St. Andreasberg: Stadt verbreitert Weg am Schwalbenherd

Mit schwerem Gerät haben die Mitarbeiter der Städtischen Betriebe Braunlage unter anderem das Gestrüpp am Wanderweg hinter der Brücke entfernt. „Das wäre sonst in ein paar Jahren alles zugewuchert“, sagen die Ratsmitglieder Karl-Heinz Plosteiner (CDU) und Hans-Dieter Lambertz (Bürgerliste), die sich dafür engagiert hatten. Foto: Jung
Ein Arbeitseinsatz der Städtischen Betriebe Braunlage am Wanderweg hinter der Brücke am Schwalbenherd sorgt in St. Andreasberg für Diskussionen. Teile der Bevölkerung vermuten, dass damit die Befahrbarkeit des Wanderwegs erreicht werden soll.
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St. Andreasberg. Früher war der Weg hinter der Brücke am Schwalbenherd noch breiter. „Da sind sogar Pferdefuhrwerke langgefahren“, sagt Hans-Dieter Lambertz, der Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Karl-Heinz Plosteiner (CDU) hatte er jetzt die Städtischen Betriebe Braunlage (SBB) gebeten, den Weg wieder „in Ordnung zu bringen“. Die Aktion sorgt in St. Andreasberg für Diskussionen.
Bürger wie beispielsweise Arnhold Mai vermuten, dass die Stadt damit Argumente für den Bau der größeren und teureren Brücke mit der Traglast von fünf Tonnen finden will. Diese hatte der Rat kürzlich mit großer Mehrheit beschlossen, sie ist aber in St. Andreasberg umstritten. Einige Bürger meinen, dass eine reine Fußgängerbrücke ausreiche, weil sie kostengünstiger sei.
Brücke seit 2017 gesperrt
Laut Bürgermeister Wolfgang Langer (Bürgerliste) kostet die kleinere Variante 100.000 Euro, die vom Rat beschlossene mit der Breite von 2,50 Meter und der Traglast von fünf Tonnen 130.000 bis 150.000 Euro. Mit dieser Variante halte sich die Stadt aber für die Zukunft mehr Möglichkeiten offen, so der Verwaltungschef.
Der Grund für den geplanten Abriss und dann den Neubau war eine Untersuchung der Prüfgesellschaft Dekra im Mai 2017. Sie hatte den Zustand der Brücke am Schwalbenherd als „nicht ausreichend“ eingestuft und riet der Stadt, die Überführung für Fahrzeuge aller Art zu sperren und nur noch Fußgänger und Radfahrer passieren zu lassen.
Seit dieser Zeit, also seit sieben Jahren, darf die jetzige Brücke, die bis vor einiger Zeit noch unter Denkmalschutz stand, nicht mehr befahren werden, und der Wanderweg dahinter Richtung Glockenberg und Roßtrappe wucherte so langsam zu. So sehr, dass in einigen Bereichen zwei Personen nicht bequem nebeneinander gehen konnten.
Hans-Dieter Lambertz und Karl-Heinz Plosteiner haben deshalb nun eigenen Angaben zufolge bei SBB-Leiter Justus Teicke nachgefragt, ob der Wanderweg nicht wieder hergerichtet werden könnte. Wie Justus Teicke auf GZ-Anfrage mitteilte, habe er dieser Bitte entsprochen, und die SBB-Mitarbeiter hätten mit einem Radlader einen Teil des Weges begradigt und Sträucher auf einer Länge von vielleicht 150 bis 200 Meter entfernt. „Wir haben aber keine Bäume gefällt“, betont er. Wolfgang Langer erklärt auf GZ-Anfrage, dass er die Verbreiterung des Weges nicht angeordnet habe. „Ich bin selbst erst aus St. Andreasberg darüber informiert worden“, berichtet er.
Laut Karl-Heinz Plosteiner ist der Weg auch gar nicht wirklich breiter geworden. Die SBB-Mitarbeiter hätten lediglich ein bisschen Gestrüpp entfernt und den Bereich des Wegs, der den Hang hinunterzurutschen drohte, etwas begradigt. Der Ortsvorsteher versteht denn auch die Aufregung nicht. „In Braunlage darf eine Brücke Hunderttausende kosten, aber wenn es um St. Andreasberg geht, dann gibt es diese Diskussionen“, meint er.
Der CDU-Ratherr greift die Aussage des Bürgermeisters auf, dass sich der Rat mit der höheren Tonnenlast der Brücke alle Möglichkeiten offen halten wolle. Dies gelte nun auch für die Herrichtung des Weges. „Und es geht ja bei der Brücke nur um 30.000 Euro mehr“, meinen er und Hans-Dieter Lambertz unisono, mit der diese höhere Tonnenlast gegenüber einer reinen Fußgängerbrücke zu Buche schlage.
Den Harzklub kritisiert
Karl-Heinz Plosteiner kündigt zudem an, dass an den Bänken des Wanderweges hinter der Brücke am Schwalbenherd Müllkörbe aufgestellt werden sollen. Wenn die SBB-Mitarbeiter dann künftig mit einem Fahrzeug über die Brücke fahren könnten, sei die Leerung einfacher. Ferner könne man die Strecke ja auch im Winter räumen, sodass die Spaziergänger ortsnäher unterwegs sein können. „Vielleicht fahren ja auch bald Kutschen in diesem Bereich. Wir wissen ja nicht, was in ein paar Jahren ist, und da sollten wir uns nicht mit einer einfacheren Variante beschränken.“
Und weiter: „Ganz früher ist der Weg auch geräumt worden, da war Uwe Klöppelt noch gar nicht da“, betont der Ortsvorsteher. Der Harzklub-Zweigvereinsvorsitzende hatte sich bereits vor zwei Wochen in der GZ gegen die Befahrbarkeit von Brücke und Wanderweg ausgesprochen und betont, der Weg sei bislang bei Schneelage nie geräumt worden.
Fraglich bleibt allerdings weiter, wer außer der großen Mehrheit der Ratsmitglieder möchte, dass Brücke und der Weg dahinter befahren werden können. Der Harzklub hatte sich ja bereits dagegen ausgesprochen. Und auch Martin Asselmeyer von der Bergwacht teilt auf GZ-Anfrage mit, dass die Einsatzkräfte die größere Brücke nicht benötigen würden, um Wanderer in diesem Bereich zu retten. „Da kommt man auch anders gut hin“, meint er. Revierförster Tobias Rauhut erklärt ebenfalls, dass die Forst nicht auf die Brücke angewiesen sei und deshalb eine höhere Tragkraft nicht für nötig halte.
Das Argument mit den Müllkörben hält Bürger Arnhold Mai, der sich für weniger Kosten in der Bergstadt engagiert, für vorgeschoben. „Am Rundweg um den Galgenberg oder dem Geresser Weg sind auch keine Abfallbehälter“, meint er. Dies sei auch gar nicht notwendig. „Überall nehmen die Wanderer ihren Müll mit nach Hause, da wird das auch wie bisher auf dem Weg an der Schwalbenherd-Brücke gehen“, sagt er abschließend.