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Aidshilfe hat neues Beratungsangebot

Queere Community berichtet über Probleme mit Ärzten und Polizei

Silver D. Sin und Hoeratio Belvedere sorgen für Drag-Feeling beim Coming-out-Tag.

Silver D. Sin und Hoeratio Belvedere sorgen für Drag-Feeling beim Coming-out-Tag. Foto: Privat

Beim Coming-out-Tag der Goslarer Aidshilfe diskutierten die Teilnehmer über Probleme queerer Menschen. Genannt wurden Mobbing in der Schule, Wissenslücken bei der Polizei und Ärzte, die beim Thema HIV medizinisch nicht auf dem neuesten Stand sind.

Freitag, 18.10.2024, 16:00 Uhr

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Goslar. Zum Coming-out-Tag hatte die Aidshilfe ins „Kö“ eingeladen. In der Diskussionsrunde über das queere Leben in Goslar, zum Beispiel als homosexueller oder Trans-Mensch, gab es viele Rückmeldungen, Erfahrungsberichte und Ideen, wie René Daniels von der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung berichtet.

„Schon in der Schule geht es los. Mobbing findet dort nicht nur durch Mitschüler statt“, fasst Daniels die Erfahrungen einiger Teilnehmer zusammen, deren Mitschüler sich ablehnend über queere Menschen und Lebensentwürfe äußern.

Demokratische Werte, gegenseitigen Respekt und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen würden junge Menschen dadurch erlernen, dass es ihnen vorgelebt wird. Daher seien Fortbildungen, besonders für Vertrauenslehrer „wünschenswert und mancherorts überfällig“, sagte Daniels.

Andere Gesprächsteilnehmer wünschten sich beim Thema Schule auch, Methoden zur Stärkung der eigenen Resilienz zu vermitteln, um die Schüler zu befähigen, gezielt eigene Ressourcen im Umgang mit Herausforderungen zu entdecken und zu kultivieren.

Ein anderes Thema waren Erfahrungen mit der Polizei. Auch in diesem Bereich wurden mehr Fortbildungen gewünscht.

Als gravierend bezeichnet Daniels negative Erfahrungen in Goslar und Umgebung bei manchen Ärzten oder Ärztinnen. „Dort erleben nicht nur Menschen mit HIV noch oft genug Diskriminierung, obwohl die Ärzte wissen sollten, dass diese Patienten dank guter Medikamente nicht infektiös sind“, heißt es im Bericht. „Auch bei Verdacht auf sexuell übertragbaren Infektionen gibt es Erfahrungen mit Ärzten und Ärztinnen, die es sich nicht verkneifen können, den moralischen Zeigefinger zu heben, Untersuchungen vermeiden und längst überholte Medikamente verschreiben. Auch innerhalb der Goslarer Ärzteschaft gibt es noch Wissenslücken.“

Die ernsten Themen und Herausforderungen hielten die Teilnehmer aber nicht davon ab, den anschließenden Feier-Abend gemeinsam zu genießen.

An dem Abend, der unter dem Motto „Und wann hast du gemerkt, dass du hetero bist?“ steht, stellte sich auch Urs Gamsavar vor. Er hat seinen Masterabschluss im Bereich Gender Studies und seinen Bachelor in Soziale Arbeit erworben, ist Sozialarbeiter, Suchtberater, Paar- und Sexualtherapeut. Gamsavar bietet seit Oktober zweimal pro Monat eine offene Sprechstunde zur sexuellen Gesundheit und Partnerschaft in der Aidshilfe an. red

Urs Gamsavar bietet eine offene Sprechstunde zur sexuellen Gesundheit und Partnerschaft an.

Urs Gamsavar bietet eine offene Sprechstunde zur sexuellen Gesundheit und Partnerschaft an. Foto: Privat

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