Schuss auf Küchenfenster: Polizei jagt bewaffnetes Duo
Bei der Suche nach den bewaffneten Tätern kam in der Nacht zum Donnerstag auch ein Hubschrauber der Bundespolizei zum Einsatz. Letzlich wurde das Duo mitten in der Wernigeröder Innenstadt geschnappt. Foto: picture alliance/dpa | Jason Tschepljakow
Zwei Jugendliche im Alter von 16 und 20 Jahren stehlen eine Pistole und fahren damit durch den Harz. Mitten in Ströbeck im Landkreis Harz löst sich ein Schuss mit fatalen Folgen. Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach den beiden Tätern.
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Ströbeck. Es war eine Nacht, die noch lange in Erinnerung bleiben wird: Eine ältere Frau aus dem Schachdorf Ströbeck ist in der Nacht zum Donnerstag um kurz nach 21 Uhr von einem lauten Knall überrascht worden. Als die alleine lebende Mitsiebzigerin durch ihr Haus geht, um das Geräusch ausfindig zu machen, wird sie in der Küche fündig.
Dort flattert die Gardine im Wind. Beim Versuch, sie zu richten, entdeckt die Ströbeckerin ein Loch in der Scheibe. Sie geht zunächst von einem Anschlag mit Pyrotechnik aus und alarmiert die Polizei. Als die Beamten aber eintreffen, sieht die Sache ganz anders aus: Eine scharfe Waffe ist hier im Spiel, das Projektil steckt in der Küchendecke.
Täter ist der Polizei bekannt
Nach Informationen der „Volksstimme“ gestaltete sich die Suche nach dem mutmaßlichen Täter zunächst schwierig. Der Polizei wurde wenig später aber bekannt, dass einem Jäger aus Silstedt eine Pistole vom Typ Tokarev sowie Munition gestohlen worden war. Nach den weiteren Ermittlungen stand fest: Bei dem Täter handelt es sich um den 20 Jahre alten Enkel der 73-Jährigen, der mindestens die Pistole ganz legal in seinem Besitz hat. Weiter ist die Person für die Polizei keineswegs unbekannt. Wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ist sie bereits aktenkundig.
Der 20-Jährige war zu der Zeit mit einem Skoda Superb unterwegs, das Kennzeichen ist der Polizei bekannt. Der Wagen wurde wenig später bei Silstedt auf einem Feldweg entdeckt, vom Fahrer gab es keine Spur. Ihm scheint die Flucht gelungen zu sein.
Duo wird um 5.15 Uhr in Wernigerode gefasst
Ein alarmierter Hubschrauber der Bundespolizei, der mit Wärmebildkameras die Beamten am Boden unterstützte, und Fährtenhunde konnten nach „Volksstimme“-Informationen keine Spur aufnehmen. Parallel durchsuchten Polizeikräfte die Wohnung und eine vom Flüchtigen genutzte Gartenlaube in Derenburg. Alles blieb zunächst erfolglos.
Doch dann die Wende: Um 5.15 Uhr wurde der Täter in der Innenstadt von Wernigerode gefasst. Mit dabei war sein 16 Jahre alter Kumpel aus Derenburg, bei dem die Handschellen ebenfalls klickten.
Die beiden Jugendlichen werden wieder freigelassen
In den Vernehmungen zeigten sich die beiden Tatverdächtigen nach Angaben der Polizei geständig. Der 20-Jährige gab zu, die geladene Pistole aus dem familiären Umfeld gestohlen zu haben. Das Ziel des Duos seien nächtliche Schießübungen irgendwo im Harzkreis gewesen. Nach Angaben der Beschuldigten soll sich ein Schuss aus der Waffe gelöst haben und durch das besagte Küchenfenster auf der Hauptstraße von Ströbeck geflogen sein. Verletzt wurde niemand.
Weil die Jugendlichen zumindest nach eigener Darstellung ohne jegliche Absichten, Menschen zu verletzen, unterwegs waren und ihnen Gegenteiliges nicht nachgewiesen werden konnte, ordnete Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck die Freilassung an. Sie haben aber Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, Diebstahl und Sachbeschädigung im Gepäck. Auch der 73 Jahre alte Besitzer der Waffe kassierte nach „Volksstimme“-Informationen ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Der Opa des 20-Jährigen hatte die Tokarev samt Patronen in einer Umhängetasche am Garderobenhaken hängen.
