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Uneinheitliches Bild im Kreis Goslar

Stärkere Nachfrage in einigen Kleiderkammern

„Ich höre viel Leid“:  Sabine Schestokat-Haupt leitet die „Kleiderecke“ des DRK in Goslar. Foto: Stade

„Ich höre viel Leid“: Sabine Schestokat-Haupt leitet die „Kleiderecke“ des DRK in Goslar. Foto: Stade

Viele Kleiderkammern im Harzkreis in Sachsen-Anhalt berichten von einem großen Andrang und knapper Winterkleidung. Im Landkreis Goslar trifft dies nur auf die Kleiderecke des DRK in Goslar zu und ein wenig auf die DRK-Kleiderkammer in Seesen.

Von Oliver Stade Sonntag, 25.12.2022, 15:00 Uhr

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Harz. Vielen Kleiderkammern im Ostharz geht derzeit die warme Kleidung aus. Vor allem Einrichtungen in Halberstadt, Wernigerode und Quedlinburg haben vor einigen Tagen Alarm geschlagen. Zumindest eine Kleiderkammer in Goslar und eine in Seesen spüren ebenfalls verstärkte Nachfrage. So groß wie im Ostharz scheint die Not im Landkreis Goslar aber offenbar nicht zu sein.

Mehr Betrieb als gegenwärtig gab es nur zur Grenzöffnung 1989, als die DDR sich auflöste, berichtet Wilfried Wende, Bereitschaftsleiter des DRK in Seesen, der seit vielen Jahren in der DRK-Kleiderkammer Seesen arbeitet. Die Anlaufstelle in den DRK-Räumen am Sack2 hat zweimal im Monat geöffnet, an jedem ersten und dritten Montag. Viele Menschen aus der Ukraine kommen vorbei. Mitunter würden Familien eingekleidet, „zwei Erwachsene und drei Kinder“, sagt Wende und betont: „Wir machen dann Extra-Termine, weil das ja Zeit braucht“.

Aufruf gestartet

Wegen des gestiegenen Bedarfs habe die Kleiderkammer vor einigen Wochen in Seesen einen Aufruf an die Bevölkerung gerichtet, mit Erfolg. Rund 50 Säcke mit Bekleidung seien zusammengekommen. Bedarf gibt es aber trotzdem, Wilfried Wende sagt: „Wir könnten Kinderbekleidung für den Winter gebrauchen.“

Aber nicht überall wird die Kleidung knapp. Detlef Körner vom Kinderschutzbund in Langelsheim berichtet, zu Beginn des Ukraine-Krieges hätten die Ehrenamtlichen Kinderkleidung nach Goslar gebracht, um sich an einer Aktion für Geflüchtete aus der Ukraine zu beteiligen. Kinderkleidung sei ohnehin „stark nachgefragt“, sagt er. Dass es einen Nachfrageschub wegen Menschen aus der Ukraine gebe „ist bei uns nicht so angekommen“, sagt er über die Kleiderkammer, die künftig von der Kinder- und Jugendstiftung geführt wird, weil sich der Kinderschutzbund zum Jahresende auflöst.

Jens Wiemann, DRK-Ortsvereinsvorsitzender in Bad Harzburg, meldet aus der Kleiderkammer in der Kurstadt „ausreichende Bekleidung für Erwachsene“, bei Kindern müsse mitunter sorgsam sortiert werden. Knappheit herrsche aber nicht.

Eine Erklärung dafür, dass sich die Situation im Ostharz etwas anders darstellt, liefert möglicherweise Andreas Pleyer, Geschäftsführer des Caritasverbandes im Landkreis Goslar. Die Ukrainer, die in den Raum Goslar gekommen sind, hätten bereits ein soziales Netzwerk aus Familie und Freunden vorgefunden. „Das ist ein großer Vorteil“, sagt Pleyer. Kleider und Wintermäntel seien, wenn sie gefehlt hätten „durch Selbsthilfe organisiert worden.

„Schwierige Zeit“

Die Caritas hat selbst Kontakt zu Menschen, die aus der Ukraine vertrieben wurden, denn sie berät Geflüchtete und hilft ihnen unter anderem beim Kontakt mit Behörden. Bedarf an der Kleiderkammer, die bei der Caritas aus guten Grund Stube heißt, gebe es unter ihnen meistens nicht. Die Einrichtung in der Mauerstraße in Goslar, ist ein Anlaufpunkt für Menschen, die in Not sind. Der Kontakt ergebe sich oft aus den Beratungsgesprächen, erklärt Pleyer. Die Stube sei so klein, dass sie pro Jahr 100 bis150 Menschen versorge, aber nicht Tausende, wie andere Kleiderkammern. Schwierigkeiten, weil zu wenig Bekleidung vorrätig wäre, gebe es nicht.

Anders ist die Situation in der Kleiderecke des DRK am Vogelsang in Goslar. „Sehen Sie sich um“, sagt Leiterin Sabine Schlestokat-Haupt auf die Frage, ob sie genug Winterware hat. „Leere Ständer, wir haben nicht mehr eine Mütze, keinen Schal.“ Andererseits sind die Regale und Stände gut gefüllt und während des Gesprächs mit ihr gibt eine Frau eine Tüte mit Textilien ab.

Sabine Schlestokat-Haupt sagt, „sehr, sehr viele Ukrainer“ würden in die Kleiderecke kommen, aber auch „viele Rentner“. „Die Energiekrise“, sagt sie und fügt hinzu: „Eine ganz, ganz schwierige Zeit“ sei das aktuell, das höre sie aus den Gesprächen heraus. „Ich bin auch Seelsorgerin, ich höre viel Leid.“

Die Kleiderecke hat dienstags von 10 bis 18 Uhr sowie mittwochs, donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Bekleidung wird gegen „kleines Geld“, abgegeben.

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