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Immer mehr Fälle

Polizei ermittelt: Wer hat seine Möbel im Altenauer Wald entsorgt?

Beim Spaziergang im Hellertal ist Hartmut Schulz auf illegal entsorgte Wohnzimmermöbel gestoßen.

Beim Spaziergang im Hellertal ist Hartmut Schulz auf illegal entsorgte Wohnzimmermöbel gestoßen. Foto: Schulz

Unbekannte haben ihre alten Wohnzimmermöbel im Altenauer Wald entsorgt. Die Landesforsten berichten von einem zunehmenden Phänomen und arbeiten an Lösungen gegen die illegale Müllentsorgung. Die Polizei sucht nach Zeugen für das Delikt in Altenau.

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Von Corinna Knoke
Freitag, 28.03.2025, 15:43 Uhr

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Altenau. „Welcher verantwortungslose Umweltsünder macht denn sowas?“, fragt GZ-Leser Hartmut Schulz. Beim Spazierengang im Wald hat er auf einem Weg hinter dem Hellertal-Viadukt an der Kreisstraße 38 in Richtung Altenau illegal entsorgte Wohnzimmermöbel entdeckt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nun nach Zeugen. Für die Niedersächsischen Landesforsten sind solche Müllberge ein Ärgernis, weil sie laut ihres Pressesprechers Michael Rudolph in den vergangenen Jahren immer häufiger vorkommen.

Couchtisch, Sitzgruppe und Co: Ein Unbekannter hat im Hellertal seine alten Wohnzimmermöbel entsorgt. Die Polizei ermittelt.

Couchtisch, Sitzgruppe und Co: Ein Unbekannter hat im Hellertal seine alten Wohnzimmermöbel entsorgt. Die Polizei ermittelt. Foto: Rudolph/Landesforsten

„Die Natur ist keine wilde Müllkippe“, fasst es Schulz zusammen. Die Landesforsten bemerken aber dennoch, dass einige Stellen im Wald gern für die illegale Entsorgung von Haus- und Sperrmüll genutzt werden. Besonders betroffen sind demnach neuralgische Punkte, die von der Straße aus gut erreichbar sind – so wie eben das Hellertal. Warum die Eigentümer ihren Müll nicht einfach als Sperrmüll an die Straße stellen und stattdessen damit in den Wald fahren, kann Rudolph nicht verstehen. „Vielleicht war die Müllumschlagstation schon geschlossen“, überlegt er. Häufig nutzten die Verursacher aber für ihre illegale Fahrt in den Wald den späten Abend, also generell die Dunkelheit. Die Täter sollten sich aber nicht allzu sicher fühlen, meint der Pressesprecher. Er kann sich an Fälle erinnern, bei denen die Polizei schlussendlich den Umweltsünder anhand seines Unrats geschnappt hat.

Landkreis ist für Entsorgung zuständig

Nach Rücksprache mit dem zuständigen Revierleiter erklärt Rudolph, dass die Landesforsten in Zusammenarbeit mit der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gegen diesen wilden Müll tätig werden wollen. Der Plan sei, die Waldeingänge an den markanten Stellen zurückzubauen, damit Autofahrer erst gar nicht die Möglichkeit hätten, einfach so in den Forst zu fahren. Eine Leitplanke könnte sie womöglich ebenfalls abschrecken. Rudolph weiß zwar, dass das nicht die Ursache des Problems bekämpfe, aber gerade für die Hotspots im Wald wäre das eine effektive Lösung.

Der Landkreis Goslar bestätigt ebenfalls, dass sich das Problem der Haus- und Sperrmüllentsorgung in der Natur in den vergangenen Jahren zugespitzt hat. Während bei der zuständigen Fachgruppe Bodenschutz und Abfallüberwachung im Jahr 2008 noch 146 zu bearbeitende Fälle eingegangen sind, waren es laut Landkreis-Sprecherin Marieke Düber im Jahr 2024 schon 246 Fälle. „Die Verursacher sind meist unbekannt, daher müssen Kreisverwaltung und die Kreiswirtschaftsbetriebe Goslar ausrücken, um die Abfälle zu entsorgen. Die wilden Müllkippen sorgen dabei nicht nur für einen hohen Arbeitsaufwand und zusätzliche Kosten, sondern können ebenso negative Konsequenzen für Natur und Umwelt haben“, heißt es dazu vom Landkreis.

Gefahr für die Waldbewohner

Michael Rudolph erläutert dazu, dass entsorgte Möbel nicht selten mit einer Politur behandelt seien, die für die Tiere lebensgefährlich sein könnte. Von Nägeln, Schraubern und sonstigen Metallteilen ginge ebenfalls eine hohe Verletzungsgefahr aus. Der Forstsprecher berichtet, dass die Vierbeiner daran teilweise schon qualvoll verendet seien. Problematisch seien darüber hinaus Schadstoffe oder Elektronikgeräte, die mitunter in dem Müll enthalten sind. Die Entsorgung ist dann noch einmal aufwendiger und kostspieliger, von der Gefahr für die Tiere ganz zu schweigen.

Ein weiteres zunehmendes Phänomen ist laut Rudolph die Grünschnittentsorgung aus dem heimischen Garten im Wald. „Das mag womöglich noch nicht einmal eine böse Intention sein“, vermutet der Pressesprecher. Schließlich handele es sich dabei doch um natürliches Material. Aber Achtung: Dadurch könnten sich sogenannte invasive Arten aus dem Garten im Wald ausbreiten. Dabei handelt es sich um gebietsfremde Pflanzen, die einheimische Arten verdrängen.

Taschentuch braucht Jahre zum Verrotten

Wenn es jetzt nur um ein Taschentuch oder eine weggeworfene Babywindel geht, bestellen die Landesforsten natürlich nicht extra den Landkreis und seine Entsorgungsfahrzeuge. „Für viele Kollegen und Waldspaziergänger ist es selbstverständlich, eine Tüte mitzunehmen und den Müll gleich aufzusammeln.“ Aber auch ein Taschentuch oder eine nicht fachgerecht entsorgte Bananenschale brauchen im Wald länger zum Verrotten, als man vielleicht denken mag. Um Aufklärungsarbeit zu leisten, hat der Harzer Tourismusverband das Projekt „#NimmsWiederMit – 0% Müll, 100% Harz“ ins Leben gerufen und mittlerweile diverse Partner mit im Boot, die sich gemeinsam für eine müllfreie Natur im Harz starkmachen. Laut dieser Kampagne können nämlich ganze fünf Jahre vergehen, bis sich ein Taschentuch auf dem Waldboden vollständig aufgelöst hat. Eine Bananenschale braucht demnach übrigens ein bis drei Jahre.

Die Landesforsten und die Polizei sind beim Thema der illegalen Müllentsorgung stets auf die Mithilfe von Zeugen angewiesen. Im Fall des Hellertal-Viadukts hat die Polizei am Freitag die Ermittlungen aufgenommen. Der stellvertretende Kommissariatsleiter Marcus Killig bittet um Hinweise, die auf den ehemaligen Besitzer oder den Entsorger der Möbel hindeuten. Wer Informationen dazu hat, kann sich telefonisch unter (05323) 9531-0 bei der Polizei melden und die Beamten bei ihren Ermittlungen unterstützen.

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