Was tut sich 2024 politisch in Altenau?

Die seit Jahren leer stehende Schusterklause soll zwischen Ostern und den Sommerferien abgerissen werden. Foto: Knoke
Schrottimmobilien, Kräuterpark, Schlaglöcher und eine allgemeine Unzufriedenheit in der Bergstadt: Beim Neujahrsempfang liefert Altenaus Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) einen Ausblick auf anstehende Projekte.
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Altenau. Auch wenn es sich beim Neujahrsempfang in Altenau um eine unpolitische Veranstaltung handeln sollte, wurde Altenaus Ortsbürgermeister Alexander Ehrenberg (SPD) doch etwas politisch. In seinen Grußworten lieferte er einen Überblick darüber, was dieses Jahr in der Ortschaft anliegt. Außerdem machte er seinem Unmut Luft.
Kräuterpark
Es gibt wohl kein Thema in Altenau, das in den Köpfen der Menschen so präsent ist wie der Kräuterpark. Eigentlich wollte die Kurbetriebsgesellschaft (KBG) schon zum 1. Januar 2023 den Park übernehmen. Zuletzt hieß es, dass „offene Finanzierungsfragen“ den Verkauf verzögerten. Der Park ist seit nunmehr einem Jahr geschlossen. Ehrenberg weiß, das viele wissen wollen, wie es in der Zukunft weitergeht. Er dürfe aber nichts sagen. Stichwort: Verschwiegenheitspflicht. Dieselbe Antwort gibt es übrigens auch von KBG-Geschäftsführerin Bettina Beimel. „Dass ich schweige, hat nichts damit zu tun, dass sich in Sachen Kräuterpark nichts bewegt. Auch ich wünschte, dass es ein wenig schneller gehen würde. Bis dahin muss ich es auf mich nehmen, Zielscheibe von Unzufriedenheit zu sein. Das gehört zum Amt dazu“, sagte Ehrenberg.

Seit mehr als einem Jahr ist der Kräuterpark geschlossen. Aufgrund der Verschwiegenheitspflicht darf von den Verantwortlichen aktuell keiner sagen, wie es weitergeht. Foto: Knoke
Betonpflaster in der Innenstadt
In diesem Frühjahr sollen die Pflastersteine zwischen dem Kurgastzentrum und der Altenauer Brauerei endlich getauscht werden. Bekanntlich gibt es schon seit Jahren Ärger mit dem Betonpflaster in der Innenstadt, das 2010 und 2011 verlegt wurde. Es ist von chemischen Selbstauflösungsprozessen betroffen und hat sich daher einen Namen als Bröselpflaster gemacht. Nach einem Rechtsstreit vor dem Landgericht Braunschweig, der sich jahrelang hinzog, wurde mit der Firma ein Vergleich geschlossen. „Das weitere Verfahren schleppte sich im Jahr 2023 noch mühselig hin“, resümierte Ehrenberg. Die neuen Betonsteine mussten produziert werden und anschließend wochenlang abbinden. „Anschließend erfolgte eine zeitaufwendige Qualitätskontrolle, um sicher zu gehen, dass die neuen Steine auch wirklich das halten, was der Hersteller verspricht“, erklärte Ehrenberg. Aufgrund des regnerischen und kalten Herbstes entschied man sich, erst 2024 mit den Arbeiten loszulegen.

