„Ende in Sicht“: Neue Führung durch den Goslarer Rammelsberg

Grubenführer Helmut Kulzer lädt ein zum Blick auf die späten Jahre des Bergbaus am Rammelsberg. Foto: Petra Hartmann
Eine neue Führung bietet das Welterbe Rammelsberg ab dem 1. Juli an. Unter dem Titel „Ende in Sicht“ erfahren die Besucher mehr über den Bergbau der 1960er bis 1980er Jahre, über technische Neuerungen, Sicherheit sowie türkische und spanische Kumpel.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. „Ende in Sicht“ heißt die neue Führung am Rammelsberg, in der Besucher des Welterbes mehr über die letzten 30 Jahre vor der Schließung des Bergwerks erfahren können. Die Tour ist ab dem 1. Juli verfügbar, dauert rund 75 Minuten und führt zu Schauplätzen über und unter Tage.
Es geht um die 1960er, 70er und 80er Jahre, in denen sich der Niedergang des Bergbaus auch im Harz abzeichnete. Lagerstätten waren erschöpft, Arbeitsplätze wurden „abgebaut“, gleichzeitig aber gab es teilweise auch einen großen Arbeitskräftemangel, und am Rammelsberg wurden zahlreiche Kumpel aus anderen Ländern eingestellt. Symptomatisch für die Internationalität dieser Jahre ist eine dreisprachige Hinweistafel - deutsch, spanisch und türkisch - gleich beim Eingang in der Mannschaftskaue mit dem Verbot, „Gezähe oder Material“ an den Kleiderhaken aufzuhängen.

Eine dreisprachige Verbotstafel vor der Waschkaue erinnert an die Zeit, als spanische und türkische Gastarbeiter am Rammelsberg arbeiteten. Foto: Petra Hartmann
Die Führung startet in der großen Mannschaftskaue gleich hinter der Kasse. Oben an der Decke baumeln die Körbe, an denen Arbeitskleidung oder Berufskleidung hängen, je nachdem, ob der Bergmann gerade in den Berg eingefahren oder schon nach Hause gegangen ist. „Im Berg wird nur gefahren“, erläutert Dirk Gitte eine Besonderheit der Bergmannssprache. Auch wenn der Kumpel unter Tage zu Fuß unterwegs ist, er fährt. Gitte ist einer von über 30 Grubenführern, die im Wechsel die Führung „Ende in Sicht“ anbieten werden. Wie seine Kollegen hat er bereits Erfahrung bei anderen Touren im Rammelsberg.

Grubenführer Dirk Gitte zeigt in der Mannschaftskaue, wo und wie die Bergleute ihre Kleidung verwahrten. Foto: Petra Hartmann
Langsam lässt er am Seilzug den Kleidungssatz eines Bergmanns herunter. „Das Schloss zur Sicherung ist nur dran wegen des Spieltriebs unserer Besucher. Untereinander mussten sich die Bergleute vertrauen können. Sie konnten sich darauf verlassen, dass hier niemand klaute.“
Die neue Tour bietet viele Informationen über technische Neuerungen, Gesetzesänderungen, Arbeitsschutz. „1960 gab es hier noch 922 Mitarbeiter, 1979 waren es nur noch 487 Mitarbeiter“, erzählt er. Entlassen wurde zwecks Stellenabbau zwar niemand, doch frei werdende Stellen wurden meist nicht wiederbesetzt. Und: „Es gab viel Druck aus der Konzernleitung, möglichst effizient zu arbeiten.“ Also mit weniger Leuten mehr herauszuholen aus dem Berg.
Vom Unschlitt-Frosch zur Elektrolampe
Sein Kollege Helmut Kulzer, der ebenfalls die Endzeit-Tour leiten wird, zeigt in der Lampenstube die Grubenlampen der unterschiedlichen Epochen. Hier können die Besucher vom frühen Unschlitt-Frosch aus der Zeit vor 1760 die Entwicklung über den Ölfrosch zu den ab 1906 gebräuchlichen Karbidlampen bis hin zu den Elektro-Lampen verfolgen, die 1960 eingeführt wurden. „Erst ab 1963 galt die Helmpflicht“, informiert Kulzer. Ein weiteres wichtiges Utensil zum Schutz der Bergleute war der „Selbstretter“, ein vielleicht trinkflaschengroßes Gerät, das im Notfall Kohlenmonoxid in Kohlendioxid umwandelte und die Bergleute so vor dem Einatmen des giftigen Gases bewahrte.
ENDE IN SICHT
Die Führung „Ende in Sicht“ dauert rund 75 Minuten und wird ab Montag, 1. Juli, zweimal täglich angeboten. Start ist jeweils um 11.45 Uhr und um 13.15 Uhr. Die Teilnahme ist im normalen Eintrittspreis inbegriffen. Eine vorherige Buchung unter (05321) 7500 oder info@rammelsberg.de wird empfohlen.
Die Besucher wandeln ein Stück weit auf den Gleisen der Grubenbahn, sehen den Fahrstuhl und den Rammelsberg-Schacht und können zum Abschluss historische Geräte und Maschinen betrachten. Beim Blick auf die großformatigen historischen Fotos an den Wänden können die Teilnehmer anschließend selbst erproben, was sie in der Führung gelernt haben. Denn allein schon der Blick auf die Lampen verrät, aus welcher Zeit das jeweilige Bild stammt.
Die Führung endet am Eingang zur Dauerausstellung, und wer nach den 75 Minuten noch aufnahmefähig ist und mehr erfahren möchte, erhält darin jede Menge weitere Informationen zum Bergbau am Rammelsberg.