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Niedersächsisches Internatsgymnasium

Projektstunde: Bad Harzburger Schüler lernen Jazz-Musik

Bernd Nawothnig spielt vor den Zehntklässlern des NIGs ein Solo auf der Triangel.

Bernd Nawothnig spielt vor den Zehntklässlern des NIGs ein Solo auf der Triangel. Foto: Raksch

Im Rahmen des Projekts „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“ haben die Jazz-Musiker Bernd Nawothnig und Martin Tschoepe Zehntklässlern des Niedersächsischen Internatsgymnasiums Bad Harzburg Einblicke in ihr Genre gegeben.

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Von Robin Raksch
Mittwoch, 06.11.2024, 04:00 Uhr

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Bad Harzburg. Wie funktioniert eigentlich Jazz? Welchen Einfluss hatte er und wie hat er sich entwickelt? Das Niedersächsische Internatsgymnasium (NIG) Bad Harzburg hat am Musikvermittlungsprogramms „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“ teilgenommen und sich mit Bernd Nawothnig und Martin Tschoepe zwei Genre-Profis ins Haus geholt. Eine Doppelstunde lang brachten sie den Zehntklässlern des NIGs Grundlagen des Jazz bei, musizierten und improvisierten mit ihnen.

Dass sich nicht nur mit Saxophon, Bass und Klavier, sondern mit so ziemlich jedem Instrument – selbst mit der Triangel – Jazz spielen lässt, zeigte Bernd Nawothnig auf Nachfrage eines Schülers gleich zu Beginn der Projektstunde mit einer kleinen Impro-Einlage. Eigentlich spielt er in verschiedenen Gruppen Schlagzeug, Gesang, Percussion und Vibraphon.

Auch Martin Tschoepe präsentierte ein eher untypisches Jazzinstrument: „Es gibt wohl höchstens zwei Jazz-Gambisten auf der Welt und einer von ihnen steht vor euch“, sagt er scherzhaft. Er ist Instrumentallehrer und Musiker in verschiedenen Formationen, neben der Gambe auch am Kontrabass und der Gitarre.

Ein eher untypisches Jazz-Instrument: Martin Tschoepe bringt zur Veranstaltung seine Gambe mit.

Ein eher untypisches Jazz-Instrument: Martin Tschoepe bringt zur Veranstaltung seine Gambe mit. Foto: Raksch

Jazz-Rhythmik und Geschichte

Anhand von Klatsch- und Stampfübungen und verschiedenen Instrumenten brachten sie den Schülern die Zusammenhänge von Rhythmus, Tempo und Harmonie bei. Gemeinsam sangen sie „Die Affen rasen durch den Wald“, das die Schüler bereits zuvor gelernt hatten, und Tschoepe und Nawothnig zeigten anhand dessen, dass solche Musikstücke auf unzählige Weisen interpretiert werden können.

Sie erklärten, dass Jazz um den Jahrhundertwechsel ins 20. Jahrhundert geprägt von afroamerikanischen Gemeinschaften in Amerika entstand, wie sich daraus Free-Jazz entwickelte und sich inspiriert von Rap-Musik der Acid-Jazz formte.

Ebenfalls vermittelten die Musiker den Schülern, Jazz stehe besonders für Vielfalt, Freiheit und Offenheit gegenüber allem – eine Freiheit, die in der Geschichte etwa im NS-Regime und in der DDR unerwünscht war und zeitweise sogar verboten wurde, wie sie erklärten. Nach dem Verbot seien die Nazis dann sogar auf die Idee gekommen, einige Jazzstücke für Propagandazwecke umzudichten.

Zehn Musiker an 65 Schulen

Einige Schülerinnen und Schüler schlüpfen in der Projektstunde in die Rolle eines Dirigenten beziehungsweise einer Dirigentin und leiten ihre Klasse an.

Einige Schülerinnen und Schüler schlüpfen in der Projektstunde in die Rolle eines Dirigenten beziehungsweise einer Dirigentin und leiten ihre Klasse an. Foto: Raksch

Genau solche Zusammenhänge zwischen Politik und Kunst im Kontext von Jazz und Improvisation zu lernen, ist letztlich auch das Ziel des von der gemeinnützigen Organisation Musikland Niedersachsen realisierten Projekts „Jazzpilot*innen zu Gast im Klassenzimmer“. Zehn Musiker und Musikgruppen hatten sie organisiert, die bis Ende November etwa 65 niedersächsischen Schulen besuchen.

„Wer dabei improvisieren lernt, beginnt tradierte Verhaltensweisen zu hinterfragen, sowie kreativer und spontaner auf Herausforderungen zu reagieren. So stärkt das Projekt die Demokratiekompetenz und Reflexion des eigenen Verhaltens in der Gruppe“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Gefördert werden die Veranstaltungen durch das Aktionsprogramm „Hauptsache:Musik“ des Niedersächsischen Kultusministeriums, durch die Klosterkammer Hannover und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

Gegen Ende der Projektstunde im NIG durften die Zehntklässler dann auch mal selbst in die Rolle eines Dirigenten schlüpfen und ihren Mitschülern sowie den beiden Musikern beim gemeinsamen Musizieren Geschwindigkeit und Lautstärke vorgeben. Um eine abschließende Jazz-Einlage von Nawothnig am Vibraphon und Tschoepe an der Gambe nicht zu verpassen, war es ihnen dann auch gar nicht mehr so wichtig, pünktlich Schulschluss zu machen.

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