Zähl Pixel
Fair-Trade-Projekt

Aus Goslar nach Kenia: Mit fairem Handel gegen die Armut

Einblicke in die afrikanische Landwirtschaft: Till Hackl (von rechts), Aileen Böckmann, Lukas Zärtner, Kelvin Mwaura. Foto: Privat

Einblicke in die afrikanische Landwirtschaft: Till Hackl (von rechts), Aileen Böckmann, Lukas Zärtner, Kelvin Mwaura. Foto: Privat

Ein Fair-Trade-Projekt machte es möglich: Lukas Zärtner aus Lutter und Till Hackl aus Goslar reisten nach Kenia, um die afrikanischen Partner und ihre Produkte persönlich kennen zu lernen. Im September gibt es einen Gegenbesuch aus Afrika.

Sonntag, 31.03.2024, 14:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. „Fair Trade“ ist ein großes Anliegen von Lukas Zärtner und Till Hackl. Die beiden inzwischen 20-Jährigen engagierten sich schon in ihrer Schulzeit in der Fair-Trade-AG der BBS Stadtgarten dafür, dass Produkte aus Entwicklungsländern zu einem gerechten Preis angeboten werden, bei dem die Erzeuger auch einen anständigen Lohn erhalten. Nun hatten die beiden die Möglichkeit, im Rahmen ihres eigenen Projekts nach Kenia zu reisen und vor Ort Erfahrungen zu sammeln.

Zwei Wochen lang waren der Lutteraner Zärtner und der Goslarer Hackl zusammen mit der Organisation Fairtrade Deutschland in Kenia. Die beiden hatten ein Austauschprogramm zwischen jungen Menschen in Kenia und Deutschland ins Leben gerufen. Es geht darum, Kontakte zu knüpfen und selbst zu erfahren, unter welchen Bedingungen die Produkte entstehen, vor allem aber auch darum, die Menschen kennenzulernen, die hinter den Produkten im Fairtrade-Laden stehen.

Pilotprojekt

Die Idee entstand 2021 auf der „Fairtrade Convention“ in Berlin, wo die beiden mit anderen jungen Erwachsenen aus ganz Deutschland darüber beratschlagten, wie man die Auswirkungen des fairen Handels für Menschen im globalen Süden für Verbraucher im Norden greifbarer machen kann. „Für uns war es kaum zu glauben, dass das Pilotprojekt nun tatsächlich realisiert wird und wir unsere kenianischen Austauschpartner und -partnerinnen kennenlernen dürfen“, sagt Hackl. „Dieser Austausch soll junge Menschen an beiden Enden der Lieferkette miteinander verbinden, indem sie jeweils zwei Wochen lang das Leben des anderen verstehen und daran teilhaben.“

Gruppenbild mit kenianischen Produkten, die fair gehandelt und in Deutschland angeboten werden. Foto: Privat

Gruppenbild mit kenianischen Produkten, die fair gehandelt und in Deutschland angeboten werden. Foto: Privat

In den zwei Wochen begegneten sie vielen Produzenten und Arbeitern, haben Einblicke in Blumenplantagen gewonnen, in Tee- und Kaffeekooperativen und besuchten eine Schule, die mit der Fairtrade-Prämie finanziert wurde. „Wir durften selbst mit anpacken und haben gesehen, wie viel Arbeit hinter einer einzelnen Rose oder 100 Gramm Tee steckt. Der Besuch von zertifizierten Blumen-, Tee- und Kaffeefarmen und der Schule ermöglichte es uns zu erleben, wie diese Investitionen den Kindern bessere Bildungschancen bieten“, erzählt Hackl.

Bessere Wohnungen

Sehr beeindruckt waren die beiden 20-Jährigen von der Verwendung der Fairtrade-Prämie, einer zusätzlichen Summe, die von Fairtrade zur Finanzierung von Gemeinschaftsprojekten bereitgestellt wird. Zu diesen Initiativen gehörten die Verbesserung von Arbeiterunterkünften, finanzielle Unterstützung, subventionierte Kantinen und Kinderbetreuungseinrichtungen für junge Mütter vor Ort. Darüber hinaus wurden Schul- und Universitätsgebühren weitgehend übernommen, sodass die Kinder ihre Perspektiven erweitern konnten. „Das eröffnete mir eine neue Perspektive auf den Wert unserer Kaufentscheidungen“, berichtet Hackl. Besonders beeindruckend sei für ihn die Betonung der Rolle von Frauen und ihre Stärkung gewesen. Frauen, die auf zertifizierten Farmen arbeiten, erhalten nicht nur ein eigenes Einkommen, sondern auch die Chance, ihre Familien und Gemeinschaften zu stärken.

Emotional aufwühlend

„Diese Reise war für Lukas und mich von unschätzbarem Wert, emotional aufwühlend und tief bereichernd zugleich“, sagt der Goslarer. „Wir wurden mit der harten Realität der Armut, Arbeitslosigkeit und den Auswirkungen von Korruption konfrontiert, sahen aber auch Chancen, die der Fairtrade mit sich bringt.“ Und der Weg nach Afrika ist keine Einbahnstraße: Im September werden die Kenianer nach Deutschland kommen, und die beiden Deutschen werden ihnen zeigen, wie die produzierten Produkte verkauft und konsumiert werden.

Zärtner und Hackl sind nun umso motivierter, die Botschaft von Fairtrade weiterzutragen. „Es geht nicht nur um faire Bezahlung oder sichere Arbeitsbedingungen – es geht darum, den Menschen die Kontrolle über ihre eigene Zukunft zu geben“, betonen die beiden. „Jeder Kauf, den wir tätigen, ist eine bewusste Entscheidung, die weitreichende Auswirkungen hat. Indem wir ausgewählte Produkte wählen, tragen wir direkt zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt bei.“ red

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region