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Sommerzeit in Deutschland

Umfrage: Das sagen Passanten im Nordharz zur Zeitumstellung

Malerischer Sonnenuntergang über dem Innerstetal: Seit Sonntag sind die Tage wieder länger hell. Foto: GZ-Archiv

Malerischer Sonnenuntergang über dem Innerstetal: Seit Sonntag sind die Tage wieder länger hell. Foto: GZ-Archiv

Seit vergangenem Sonntag ist Sommerzeit in Deutschland. Die Zeitumstellung ist umstritten, viele sehen darin ein großes Ärgernis und Fordern, sie abzuschaffen. Die GZ hat Bürger in Langelsheim nach ihrer Meinung gefragt.

Freitag, 05.04.2024, 14:00 Uhr

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Von Robin Raksch

Nordharz. Manch einer kommt gut damit klar, anderen raubt sie die Nerven: Die Zeitumstellung ist seit ihrer Einführung 1980 umstritten. Dennoch wurden am vergangenen Sonntag erneut die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Wie kommen die Menschen im Nordharz damit zurecht? Die GZ hat sich umgehört, wie die Bürger die Zeitumstellung wahrgenommen haben und was sie davon halten.

Ingo Hesse (59) aus Langelsheim. Foto: Raksch

Ingo Hesse (59) aus Langelsheim. Foto: Raksch

Das Gros der Befragten ist es leid, zweimal pro Jahr die Uhren umzustellen. So auch Ingo Hesse (57) aus Langelsheim. „Es ist für den Körper immer wieder eine Belastung. Ich bin gegen die Zeitumstellung.“

Vera Elisa Eilers (63) aus Wolfshagen hatte zwar beim Wechsel auf die Sommerzeit keine Probleme gehabt, sagt sie. „Aber nach der Umstellung auf die Winterzeit brauche ich mindestens zwei bis drei Wochen, um mich einzugewöhnen. Da kommt mein Rhythmus durcheinander.“ Sie fühle sich häufig schlapp und müsse sich zwischendurch tagsüber schlafen legen.

Stress für Haus- und Nutztiere

Barbara Kreie (70) aus Bredelem berichtet, auch mit ihrem Hund habe sie häufig Probleme nach der Zeitumstellung. Er könne sich schwer an den neuen Rhythmus gewöhnen. „Ebenfalls für Nutztiere der Landwirte ist es kontraproduktiv“, sagt Eilers weiter.

Vera Elisa Eilers (63) aus Wolfshagen. Foto: Raksch

Vera Elisa Eilers (63) aus Wolfshagen. Foto: Raksch

In der Landwirtschaft betrifft das am stärksten Nutztiere wie Kühe. Diesen bereitet die Umstellung auf Normal- und Sommerzeit immer wieder große Probleme. Die Tiere gewöhnen sich aufgrund ihrer inneren Uhr nur schwer daran, in einem neuen Rhythmus gemolken zu werden. Viele Landwirte passen die Melkzeiten der Kühe daher etappenweise an, sodass sich die Nutztiere damit besser arrangieren können.

Eine ähnliche Problematik sieht Margitta Engel (71) beim Betreuen Pflegebedürftiger. „Ich kenne es auch aus der Pflegearbeit, dass ältere Leute Schwierigkeiten haben, wenn Pfleger plötzlich morgens eine Stunde früher oder später vorbeischauen. Mindestens die erste Woche ist es dort ein riesen Problem.“

Zeitwechsel unnatürlich

Anders als Eilers hat Engel selbst jedoch keine Schwierigkeiten, sich an die neue Zeit zu gewöhnen: „Ich bin Rentnerin. Daher kann ich es gut einrichten.“ Dennoch halte sie den regelmäßigen Zeitwechsel für unnatürlich. „Das Einführen der Zeitumstellung hat nichts gebracht. Ich hätte lieber das alte System zurück.“

Margitta Engel (71) aus Langelsheim. Foto: Raksch

Margitta Engel (71) aus Langelsheim. Foto: Raksch

Die ursprüngliche Idee war 1980, im Zuge der Ölkrise mehr Tageslicht am Abend zu schaffen, und so Energie zu sparen. Wie Engel sieht es auch Regina S. (59) aus Langelsheim. Das Ziel sei verfehlt worden: „Hätten wir doch nie an der Zeit herumgespielt. Dieses selbst gemachte Luxusproblem hat nur Verunsicherung gebracht.“

Eine Studie der Krankenkasse DAK mit 1000 Teilnehmern aus ganz Deutschland kam kürzlich zu einem Ergebnis, das dem Meinungsbild aus Langelsheim ähnelt: Bundesweit hält die Mehrheit der Teilnehmer die Zeitumstellung für sinnlos. 74 Prozent geben an, sie abschaffen zu wollen. Ähnlich wie unter anderem Vera Elisa Eilers, gaben 30 Prozent der Befragten an, dadurch psychische oder körperliche Beschwerden wie Schlappheit oder Schlaflosigkeit zu entwickeln. Lediglich 23 Prozent sehen darin einen Sinn.

EU: Diskussion um Zeitumstellung vertagt

Die EU-Kommission hatte bereits 2018 vorgeschlagen, den regelmäßigen Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit zu beenden. Auch das Europäische Parlament stimmte im März 2019 mit deutlicher Mehrheit für ein Ende der Zeitumstellung. Für die Umsetzung wäre jedoch eine Einigung der Mitgliedsstaaten nötig, unter anderem darüber, ob künftig die Normal- oder Sommerzeit gelten soll. Die Diskussion wurde zunächst vertagt.

Barbara Kreie (70) aus Bredelem. Foto: Raksch

Barbara Kreie (70) aus Bredelem. Foto: Raksch

Uneinigkeit, welche Zeit geeigneter ist, besteht auch bei den befragten Passanten. Ingo Hesse spricht sich beispielsweise für die Sommerzeit aus: „Wir sollten die Sommerzeit beibehalten, weil es dann tagsüber länger hell ist.“

Regina S. ist dagegen: „Natürlich ist es schön, im Sommer lange draußen sitzen zu können. Aber Kinder, die in die Schule müssen, kriegt man abends kaum ins Bett, weil es noch taghell ist.“ Kreie hofft indes nur auf Einigung: „Ich würde es gut finden, wenn man sich endlich einigen würde – egal, ob Winter- oder Sommerzeit."

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