Wie ein Bio-Hof mit eigener Nudelei die Wertschöpfung erhöht

Hauke Gaus steht an der Nudelmaschine, die in diesem Juni ihre Arbeit aufnehmen wird. Fürs Foto hat er schon einmal ein paar fertige Spirelli in die Trockenschale geschüttet. Foto: Gereke
Wie lässt sich die Wertschöpfung eines landwirtschaftlichen Betriebs erhöhen? Die Antwort, die Familie Gaus vom Bio-Hof „Schieren Eichen“ darauf gibt, lautet: Die eigenen Produkte veredeln. Das geschieht noch in diesem Monat mit einer eigenen Nudelei.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Rhode. Noch in diesem Monat nimmt die Landwirtsfamilie Gaus eine eigene Nudelei in Betrieb, um die Bio-Eier, die die Hühner legen, zumindest zum Teil selber zu verarbeiten. Bis zu 24.000 Hühnereier täglich erzeugt der Bio-Hof in seinen Ställen. Die Eier werden nun die Grundlage für die eigene Nudelproduktion sein. Nudeln verkaufte der Betrieb zwar schon seit geraumer Zeit, doch die ließ er in Lohnarbeit aus den eigenen Produkten herstellen. Warum es also nicht selbst in die Hand nehmen?
6400 Eier pro Minute

Im Neiletal gibt es jetzt auch eine Nudel-Manufaktur. Foto: Gereke
Aus ihnen will er nun Eier-Nudeln herstellen. Sie kullern als Erstes über das Förderband in den Ei-Aufschlag-Automaten. „Der schafft 6400 Stück pro Minute“, erzählt Gaus. Das Ei-Innere wandert dann in die Teigknetmaschine, wo die weiteren Zutaten hinzu kommen. Verschiedene Aufsätze, durch die der Teig gedrückt wird, garantieren verschiedene Ausformungen. Am Ende muss die Nudel noch 22 Stunden trocknen, ehe sie fertig zum Verpacken ist. Etwa 150 Kilogramm Nudeln kann die Maschine pro Stunde produzieren – bis zu 350 Kilogramm passen auf einmal in die Trocknungsschränke, abhängig von der Ausformung.

Haukes Bruder Jan Gaus an der Packstation. Die beiden Brüder betreiben Ställe mit zusammen mehr als 25.000 Bio-Legehennen. Foto: Gereke
30 Prozent Ei-Anteil werden die Nudeln haben. „Es ist ein Premiumprodukt“, sagt Hauke Gaus. Verwendung findet dabei ebenfalls das auf den eigenen Feldern angebaute Bio-Getreide. „Regionalität ist Ährensache – wir lassen das Getreibe bei der Mühle Sack in Langelsheim vermahlen“, berichtet er. So setzt er auf Transparenz – und wenn erst einmal alles läuft, sollen Interessierte auch die Möglichkeit haben, den Entstehungsprozess der Nudeln in seiner „gläsernen Manufaktur“ verfolgen zu können.
Keine mit Vollkorn
Premiumprodukte haben natürlich auch ihren Preis. Auch auf dem Weiler Rhode spürten sie, welche Auswirkungen die Preissteigerungen auf das Kaufverhalten hatten. „Die Corona-Pandemie sorgte erst dafür, dass die Menschen verstärkt Bio-Produkte kauften. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Verteuerung der Lebensmittel griffen die Kunden dann verstärkt zu Erzeugnissen aus konventionellem Anbau“, erzählt er. Für seinen Betrieb zieht er daraus den Schluss: „Unser neues Produkt muss also so gut sein, dass die Leute es kaufen wollen.“ Um Urteile zur Qualität der Nudeln zu erlangen, heißt es deshalb jetzt in seinem Umfeld: Statt Kartoffeln kommen bei allen seine Nudeln auf den Tisch. Eines aber wird es aus seiner Nudelei nicht geben: Eier-Vollkornnudeln. Das Fett in den Körnern reagiert mit dem aus dem Ei – „und alles wird schnell ranzig.“

Weithin sichtbar ist die charakteristische Stallanlage im Neiletal, die im Jahr 2020 in Betrieb ging. Foto: Gereke
Eine Umstellung wird es auch im Stall geben. Künftig setzt er auf Hühner der Sorte Isabell. Die Weißgefiederten legen cremefarbene Eier – und werden die braunen Tiere ablösen. „Die Tiere kennzeichnet aber auch eine längere Legeperiode – statt 16 dann 19 Monate“, erzählt Gaus. Insgesamt gibt es auf dem Hof Gaus mehr als 25.000 Hühner. 15.000 Tiere in den Ställen und Freilaufarealen, die weithin sichtbar im Neiletal zu sehen sind, sowie weitere 12.000 Legehennen, die direkt auf dem Hof untergebracht sind, der in einer Senke liegt.
Doch die Nudeln sollen nicht das Ende des Produktentwicklungsprozesses sein. Er hat bereits eine weitere Idee im Kopf, um das Produkt noch weiter zu veredeln: Bio-Eierlikör direkt aus dem Neiletal.
Kostenlos aufs Handy: Immer top informiert mit den Telegram-Nachrichten der Goslarschen Zeitung!