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Fachkräftemangel nimmt zu

Warum will keiner Pfarrer in Bad Harzburg werden?

Die Kirchen in Harlingerode, in Westerode sowie in Bettingerode und ihre Gemeinden sind derzeit ohne Pfarrer oder Pfarrerin. Archivfoto: Potthast

Die Kirchen in Harlingerode, in Westerode sowie in Bettingerode und ihre Gemeinden sind derzeit ohne Pfarrer oder Pfarrerin. Archivfoto: Potthast

Die Bad Harzburger Kirchengemeinden stehen derzeit vor nicht ganz unbekannten Problemen: der Fachkräftemangel und der ausbleibende Nachwuchs. In zwei der fünf Gemeinden fehlen derzeit Pfarrer. Mit Renovierungen sollen Stellen attraktiv gehalten werden.

Von Angela Potthast Dienstag, 10.10.2023, 08:00 Uhr

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Bad Harzburg. In zwei der fünf Bad Harzburger Kirchengemeinden fehlen derzeit Pfarrer. Stellenausschreibungen haben weder für die Kirchengemeinde Bettingerode-Westerode noch für die Kirchengemeinde Harlingerode zu einer Neu-Besetzung geführt. Der Fachkräftemangel, der sich in vielen anderen Berufssparten zeigt, ist auch Thema der evangelischen Landeskirche in Braunschweig.

Neuer Zuschnitt

Pfarrer Udo Hauke verließ seine Harlingeröder Gemeinde im September dieses Jahres – er ging in den Ruhestand –, Pfarrer Martin Widiger seine Bettingeröder-Westeröder im Jahr 2020 – er wurde Landesjugendpfarrer. Seine Probedienst-Gemeinde, die dem Pfarrverband „Zwischen Harz und Harly“ zugeteilt ist, bekam im vergangenen Frühjahr einen neuen Zuschnitt, wurde mit Wiedelah zu einem Seelsorgebezirk.

Die Pfarrhäuser in Bettingerode sowie in Harlingerode sind renoviert. Archivfoto: Potthast

Die Pfarrhäuser in Bettingerode sowie in Harlingerode sind renoviert. Archivfoto: Potthast

„Neue Kooperationsformen zwischen den Kirchengemeinden“, erklärt Michael Strauß als Pressesprecher der Landeskirche in Braunschweig, „sollen dazu dienen, den geringer werdenden Mitgliederzahlen zu entsprechen.“ Sie folgten gemäßen Leitungsentscheidungen.

Beide Stellen seien zweimal ausgeschrieben worden, allerdings ohne Erfolg. Weitere Ausschreibungen in den nächsten Monaten seien geplant. Ob es schwieriger ist, Pfarrer für den ländlichen Bereich zu finden? Grundsätzlich könnten sie nicht sagen, dass Pfarrstellen dort schwerer zu besetzen seien als in der Stadt, so der Pressesprecher. Das hänge sehr von den Vorstellungen potenzieller Bewerber ab. Und ob sie möglicherweise besonders für Berufsanfänger geeignet seien, lasse sich ebenfalls nicht pauschal beantworten.

Fehlender Nachwuchs

„Insgesamt ist es derzeit nicht leicht, vakante Pfarrstellen zu besetzen“, sagt Michael Strauß. 16 seien es aktuell in der gesamten Landeskirche. Allerdings würden sie mittlerweile neues Personal nicht nur aus dem eigenen Nachwuchs gewinnen, sondern auch aus anderen Landeskirchen. Gleichwohl heiße die Devise: „Wir müssen mit weniger Personal und veränderten Strukturen den Veränderungsprozessen in der Kirche gerecht werden.“ Was vielen Kirchengemeinden Mühe mache, aber angesichts der zu erwartenden Entwicklungen ohne wirkliche Alternative sei.

Bei Interesse würde ein Besetzungsverfahren sofort eingeleitet werden. Archivfoto: Potthast

Bei Interesse würde ein Besetzungsverfahren sofort eingeleitet werden. Archivfoto: Potthast

Als Jens Höfel, Propst der Propstei Bad Harzburg, ordiniert wurde – das war zum Ende der 90er Jahre der Fall –, seien Pfarrerinnen Pfarrer irgendwo hingesetzt worden. Sie hätten sich ihre Stelle nicht aussuchen können. Das sei heute anders. Sollte ein Theologe, eine Theologin Interesse bekunden an Bettingerode-Westerode oder Harlingerode, „das Besetzungsverfahren könnte sofort eingeleitet werden.“

Damals seien die geburtenstarken Jahrgänge am Zug gewesen. Er erinnert sich an Zeiten, in denen 20 Leute pro Jahr ordiniert worden seien. In diesem Jahr seien es zwei gewesen für die Landeskirche in Braunschweig. Wenig Nachwuchs auf der einen Seite, wenig Bewegung zwischen den Gemeinden auf der anderen Seite. Was meint, dass sich kaum Pfarrer aus dem Dienst heraus auf eine Position in einer anderen Gemeinde bewerben würden.

Renovierte Pfarrhäuser

„Wir versuchen, die Stellen attraktiv zu halten“, sagt Propst Höfel. Die Pfarrhäuser in Bettingerode sowie in Harlingerode beispielsweise seien renoviert. Es besteht ja nach wie vor Residenzpflicht für Pfarrer. Außerdem, das trifft ebenfalls auf beide Standorte zu, sei man dank der Anbindung an die Autobahn schnell mal in Braunschweig.

Ein weiterer Aspekt, den der Propst als positiv bewertet, der aber oftmals nicht bedacht werde, wie er weiß. Dazu noch die Kirchenvorstände. „Die, die da sind, machen Hervorragendes.“ Sie sorgten dafür, dass was in den Gemeinden passiere.

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