Innenstadt fällt raus
Menschen können sich darauf setzen, sich fotografieren lassen und das Bild anschließend mit einem bestimmten „Hashtag“ – einer Verschlagwortung – versehen in den sozialen Netzwerken hochladen. Auf diese Weise könnte quasi weltweit Werbung für die Stadt gemacht werden. Solche Schaukeln hätten sich teils zu regelrechten Pilgerstätten entwickelt, berichtet Wieczorek. Ähnliche Effekte erhoffe man sich auch für Bad Harzburg. „Wir müssen uns mit solchen Dingen beschäftigen, auch wenn sie für den einen oder anderen befremdlich wirken mögen“, verdeutlichte Dehoga-Vorstandsmitglied Tom Rösgen.
Die Schaukel soll Jung und Alt vereinen. Sie soll etwas sein, wie der Jungbrunnen, etwas Dauerhaftes, sagte Wieczorek. „Wir wollen nicht immer nur fordern, sondern der Stadt jetzt auch mal etwas geben“, ergänzte Vorstandsmitglied Jochen Borchers.

In diesem Bereich des Kurparks soll die Schaukel im Frühjahr errichtet werden. Foto: Exner
Ursprünglich waren für die Schaukel andere Standorte als der Kurpark vorgesehen. Eigentlich hätte der Dehoga sie gerne in der Bummelallee aufgestellt, um etwas Abstand zum touristischen Schwerpunktbereich rund um die Seilbahn zu gewinnen und Gäste stattdessen in die Innenstadt zu lenken. Angedacht gewesen seien der Rosengarten, der Bereich an der Weißen Brücke, der Karl-Franke-Platz sowie die Stadtmitte. Aus verschiedensten Gründen gab es aber für keinen dieser Standorte grünes Licht von Seite der Stadt. Deshalb habe man sich schlussendlich dann doch für den Kurpark entschieden – das ist Gelände der KTW. Dort soll die Schaukel in Höhe des Harzwaldhauses im Bereich des Wasserspieltischs an der Radau gebaut werden. „An dieser Stelle laufen viele Menschen lang. Außerdem ist die Schaukel gut erreichbar, wenn sie gewartet werden muss“, sagt Tourismusmarketing-Chef Jurisch.
Für die vier Meter breite und drei Meter hohe Schaukel brauche es ein massives Fundament, erklärte Jochen Borchers. Dieses würde anderthalb Meter in den Boden reichen. Auch das habe die Standortmöglichkeiten eingeschränkt, weil an einigen Stellen wichtige Versorgungsleitungen verlaufen.
Im Frühjahr soll mit dem Bau der Schaukel begonnen werden. Es hätten sich bereits lokale Firmen gefunden, die sie errichten würden, berichten Wieczorek und Jurisch. Kosten würde das Projekt bis zu 12.000 Euro. Ein Maximalpreis, den man mit den Firmen ausgehandelt habe.
Monatlicher Wettbewerb
Einige Dehoga-Mitglieder haben bereits zugesagt, das Projekt mit Spenden zu unterstützen. Auch die KTW würden sich finanziell beteiligen. Und auch dehogainterne Fördergelder sind in Aussicht. Gerne nimmt der Dehoga aber auch weitere Spenden entgegen, von jedem, der sich beteiligen möchte. Neben der Schaukel soll eine Tafel errichtet werden, auf der all jene Spender verewigt werden, die mindestens 500 Euro gegeben haben.
