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Kabarett mit Berliner Ensemble

Die Distel fragt: „Wer hat an der Welt gedreht?“

Wer hat an der Welt gedreht? Die Distel aus Berlin setzt sich für die Besucher im Kulturkraftwerk auch mal die Clownnasen auf.

Wer hat an der Welt gedreht? Die Distel aus Berlin setzt sich für die Besucher im Kulturkraftwerk auch mal die Clownnasen auf. Foto: Kammer

Die Welt ist ganz schön verrückt geworden. Das neue Programm der Distel trägt dem Rechnung: „Wer hat an der Welt gedreht?“ fragt das Berliner Kabarettensemble und nimmt das Publikum im ausverkauften Kulturkraftwerk mit auf eine spezielle Weltreise.

Von Kammer Dienstag, 17.12.2024, 19:00 Uhr

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Goslar. „Ich wünsch mich in die 90er zurück“, wirklich? War damals vieles einfacher? Durfte man mehr sagen als heute? Eine spannende Diskussion entspann sich unter den Akteuren des Kabaretts Distel, die das Publikum im Kulturkraftwerk gleich mit einbezogen.

Damals habe man sich mit Roy Black und Roberto Blanco getroffen – „witzig, dass der eine so aussieht, wie der andere heißt“. Oh, damit hatte sich Klavierspieler Fred Symann richtig in die Nesseln gesetzt, denn ER darf das nicht sagen, so bestätige er nur Rassisten. Roberto Blanco hingegen dürfe als Betroffener sagen, was er wolle. Der Pianist wurde immer kleiner, schwieg ängstlich und bekam denn dennoch den Vorwurf: „Du redest Dich um Kopf und Kragen“. Das Publikum jubelte, denn Nancy Spiller, Stefan Martin Müller und Frank Voigtmann ließen kein gutes Haar an ihrem Musiker: „Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder seine Meinung sagen darf?“ Ja, eben, aber dennoch hat jeder seine Meinung, beispielsweise zum Thema Gendern. „Hörer und Hörerinnen hören unerhört...“, und dann? Warum gibt es keine Mörder-innen, kein Vollpfost-innen? Kichernd verfolgten die Zuschauer-innen, nein besser ganz neutral das Publikum, die geschlechtssensibilisierende Auseinandersetzung auf der Bühne.

Geschlechter-Gerechtigkeit

98 Prozent des weltweiten Vermögens gehören ... Männern, die CDU besteht aus ... Männern, Hausarbeit und Kinderpflege... machen Frauen, eben all das, was Arbeit macht. Der Saal gab die richtigen Antworten. Man kennt sich gut aus, auch beim Thema Energie. Wie will man eigentlich eine umfangreiche Flotte von E-Autos betreiben, wenn der grüne Strom gerade mal für Akkuschrauber, Dildos und Rasenmäher reicht? Elon Musk hatte dazu ganz im Sinn der Olsenbande einen Plan. Und schon waren sie alle auf der Bühne, die keifende Yvonne, Egon (alias Elon) Olsen, Kjeld und Benny.

Man stutzte im Saal, denn die Täuschung war perfekt und auch der Plan passte: „Manipulation“. So öko ist das E-Auto nämlich gar nicht, denn der Auspuff stehe halt nur woanders. Dennoch kann man mit den Autos Geld verdienen: „Man braucht nur langsam arbeitende Behörden, 370 Millionen Kubikmeter Wasser und Provinzpolitiker, die uns blind vertrauen.“

Wofür soll man demonstrieren?

Die Zuschauer freuten sich sichtlich und überlegten beim folgenden Aspekt gleich mit. Wofür sollte man demonstrieren? Gegen Rechts, gegen die AfD, gegen den Abriss der ererbten DDR-Garagen, für das Klima oder gegen den Altglascontainer vor dem Haus? Ja, jeder hat eben andere Probleme und mitunter sind sie ganz profaner Natur. „Manchmal wünsche ich mir eine Frau, deren Vokabular ich nicht im Handy googeln muss“, so der Stoßseufzer eines Mittsechzigers, der eine 20-Jährige geheiratet hat. Zwar habe diese Konstellation auch positive Seiten, denn man sei mit zwei Personen eine ganze Familie: Ehemann und Ehefrau, Vater und Tochter, Opa und Enkelin... Der Saal lachte fröhlich: „Eine tiny Family eben!“

Die größere Herausforderung war Corona, wobei Karl Lauterbach auf der Bühne versicherte, dass alles in Ordnung sei. Man musste schon zwei Mal hinschauen, um Nancy Spiller zu erkennen. Und als dann noch „Mirko Klein mit dem dritten Bein“ kam, lachte das Publikum Tränen. Klar, ein Impfschaden. In einer seltsamen Zeit leben wir gerade, so dass man sich schon fragen kann „Wer hat an der Welt gedreht?“

Die Distel steht für engagiertes gesellschaftspolitisches Kabarett.

Die Distel steht für engagiertes gesellschaftspolitisches Kabarett. Foto: Kammer

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