KI-Zaun meldet: Ein Werwolf in Wernigerode?

Neu erschienen: "Lupus" von Tibor Rode. Foto: Droemer
Um einen Werwolf geht es im neuen Thriller von Tibor Rode. Der Autor liest im Rahmen des Mordsharz-Festivals aus „Lupus“ vor. Weitere Lesungen in der Remise in Wernigerode bestreiten Kester Schlenz, Jan Jepsen und Anna Schneider.
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Wernigerode. „Es klingt wie eine Geschichte aus einem Horrorfilm: In Vorpommern wurde ein Werwolf gesichtet.“ Eine Zeitungsmeldung aus dem neuen Thriller „Lupus“ von Tibor Rode. Der Werwolf wurde von einer künstlichen Intelligenz erkannt, die als unfehlbar gilt. Außerdem wurden mehr als 50 Schafe gerissen und ein Mensch brutal massakriert. Rode liest am Mittwoch, 25. September, beim Mordsharz-Festival in der Remise in Wernigerode aus seinem Buch vor. Ist „Lupus“ ein Horrorroman? Mit seinem Bestseller „Der Wald“ um invasive Pflanzen, die der Menschheit ihre Vormachtstellung auf dem Planeten streitig machen, bewies Rode, dass er die Grenzen des Thrillers gerne mal bis ins wissenschaftliche Mögliche, aber dennoch fast Unvorstellbare ausdehnt. Dennoch ist das Buch eindeutig im Krimi- und Thrillergenre anzusiedeln.
Die Wolfsbeauftragte Jenny und der Staatsanwalt Frederik ermitteln über weite Strecken ganz klassisch, alles ist in der Realität verortet, manches in der Zeit der DDR und einiges sogar noch davor. Dass schon die Nazis Experimente anregten, die heute undenkbar wären, ist ja auch durchaus bekannt. In diesem Spannungsfeld baut Rode seine Geschichte auf, fügt die Urangst des Menschen vor dem Wolf hinzu und außerdem hochtechnisierte Zäune, deren künstliche Intelligenz auch auf andere Eindringlinge als den Wolf ausgerichtet sein könnte.
Lose Enden und ein plausibles Ganzes
„Wenn Sie sich fragen: ‚Was wäre, wenn ...?‘, erzähle ich die Geschichte dazu“, sagt der Autor und tut das in vielerlei Hinsicht. Er greift viele Fragen auf, die in gegenwärtigen Diskussionen immer mal wieder eine Rolle spielen, vermengt sie mit einer Familiengeschichte seiner Protagonistin, die alle losen Enden zu einem recht plausiblen Ganzen verknüpft. Dadurch gelingt ihm ein Thriller, der in die Zeit passt, durchweg spannend ist und wiederum zu neuen Diskussionen herausfordert.
Nein. „Lupus“ ist kein Horror, das zeigt sich auch relativ schnell am sachlichen Erzählstil und einer immer in der logischen Wirklichkeit verankerten Atmosphäre. Ob ein paar mehr düstere Andeutungen der Geschichte gutgetan oder aber sie unglaubwürdig gemacht hätten, darüber kann sicher auch diskutiert werden. So aber ist das Buch eines, das weniger die Fantasie als das rationale Nachdenken über die Zukunft anregt.
Ein Migrant im Land
Wie sollten wir in unserer modernen Welt mit dem Wolf und allgemein mit der Natur umgehen? „Der Wolf ist ein Zugewanderter. Ein Migrant, und den will man hier bei uns eben nicht haben“, lässt der Autor eine seiner Figuren sagen. Und eine andere: „Tiere oder Menschen vom Überqueren einer bestimmten Grenze, ob sie sich nun vor einem Eigentum, Gefängnis oder Landstrich befindet, abzuhalten, ist das eine, diejenigen mit Strom, Gas oder Lärm zu traktieren, das andere. [...] Meine ganze Familiengeschichte baut auf Flucht auf. Ebenso wie die von Millionen von Deutschen, die nach dem Krieg vertrieben wurden. Was wäre mit diesen Menschen geschehen, wenn es damals Zäune wie eure gegeben hätte?“
Einige dieser Fragen wird Tibor Rode sicher beim Mordsharz-Festival beantworten, denn es gibt auch ein Live-Interview mit dem Autor. „Lupus“ steht am Mittwoch, 25. September, ab 21 Uhr auf dem Programm. Zuvor lesen ab 18 Uhr Kester Schlenz und Jan Jepsen aus „Schlick“ und ab 19.30 Uhr Anna Schneider aus dem neuesten Teil ihrer „Grenzfall“-Reihe. Außerdem wird an diesem Abend der Krimipreis „Harzer Hammer“ verliehen.