Anzahl der Wanderfalken bleibt im Westharz stabil – trotz Uhu

Ein Wanderfalke fliegt über Aachen, im Harz hat der Greifvogel 2022 an einigen Stellen erfolgreich gebrütet. Die Art ist im Mittelgebirge aber weiterhin unter Druck. Foto: dpa
14 Revierpaare weist der aktuell veröffentlichte Jahresbericht 2022 der „Projektgruppe Wanderfalkenschutz Niedersachsen“ für den Landkreis Goslar und den Altkreis Osterode aus, 2021 waren es 13 Revierpaare. Doch der Greifvogel hat es weiterhin schwer.
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Harz. Der Bestand des streng geschützten Wanderfalken hat sich im vergangenen Jahr im Harz und Niedersachsen trotz vieler Gefährdungen weitgehend stabil gezeigt. 2022 war sogar ein gutes Jahr. Die Greifvogelart, die bis in die 1970er Jahre in Deutschland und anderswo wegen Umweltgiften stark gefährdet war, ist aber nach wie vor unter Druck.
Trotz vieler Verluste von Jungvögeln haben sich die Wanderfalken, die mit Geschwindigkeiten bis zu 320 Stundenkilometer als schnellste Tierart weltweit gelten, vor allem im Landkreis Goslar und im Altkreis Osterode gut entwickelt. 14 Revierpaare weist der aktuell veröffentlichte Jahresbericht 2022 der „Projektgruppe Wanderfalkenschutz Niedersachsen“ für den Landkreis Goslar und den Altkreis Osterode aus, 2021waren es 13 Revierpaare und 8 erfolgreiche Bruten mit13 Jungvögeln. Erfolgreich gebrütet haben von den 14 Paaren im Jahr 2022 diesmal neun. Daraus gingen 21 Jungvögel hervor.
Schlechter Trend: „Die Kurve hier nach unten“
Der Dörntener Ulrich Ahrens, Mitautor des Berichts und Mitbegründer der Gruppe, spricht von einer guten Entwicklung, wie es sie einmal in zehn Jahren gebe. „Aber der Trend geht in eine andere Richtung“, sagt Ahrens und beklagt, dass bei Bauprojekten und Verkehrssicherungsarbeiten im Harz, wenn die geschützte Art Vorhaben im Wege stehe, in Gutachten gerne die Zahlen aus ganz Niedersachsen herangezogen würden. Dabei sei es entscheidend, bei Bauvorhaben nur den Harz mit seinem Bestand an Felsbrütern zu betrachten. „Regional gesehen“, sagt er, „geht die Kurve hier nach unten.“
Für Niedersachsen haben die Ornithologen, die den Bericht erstellt haben, im vergangenen Jahr 48 Revierpaare erfasst, drei weniger als im Vorjahr. Wobei drei Reviere im Weserbergland nicht kontrolliert wurden, weil sie zuvor durch die Konkurrenz des Uhus seit vielen Jahren nicht mehr besetzt waren.
Das Jahr 2022 begann für die Falkenfreunde sogar derart hoffnungsvoll, dass sie zunächst auf einen Rekordnachwuchs hofften. Im niedersächsischen Harz wurden in den Nestern in Felsen vier Viererbruten gefunden.
Ulrich Ahrens und seine Mitstreiter Manfred Prochnow und Günter Brombach erwarteten ein „Rekordergebnis an ausfliegenden Jungfalken“. Doch der Wanderfalke, der größer als eine Taube ist und fast ausschließlich fliegende Vögel jagt, ist vielen Gefährdungen ausgesetzt. Allein zwei Viererbruten gingen an den Uhu verloren, der deutlich größer als der Wanderfalke ist und nachts lautlos auf Jagd geht.
Viele Gefähren für den Wanderfalken
Im Weserbergland war 2022 sogar keines der in Felsen brütenden Paare erfolgreich. 31 erfolgreiche Bruten verzeichnen die Ornithologen in ihrem Jahresbericht in Niedersachsen, genauso viele wie im Vorjahr und etwas mehr als im Jahr 2020 (26). Neben Fressfeinden gibt es weitere Gefährdungen. An einem videoüberwachten Brutkasten im Raum Braunschweig entdeckte das Autorentrio einen bewegungslosen Wanderfalken, das Weibchen starb an der Vogelgrippe, wie ein Jahr zuvor ein Falke im selben Revier. Im Raum Braunschweig wurden außerdem die Federn eines ausgewachsenen Wanderfalken gefunden, der von einem Uhu gerupft worden war.
Ende 2021 wurde bei Immenrode ein Wanderfalke gefunden, der von einem Windrad erschlagen wurde – Schädelbruch lautet der Befund, heißt es in dem Jahresbericht. Die dafür zuständige Vogelschutzwarte in Brandenburg habe das Tier als 27. Wanderfalken aus seinem Bestand registriert, der auf diese Weise zu Tode kam.