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Friedhof an der Hildesheimer Straße

Bewegende Worte vor wenigen Goslarer Zuhörern zum Volkstrauertag

Die vier Ratsgymnasiasten Johanna Günzler, Lena Bock, Clemens Löck und Paul Sagner lesen aus dem Fallada-Roman „Jeder stirbt für sich allein“ und tragen Fürbitten vor. Als zweite von links lauscht Pastoralassistentin Karolin Fischer.

Die vier Ratsgymnasiasten Johanna Günzler, Lena Bock, Clemens Löck und Paul Sagner lesen aus dem Fallada-Roman „Jeder stirbt für sich allein“ und tragen Fürbitten vor. Als zweite von links lauscht Pastoralassistentin Karolin Fischer. Foto: Heine

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind fast acht volle Jahrzehnte vergangen. Und die Zeitzeugen verstummen nach und nach. Wie ändert sich das Erinnern? Zum Volkstrauertag gab es am Sonntag bewegende Worte, die aber nur wenige Zuhörer fanden.

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Von Frank Heine
Montag, 18.11.2024, 06:00 Uhr

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Was ist, wenn die Zeitzeugen fehlen? Jene Menschen, die „Geschichte mit ihren Geschichten greifbar und begreifbar machen“? Pastoralassistentin Karolin Fischer sieht eine „andere herausfordernde Zeit des Erinnerns“ heraufziehen – abstrakter, weiter weg, sogar entfremdet.
Axel Siebe und Melanie Wolff tragen den Kranz der Kriegsgräberfürsorge.

Axel Siebe und Melanie Wolff tragen den Kranz der Kriegsgräberfürsorge. Foto: Heine

Bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag war die Vertreterin der Katholischen Kirche Nordharz am Sonntag auf dem Friedhof an der Hildesheimer Straße nicht die einzige, die sich und anderen bewusst machte, dass inzwischen ein ganzes langes Menschenleben zwischen den Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs und heute liegt. Vor 80 Jahren landeten die Alliierten in der Normandie, vor 80 Jahren scheiterten mutige Menschen mit dem Attentat auf Adolf Hitler. Und es ist bald acht Jahrzehnte her, dass Auschwitz befreit wurde und der Krieg endete.
Percy Engler und Bernd Juchert (v.l.) legen den Kranz für die Reservistenkameradschaft Fliegerhorst Goslar nieder.

Percy Engler und Bernd Juchert (v.l.) legen den Kranz für die Reservistenkameradschaft Fliegerhorst Goslar nieder. Foto: Heine

„In die Augen sehen“

Axel Siebe warnt davor, die Fehler der Vorfahren zu wiederholen.

Axel Siebe warnt davor, die Fehler der Vorfahren zu wiederholen. Foto: Heine

Und ist Gedenken auf Zeit beschränkt? Wo heute Menschen im Mittelmeer ertrinken, an europäischen Außengrenzen erfrieren und in den Kriegen in Nahost und in der Ukraine sterben? „Wir müssen uns in die Augen sehen, wenn wir uns erinnern“, mahnte Fischer. „Wir müssen dem Hass heute entschlossener entgegentreten und dürfen die Fehler der Vorfahren nicht wiederholen“, sagte Axel Siebe als Vorsitzender der Goslarer Kriegsgräberfürsorge. Sich einsetzen „für eine der Wahrheit verpflichtete Demokratie“ sei wichtig, wo die „NS-Überlebenden nach und nach verstummen“.
Die drei Kränze liegen am Ehrendenkmal und zeugen vom Gedenken an Volkstrauertag.

Die drei Kränze liegen am Ehrendenkmal und zeugen vom Gedenken an Volkstrauertag. Foto: Heine

Er las aus dem Gedicht Volkstrauertag von Arnold Kirchner – ebenso bewegend wie die vier Ratsgymnasiasten Johanna Günzler, Lena Bock, Clemens Löck und Paul Sagner aus den Geschichtsleistungskursen von Antonia Langlotz und Sebastian Kreßmann. In Begleitung von Studiendirektor Michael Kwasniok trugen sie aus Hans Falladas Roman „Jeder stirbt für sich allein“ das Überbringen einer Todesnachricht für einen Sohn vor und sprachen die Fürbitten.
Erstmalig spielt die Wildemanner Blasmusik zum Volkstrauertag auf dem Goslarer Friedhof an der Hildesheimer Straße.

Erstmalig spielt die Wildemanner Blasmusik zum Volkstrauertag auf dem Goslarer Friedhof an der Hildesheimer Straße. Foto: Heine

Musik und drei Kränze

Die Wildemanner Blasmusik umrahmte die Gedenkstunde feierlich, zu der abzüglich der Offiziellen allerdings bei Wind und nasskaltem Wetter keine zwei Handvoll Menschen erschienen waren. Kränze legten für die Stadt Bürgermeisterin Renate Lucksch und Erster Stadtrat Dirk Becker am Ehrendenkmal nieder, für die Kriegsgräberfürsorge Siebe zusammen mit Verwaltungsmitarbeiterin Melanie Wolff sowie Bernd Juchert und Percy Engler für die Reservistenkameradschaft Fliegerhorst Goslar.

Erster Stadtrat Dirk Becker und Bürgermeisterin Renate Lucksch gehen für die Stadt nach vorn ans Ehrendenkmal.

Erster Stadtrat Dirk Becker und Bürgermeisterin Renate Lucksch gehen für die Stadt nach vorn ans Ehrendenkmal. Foto: Heine

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