Folk-Musiker lädt zum 70. Geburtstag Freunde zum Musizieren ein

70 Jahre Peter Kerlin gestaltet der Goslarer Folk-Musiker am Samstag mit guten Musikferfreunden im Kulturkraftwerk. Foto: Zietz
Der Goslarer Folk-Musiker Peter Kerlin lädt zu seinem 70. Geburtstag Freunde zum Musizieren ein. Im Kulturkraftwerk Harzenergie geben sie ein Konzert zum Schwelgen und Mitsingen – das Publikum lässt sich nicht lange bitten.
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Goslar. 70 Jahre Peter Kerlin – Musik hält jung und lässt Freundschaften entstehen. Im Kulturkraftwerk wurde am Samstag mit dem Geburtstagskonzert ein Doppeljahrestag gefeiert: „Vor 20 Jahren wurde das Kulturkraftwerk eröffnet“, informierte Martina Sigwarth bei der Begrüßung. Das Kerlin-Konzert war wieder einmal ausverkauft: „Ich finde, so kann es die nächsten 20 Jahre weiter gehen“, meinte Sigwarth. Eine Ansage, die mit Applaus quittiert wurde.
Das Goslarer Folk-Urgestein Peter Kerlin ist in Kaiserstadt und Kraftwerk gleichermaßen gefragt, die Programmchefin erinnerte an die einzige Livestream-Veranstaltung in der Corona-Zeit – mit Peter Kerlin, der sich mit auf die Achterbahnfahrt durch die Pandemie begeben hatte. Schnee von gestern, aber gut in Erinnerung: Am Samstag ging es eher ums Näherrücken. Zum Geburtstag waren Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet angereist wie „der Uwe aus Hilden bei Düsseldorf“, der mehrere Tage mit dem Fahrrad angereist war, wie Kerlin verriet. Es wäre ja ein E-Bike gewesen, soll der Radler erwidert haben.
Keine One-Man-Show
Die vielen Stühle und Instrumente auf der Bühne machten schon klar, dass das hier keine One-Man-Show werden würde: Der 70-Jährige hatte sich Freunde eingeladen – diverse Nachbarn hatten die Tage zuvor schon etwas von den Wohnzimmer-Proben mitbekommen. Jens Kommnick aus Wremen von der Wurster Nordseeküste durfte nicht fehlen, Ian Smith eigentlich auch nicht, der Gitarrist und Singer/Songwriter mit schottischen Wurzeln aus dem irischen Donegal fehlte trotzdem, grüßte aber per Video – zumindest diese Möglichkeit hat die Corona-Zeit befördert.
Nach und nach wurden sie angesagt und auf die Bühne geholt, die Irin Siobhán Kennedy, versiert auf diversen Flöten- und anderen Instrumenten, der Brite Nick Wiseman-Ellis (Akkordeon) aus Norwich, zusammen bilden sie mit Jens Kommnick das Ensemble Iontach. Und dann wäre da noch aus der Ratzeburger Cellist Peter Köhler. In der zweiten Hälfte dabei. Die Goslarer Sängerin und Musikerin Romina Fröhlich, mit der Kerlin schon einen Auftritt in der Kaiserpfalz hatte – Zeit für eine Wiederholung im Kraftwerk.
Die insgesamt sechs Musikerinnen und Musiker brachten eine Ahnung von der „Atmosphäre von Freundschaft und Liebe zur Musik“ ins Kraftwerk, die sonst vom Venner Folk-Frühling am Muttertag im Osnabrücker Land ausstrahlt, ein besonderer Ort für die Musiker.
Von den Anfängen
Begonnen hatte alles in Göttingen, wo Peter Kerlin als junger Musiker durch Pubs, Clubs und Theater zog. In Venne ging es weiter, und in Irland war es noch lange nicht zu Ende – auch wenn das grüne Land für den hauptberuflichen Lehrer Kerlin immer ein Sehnsuchtsort sein wird. Davon handeln viele seiner selbst verfassten Lieder, in seiner unverwechselbaren Stimme gesungene Liebeserklärungen an den Nordwesten Irlands, von ihm auch selbst begleitet auf der Gitarre oder der Bouzouki. Einige Stücke wurden am Samstag zum Besten gegeben; dazu die entsprechenden Landschaften auf der Leinwand, wer träumte sich nicht dorthin? Vorab ein Pipe-Solo von Kommnick, der dem irischen Dudelsack allerhand zu entlocken vermag – und schon waren sie da, die Shores (Ufer) of Donegal. The place, where music lives – das Kulturkraftwerk wurde an diesem Abend wieder zu einem solchen Ort, an dem die Musik lebt und zuhause ist, auch dank weiterer Freunde wie Joost Schlüter, der den technischen Part übernahm – und der für die Kerlinschen CD-Aufnahmen verantwortlich zeichnet.
Die Stürme des Lebens
„Memories“ waren angesagt, Erinnerungen an die schönen Momente, verbunden mit der Frage: Würde man wirklich die Uhr noch einmal zurückdrehen wollen? Songs über den Wert von Erinnerungen wechseln mit Liedern über die Stürme des Lebens, die im Alter stärker werden. Resignieren? Aufgeben? Kapitulieren? Kommt für den Singer-Songwriter aus Goslar nicht infrage. „Ready for the Storm“ lautet sein gesungener und gespielter Appell, und das Publikum darf hier wie bei einigen anderen Liedern den Refrain mitsingen, auf das gemeinsame Durchleben der Zeilen kommt es an, auch bei „Finding Ways“ und der Aufforderung, sich selbst und seinen Wegen zu vertrauen oder sie zu beleuchten und damit gefühlt kürzer zu machen, „Light the way“, ein Titel von Paul O‘ Brien.
Nach diversen Soli und Zusammenspielen, unbegleitet gesungenen Liedern bei geschlossenen Augen, Gedanken an die Zeltlager der 70er Jahre mit Nächten unterm Sternenhimmel und Romina Fröhlichs treffenden Song über Freundschaften nahe am Herzen kam irgendwann das Ende eines langen Konzerts ohne Längen in Sicht. Zugaben wurden erklatscht, und die ohne zu Zögern stehenden Reihen zollten einem außergewöhnlichen Abend mit besonderen Musikern Respekt. Unter ihnen ein Goslarer, von dem Jens Kommnick sagte, er sei sehr glücklich, jemanden zu kennen, „der so schöne Lieder schreibt“.

Peter Kerlin: Zu seinem 70. Geburtstag hat er sich ein Geburtstagskonzert gewünscht, bei dem er selber auf der Bühne steht – auf diese Weise haben noch 200 weitere Menschen etwas davon. Foto: Zietz