Zähl Pixel
Adventsserie „Weihnachten mit Herz“

19. Dezember: Das Sternenkind von der Innerste

Sternenklare Winternächte haben eine besondere Magie, besonders, wenn eine Sternschnuppe blitzschnell ihre Bahn zieht – vielleicht wie ehedem über Bethlehem. Symbolfoto: dpa

Sternenklare Winternächte haben eine besondere Magie, besonders, wenn eine Sternschnuppe blitzschnell ihre Bahn zieht – vielleicht wie ehedem über Bethlehem. Symbolfoto: dpa

In der GZ-Adventsserie „Weihnachten mit Herz“ schreiben Leser erbauliche, nachdenkliche und hoffnungsvolle Geschichten: Diesmal erzählt Claus Wilgeroth die authentische Geschichte von einem Sternenkind – und einem einzigen so kostbaren Heiligabend.

Montag, 19.12.2022, 16:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Clausthal-Zellerfeld. „Weihnachten mit Herz“ heißt in diesem Jahr der Titel unserer GZ-Adventsserie. Leserinnen und Leser schreiben Geschichten, die Freude machen, nachdenklich sind, Hoffnung geben oder Erinnerungen wecken – gerade auch in schwieriger Zeit. Claus Wilgeroth aus Clausthal-Zellerfeld erzählt die berührende und authentische Geschichte von einem Sternenkind – und einem einzigen so kostbaren Heiligabend.

Der Heiligabend 1982 liegt viele Jahre zurück. Damals, in der Zeit der Hoffnung, zwischen Tagen der Zuversicht und der Verzweiflung. Eine kalte Fensterscheibe des Zimmers, etwas erwärmt von den drei Kerzen, die er mitgebracht hatte, kommt in seine Erinnerung zurück.

Licht an Heiligabend

Das kleine Mädchen auf seinem Arm folgte dem flackernden Schein der Lichter in der aufsteigenden Heizungsluft – wie so oft an jenem Abend. Es war diese Dämmerstunde, diese langsame Dunkelheit, die er so liebte und die er vor vielen Jahren mit der Großmutter am Herd erlebte. Das flackernde Licht! Es war ihr erster gemeinsamer Heiligabend, nur die Zwei, Vater und Kind, damals in der Kinderklinik der Universitätsstadt.

Dreißig Jahre später, um die Weihnachtszeit 2012, saß er mit seinen beiden Enkeltöchtern zusammen und blickte auf Sterne. Sterne aus Papier, geschnitten, gefaltet und geklebt von eifrigen kleinen Händen, begleitet von ständig plappernden Stimmen der beiden Mädchen, die beschäftigt werden mussten. Und natürlich auch gelobt werden wollten!

Damals vor dreißig Jahren hatte er die Sterne am Himmel gesucht, am großen Nachthimmel über der fremden Stadt. Aber sie hatten keine Antwort. Die Kleine war auf seinem Arm eingeschlafen, müde vom Tag und von den Eindrücken der neuen Umgebung. Und sie lächelte im Schlaf.

„Der kleine Prinz“

Waren es die Sterne am Himmel, die Erinnerungen brachten, Erinnerungen an ein Buch aus Jugendzeiten, Erinnerungen an „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery? Sie waren da, plötzlich und nicht erklärbar, oder war es die Stimmung des Heiligabends?

Es war ihr erster und letzter gemeinsamer Heiligabend, damals 1982. Drei Monate später, Ende März 1983 kam er ins Haus – SIDS, der plötzliche Tod eines Babys. Und er nahm das kleine Mädchen mit, hinauf zu den Sternen.

Ein Sternenkind mit genau zehn Monaten Leben, ein Leben zwischen Zuversicht und Traurigkeit. Zwischen Hoffnung und Liebe. Und da sitzt es nun auf dem Stern, das kleine Mädchen in seinem blauen Strickanzug, inmitten aller Sternenkinder, aber auf dem schönsten aller Sterne.

Und ein kleiner Junge, sein viertes Enkelkind, sitzt da neben ihr. Ein Sternenkind, das er nie gesehen hat. Und doch, sie sind zusammen dort oben, auf dem schönsten aller Sterne. Die beiden Kinder auf einem lachenden Stern.

Hinauf zu den Sternen

Erinnerungen und der Blick zum Sternenhimmel, mehr bleibt nicht. Oder doch? Geblieben aber sind diese Worte, dieser kleine Prinz, die Worte von den Sternen. Und er hat diese Worte verarbeitet, verarbeitet auch in seinen Papiersternen, auch mit Hilfe seiner Enkeltöchter und seiner Familie. Und mit dem Blick zu den Sternen.

Und morgen lesen Sie ...

„Weihnachtsreise nach Schweden“, eine Geschichte aus Hahndorf.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region