Eine Idee, wie die Spender wieder etwas zurückbekommen, gibt es auch schon: Angedacht ist ein monatlicher Foto-Wettbewerb. Alle Bilder, die an der Schaukel gemacht werden, würden dabei von einer noch zu bildenden Jury bewertet, sagt Rösgen. Der Gewinner bekäme einen Gutschein für einen der Dehoga-Betriebe. „So schließt sich dann der Kreis.“
Verzichten, um den Harz zu retten
Auch ein anderes Thema beschäftigte den Dehoga: Auf die Zwischenreinigung seines Hotelzimmers verzichten und damit einen Beitrag zur Wiederaufforstung des Harzes leisten – diese Möglichkeit soll es künftig auch für Gäste in Bad Harzburg geben. Vorgeschlagen hat das jetzt zumindest Vorsitzender Matthias Wieczorek. Die beim Dehoga-Stammtisch anwesenden Vertreter der Mitgliedsbetriebe zeigten sich dafür grundsätzlich offen. Unter ihnen herrschte jedoch spürbare Skepsis, ob sich ein solches Modell auf die Kurstadt übertragen lässt und es insbesondere von älteren Gästen akzeptiert wird. Ob es wirklich jedes Hotel in der Kurstadt am Ende auch umsetzt, bleibt somit fraglich.
In anderen Urlaubsorten ist das Modell bereits Usus: Hotels weisen ihre Gäste bei der Anreise oder durch entsprechende Information in den Zimmern darauf hin, dass es keinen automatischen täglichen Zimmerservice gibt. Wer dennoch eine Zwischenreinigung samt neuer Handtücher oder Bettwäsche wünscht, kann dies allerdings jederzeit mitteilen und bekommt diese dann auch. Für jeden Gast, der auf den Service verzichtet, spendet das Hotel hingegen einen bestimmten, selbst festgelegten Betrag und erhält dafür eine entsprechende Quittung. In St. Peter-Ording beispielsweise geht das Geld an den Nationalpark Wattenmeer, berichtete Wieczorek. In der Kurstadt soll der Betrag an den Nationalpark Harz fließen.

Große Teile des Harzer Waldes sind abgestorben oder liegen bereits brach. Foto: Bein
„Wenn Gäste aktuell durch den Harz fahren, dann sieht das für sie einfach schlimm aus. Wie eine Mondlandschaft“, sagte der Dehoga-Vorsitzende. Mithilfe der Spenden könnten Bäume angeschafft und gepflanzt werden. „Wir haben festgestellt, dass die Gäste wahnsinnig gerne eine solches Projekt unterstützen, wenn sie sehen, dass es für einen guten Zweck ist“, ist sich Wieczorek sicher.
Für die Hotels wiederum, die zur Umsetzung des Modells keineswegs verpflichtet seien, bedeute das Weglassen der Zwischenreinigungen logischerweise einen geringeren Einsatz von Personal und Ressourcen. Berücksichtigt sei das Modell übrigens auch schon im neuen Kriterienkatalog zur Hotelsterne-Vergabe, erklärte Jens Lutz, Vorsitzender des Dehoga-Bezirksverbands Land Braunschweig-Harz, der am Dienstag Stammtisch-Gast war.
Unmut und Sorge
Er war es auch, der die Mitgliedsbetriebe zu mehr Engagement aufrief. Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 auf 19 Prozent sorgt nämlich auch unter Bad Harzburgs Hoteliers und Gastronomen für Unmut und Sorge. Der Vorstand des Dehoga habe sämtliche Bundestagsabgeordnete der FDP angeschrieben, inklusive Bundesfinanzminister Christian Lindner, berichtete jetzt 1. Vorsitzender Matthias Wieczorek.
Zwei hätten sich tatsächlich auch zurückgemeldet, darunter Lindner. Die Antwort sei jedoch aus Sicht des Dehoga wenig erbauend gewesen. Tenor: Es tut uns Leid, aber es wird wohl kein Weg an der Erhöhung vorbeiführen.
„Ich finde es nett, dass wir eine Rückmeldung erhalten haben“, konstatiert Wieczorek. „Doch die Politik bricht damit ihr Versprechen.“ Jens Lutz, 1. Vorsitzender des Dehoga-Bezirksverbands Land Braunschweig-Harz rief die Mitgliedsbetriebe Betriebe auf, sich gemeinsam gegen die Erhöhung zu organisieren. Bislang beteilige sich nämlich kaum einer aktiv, berichtete er.