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„Die Vielfalt ist ein Reichtum“

Kochen und Entspannen im Bad Harzburger Jugendtreff

Naïma Benkhinigue (hinten links) heißt die Teilnehmer auf traditionell marokkanische Art willkommen.

Naïma Benkhinigue (hinten links) heißt die Teilnehmer auf traditionell marokkanische Art willkommen. Foto: Müller

Im Bad Harzburger Jugendtreff kochen Kinder und Jugendliche marokkanisch: Eine ehemalige Mitarbeiterin bringt ihnen kulinarische Traditionen aus ihrer Heimat näher. Gleich darauf folgt ein Workshop zu den Themen Konzentration und Stressbewältigung.

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Von Friederike Julia Müller
Samstag, 12.10.2024, 04:00 Uhr

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Bad Harzburg. In der Küche des Jugendtreffs herrscht kreatives Chaos: Es riecht nach Kreuzkümmel, Knoblauch und frischen Kräutern. Die Kinder und Jugendlichen formen im Rahmen einer Ferienpassaktion am Donnerstag fleißig „Briouat“, dreieckige Mandeltaschen aus Blätterteig. Auf dem Herd wartet schon ein zweistöckiger Topf, um zeitgleich einen Eintopf namens „Tajine“ mit sieben Gemüsesorten und Hühnchen sowie Couscous zuzubereiten. Naïma Benkhinigue hat „seit heute Morgen um fünf“ gearbeitet, um Essen aus ihrer Heimat Marokko vorzubereiten, sagt sie. Denn fünf Sorten süßes Gebäck, ein traditionelles Fischgericht – all das braucht seine Zeit. Sie hat früher selbst im Jugendzentrum gearbeitet und kennt die Initiatorin Katrin Peters. Gerade stellt sie Brot zu einer Schüssel Auberginenaufstrich, auf den Tisch. Sie leitet die Ferienpassaktion gemeinsam mit Peters und möchte den Neun- bis Zwölfjährigen ihre Kultur in all ihren Nuancen zeigen.

Frische Zutaten sind das A und O.

Frische Zutaten sind das A und O. Foto: Müller

Es gehe nicht nur darum, den Kindern und Jugendlichen das Kochen beizubringen, wie Sozialarbeiterin Peters erklärt. „Es geht darum, ins Gespräch zu kommen. Die Vielfalt ist für uns ein Reichtum.“ Die Kinder und Jugendlichen, die für gewöhnlich in den Jugendtreff kommen, seien unterschiedlicher Herkunft. Den Tee bereitet die Marokkanerin Benkhinigue höchstpersönlich zu. Zuerst kocht sie Zucker in Wasser ein, dann bereitet sie das Gemisch mit frischen Grünteeblättern zu. Bevor die Minze hinzukommt, heißt es: In die Tasse, zurückkippen, wiederholen. „Je mehr Schaum, desto mehr Geschmack“, erklärt sie. „Wir schenken den Tee im hohen Bogen ein. So heißen wir Gäste willkommen“. In der Zwischenzeit haben sich die Kinder marokkanische Gewänder übergezogen und decken nun gemeinsam den Tisch.

Das Gefühl von Zusammengehörigkeit ist spürbar, bei einem Quizspiel sowie im Gespräch miteinander finden sie schnell zusammen. Benkhinigue erzählt von einer alten Familientradition: „Wir haben genau das immer nach dem Freitagsgebet gegessen“ und steht den Teilnehmern Rede und Antwort.

Die Teilnehmer helfen einander mit den Gewändern.

Die Teilnehmer helfen einander mit den Gewändern. Foto: Müller

In einer entspannten Atmosphäre geht es am Nachmittag direkt weiter: Sozialarbeiterin Peters leitet einen Workshop zum Thema Stressbewältigung an, zu dem die meisten direkt hier bleiben. In einer Welt, die oft von Leistungsdruck geprägt ist, sei es ihr wichtig, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zur Entspannung zu geben.

Meditation und Yoga stehen zwar nicht auf dem Programm, doch die Initiatorin möchte „zumindest für das eigene Körpergefühl sensibilisieren“.

Das Abklopfen soll dabei helfen, im Hier und Jetzt anzukommen.

Das Abklopfen soll dabei helfen, im Hier und Jetzt anzukommen. Foto: Müller

Alle Probleme löse so ein Workshop nicht, aber er könne einen guten Einstieg dafür bieten, die Techniken praktisch anzuwenden. „Es gibt nicht mehr Leistungsdruck als in den letzten Jahrzehnten, aber mehr Ungerechtigkeit“, erklärt sie. Viele Kinder und Jugendliche bringen Probleme von zu Hause mit und sind unausgeglichen. In der Vorstellungsrunde dürfen die Teilnehmer so viel oder auch so wenig von sich erzählen wie sie möchten. Peters spricht mit ihnen über verschiedenste Strategien, um Stress zu bewältigen oder sich auf sich selbst zu fokussieren.

Eine Konzentrationsübung: Die Bälle tauschen Plätze.

Eine Konzentrationsübung: Die Bälle tauschen Plätze. Foto: Müller

Die Sozialarbeiterin beendet den Workshop mit einer Fantasiereise. So gibt sie ihnen noch etwas Entspannung für den Weg nach Hause mit.

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