Ehrenamt ermöglicht dem „Zaunkönig“ seinen Weg auf den Buchmarkt

Präsentieren gemeinsam den frisch erschienen, selbst verlegten Titel „Der Weg des Zaunkönigs“: Lektor Hartmut Frenk, Übersetzerin Petra Nietsch und Sonja Weber von der Bücher-Heimat. Auf dem Bildschirm zugeschaltet ist Autor Philipp Schott. Foto: Nachtweyh
Die Bücher-Heimat in Bad Harzburg wird zum Verleger: Die deutsche Fassung des kanadischen Romans „Der Zaunkönig“ von Philipp Schott ist jetzt erhältlich. Möglich gemacht hat dieses Projekt vielfältiges und zeitaufwendiges ehrenamtliches Engagement.
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Bad Harzburg. „Der Weg des Zaunkönigs“ hat den deutsch-kanadischen Autor Philipp Schott auf den deutschen Buchmarkt geführt. Seit dieser Woche ist sein Roman über die Geschichte seines Vaters während des Zweiten Weltkriegs im Handel erhältlich. Ermöglicht hat das wie berichtet die Bad Harzburger Mitmach-Buchhandlung Bücher-Heimat, die im vorigen Jahr die Rechte an der Übersetzung des kanadischen Originals erworben und nun in deutscher Fassung selbst verlegt hat.
Fluchtweg im Nordharz
In einer Auflage von 300 Exemplaren hat die Bücher-Heimat ihre Neuerscheinung drucken lassen und vertreibt das Buch zum Preis von 14,90 Euro ausschließlich im eigenen Geschäft (auf Nachfrage auch als Zusendung). Gut 50 Vorbestellungen für den „Weg des Zaunkönigs“ habe es bereits im Vorfeld gegeben, nachdem die GZ im September über das Buchprojekt berichtet hatte, sagt Sonja Weber von der Bücher-Heimat. Für das Projektteam sei das schon jetzt ein schöner Erfolg nach einem Jahr intensiver Arbeit – die von den Verhandlungen mit dem kanadischen Verlag, über die Übersetzung bis zu Satz und Layout-Gestaltung des 340-seitigen Druckwerks komplett ehrenamtlich geleistet worden ist. „Anders wäre ein solches Vorhaben finanziell überhaupt nicht realisierbar gewesen“, sagt Weber.

Das englische Original ist bereits seit 2021 auf dem Markt. Foto: Privat
Die Aktualität des rückblickend Erzählten, die Beschreibung von „verkaufter Wahrheit, inszenierter Wirklichkeit und nationalem Stolz“ habe sie schon beim Lesen des Originals bewegt, schildert Übersetzerin Petra Nietsch. Alles an diesem Buch habe quasi nach einer deutschen Fassung verlangt, die dem kanadischen Verlag aber nicht lukrativ genug war. Und so kam die Bücher-Heimat ins Spiel und der Gedanke, es eben selbst auf den Weg zu bringen.
Memoiren des Vaters
Ein Weg, der sich als bisweilen als mühsam erwies. Aber alle Beteiligten hätten das Gefühl gehabt, dieses Vorhaben mache Sinn, sagt Hartmut Frenk. Ein dreiviertel Jahr lang hat Petra Nietsch täglich an der Übersetzung gearbeitet, hat unzählige Stunden investiert. Denn die Übersetzung eines Buches ist nicht einfach eine Übersetzung, sie ist eine eigene literarische Leistung. Im Laufe der Zeit habe sie quasi eine persönliche Beziehung zur Familiengeschichte des Autors entwickelt, sagt Petra Nietsch. Mit Philipp Schott verbindet die pensionierte Lehrerin mittlerweile ein freundschaftlicher Kontakt, zumal beide mit dem kanadischen Ort Saskatoon persönliche Erinnerungen verknüpfen.
Philipp Schott lebt in Winnipeg, arbeitet als Tierarzt und schreibt Bücher in unterschiedlichen Genres. Für den „Weg des Zaunkönigs“ hat Schott stellvertretend für seinen Vater dessen Memoiren verfasst. Das Buch sei entstanden aus Erinnerungen an Erinnerungen, beschreibt er es selbst. Sein Vater Ludwig habe oft und gern von seinen Kriegserlebnissen aus Kindertagen erzählt, erzählt Philipp Schott. Hinzu gefügt wurden anderen Familienerinnerungen, die der Großmutter beispielsweise. Unter so dürfen die Leser nun den jungen Ludwig von Februar 1944 bis April 1949 begleiten. „Nüchtern, präzise und auf kindliche Art politisch unvoreingenommen registriert der hellwache Junge die kleinen und großen Risse in der Welt um ihn herum, von der ersten Erschütterungen bis zum Zusammenbruch“, heißt es in der Beschreibung.
Matinee am 10. November
Das englischsprachige Original „The Willow Wren“ (Der Zaunkönig) war 2021 erschienen und sei von der Leserschaft in Kanada und den USA „sehr, sehr positiv“ bewertet worden, sagt Philipp Schott. Viele Leser habe es überrascht, dass der Krieg in Deutschland im Mai 1945 zwar vorbei, aber damit noch lange nichts beendet war, fügt er hinzu.
Die Bücher-Heimat veranstaltet am Sonntag, 10. November, eine Matinee zum Buch, Beginn ist um 11 Uhr. Das Projekt-Team will den Roman und die Geschichte der dahinter vorstellen.