Das Bröselpflaster in der Altenauer Innenstadt soll dieses Jahr endlich ausgetauscht werden. Archivfoto: Weiss
Schusterklause
Gute Nachrichten hatte der Ortsbürgermeister zur Altenauer Schusterklause, eine Schrottimmobilie in der Hüttenstraße: Sie soll in diesem Jahr abgerissen werden. Nach einem Prozess, der sich laut dem Ortsbürgermeister seit 2011 hinzieht, sei man nun kurz vor der Ziellinie angekommen. Der Eigentümer der Schusterklause, der aus dieser ein Ferienchalet mit Vier-Sterne-Ferienwohnungen machen wollte, habe die „die Flügel gestreckt“. Ehrenberg berichtete, dass der Landkreis daher final handeln konnte, schließlich stelle die Schusterklause wegen ihres baulichen Zustands und der direkten Nähe zur Straße eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Ein Ingenieurbüro aus Vienenburg wurde nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Ausschreibung vom Landkreis beauftragt, den Rückbau vorzubereiten. „Der Rückbau erfolgt auf Kosten der Kreiskasse, also des Steuerzahlers“, erklärte Ehrenberg. Aktuell müsse noch ein Abbruchunternehmen gefunden werden. Wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen, könne die Beseitigung dieses städtebaulichen Missstandes beginnen. Dazu müsse die Bundesstraße vollgesperrt werden. Geplant seien dafür fünf Tage – irgendwann zwischen Ostern und den Sommerferien.
Städtebauliche Missstände
In Altenau gibt es so manche Stelle, die nicht unbedingt ein Blickfang ist. Beim Neujahrsempfang lieferte Ehrenberg einen Überblick über den aktuellen Stand, einiger städtebaulicher Missstände. Da wäre auf jeden Fall die Kleine Oker zu nennen. Der Ortsbürgermeister sagte, dass der Stadtrat bereits im Juni 2021 entschieden hatte, die Planungen zur Sanierung der Kleinen Oker aufzunehmen. Dazu gehöre auch der Bereich am Kleine-Oker-Park, der nach dem Rückbau der Brandruine „Hotel zum Bären“ entstanden ist. Auch dieser Prozess zog sich laut dem Sozialdemokraten durch die personelle angespannte Situation im Rathaus sowie beim Landkreis. „Ziel ist es, die Flächen ins Eigentum der Stadt zu bekommen, um Bauland und öffentliche Parkplätze entstehen zu lassen“, berichtete Alexander Ehrenberg. Die ersten Vorplanungen lägen bereits vor. Die Übertragung der Flächen sei jedoch etwas kniffelig.
Ein anderer städtebaulicher Missstand ist nach den Worten des Ortsbürgermeisters der Vorplatz an der Brauerei zur Einmündung in die Kleine Oker. Im November vorigen Jahres habe ein klärendes Gespräch zwischen dem Eigentümer der Fläche, die Brauerei, und der Stadtverwaltung stattgefunden. Die Brauerei kündigte laut Ehrenberg an, die Fläche ansehnlich zu machen, wenn das Betonsteinpflaster ausgetauscht wird.
Eine konkrete Aussage zum alten Schützenhaus an der Hüttenstraße konnte Ehrenberg noch nicht machen. Der Stadtrat hatte jedenfalls beschlossen, die Schrottimmobilie zu kaufen. Hintergrund sei das Alter und der bauliche Zustand der Turnhalle in der Rothenberger Straße. Mit der Übernahme des Grundstücks am Sportplatz sollte eine Reserve für einen Neubau einer Turnhalle gesichert werden, schilderte der Ortsbürgermeister. Aktuell laufe wie berichtet ein Förderantrag der Stadt zur Sanierung von Sportstätten für die Turnhallen in Altenau, Buntenbock, Clausthal und Wildemann. „Ob wir für eine Förderung Berücksichtigung finden, wird die nächste Zeit ergeben. Wichtig war und ist zunächst einmal die Sicherung des Baulandes.“
Straßensanierung
Für Altenau sind laut Ehrenberg Aufträge zur Straßenreparatur im Bereich des Glockenbergs und der unteren Rothenberger Straße offen, die in diesem Jahr hoffentlich Ausführung durch den Bauhof finden werden. „Mit dem Bauamt ist besprochen, dass in diesem Jahr endlich die desaströse Bornkappe vom Schultal bis zum vormaligen Forstamt eine Überarbeitung bekommt. Eigentlich sollte diese Maßnahme bereits in 2023 ausgeführt werden“, erinnerte Ehrenberg. Für 2024 sei zudem geplant, den oberen Teil der Rothenberger Straße mit einer neuen Deckschicht zu versehen. Ebenfalls seien die erheblichen Schäden Am Grasstieg dem Bauamt für eine Reparatur gemeldet.
Darüber hinaus soll der Glockenbergweg grundhaft saniert werden, sagte Ehrenberg: „Die Vorplanungen dafür sind abgeschlossen. Das Ingenieurbüro steht in den Startlöchern. Die städtischen Finanzmittel sind in den Haushalt 2024 eingestellt. Die Kommunalpolitik hat ihre Beschlüsse gefasst.“ Laut dem Ortsbürgermeister liegt es jetzt am Land, ob die Stadt die zwingend notwendige Förderung für den Glockenbergweg erhalte. Ziel sei es, in der zweiten Jahreshälfte mit der Sanierung zu beginnen.
Unzufriedenheit
Der Ortsbürgermeister sprach auf dem Neujahrsempfang von einer „unterschwelligen Unzufriedenheit“, die er zunehmend bei Altenauern bemerke, so nach der Art: „Anderenorts läuft es, nur hier nicht. Von neu Zugezogenen ist zu hören, dass der teils auftretende morbide Charme an Straßen und Häusern einem Schlafen der Kommunalpolitik zuzurechnen ist.“ Ehrenberg wollte in dem Zusammenhang der Unzufriedenheit etwas zurückwerfen, nämlich seine eigene im Hinblick auf das Ortsbild und die Gemeinschaft. „Möchten Sie gern in einem Ort Urlaub machen, wo sich eine Vielzahl von Häusern auf der Präsentiermeile mehr und mehr zu Schrottimmobilien entwickelt“, fragte er. Es gebe durchaus Positivbeispiele von Ehepaaren, die ihre Häuser in der Innenstadt in Schuss halten. An anderen Stellen vergammeln laut dem Ortsbürgermeister aber die Zäune, Dachrinnen werden mit Klebeband abgedichtet, die Fußwege werden nicht gefegt, Unkraut wird nicht entfernt und die Fensterscheiben kennen keinen Glasreiniger. Und der Ortsbürgermeister machte deutlich, dass es sich bei den Betreffenden weniger um ein finanzielles Problem handele. Darum verstehe er es nicht, warum sich diese Menschen nicht von anderen motivieren lassen, die eben was an ihren Häusern tun.
Für diejenigen, die lieber einfordern und nichts wiedergeben, hat Ehrenberg einen Rat: „Bevor gemeckert wird, einfach mal fragen, wer kümmert sich darum, wer bezahlt das und wie kann ich helfen? Das ist ein Teil von Wertschätzung.“