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Erfassung kaputter Straßen

Schlagloch-Kampf mit KI: Goslars Straßen werden digitalisiert

Die Stadt setzt im Kampf gegen Schlaglöcher künftig auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz.  Foto: Epping

Die Stadt setzt im Kampf gegen Schlaglöcher künftig auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Foto: Epping

Mithilfe künstlicher Intelligenz und der Software „Vialytics“ will der Goslarer Betriebshof ab sofort den Kampf gegen Schlaglöcher effektiver gestalten. Nach 15 Kriterien analysiert das System den Zustand der Straßen und ermöglicht datenbasierte Reparaturen.

Von Hendrik Roß Montag, 18.03.2024, 15:00 Uhr

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Goslar. Mithilfe von künstlicher Intelligenz will der Goslarer Betriebshof künftig den Kampf gegen Schlaglöcher effektiver betreiben. Nach einer Testphase im Vorjahr unterstützt das System „Vialytics“ die Stadt bei der Erfassung von kaputten Straßen.

Die Software setzt nach Auskunft der Verwaltung auf Algorithmen sowie künstliche Intelligenz und ermögliche es, den Zustand der Goslarer Straßen automatisch über mobile Endgeräte zu erfassen. Reparaturen könnten so stets auf Basis aktueller Daten geplant und zentral verwaltet werden.

Die Goslarer Straßen haben die digitale Hilfe bitter nötig: Wie die Verwaltung ausführt, seien, um das System mit Daten zu füttern, bisher 300 Kilometer Straßennetz abgefahren, fotografiert und dann mit den Schulnoten 1 bis 5 bewertet worden. „Circa 80 Kilometer wurden mit der Note 5 bewertet“, erläutert die Stadt.

15 verschiedene Kriterien

Doch „Vialytics“ könne noch mehr: Es ermittle den Straßenzustand anhand von 15 verschiedenen Kriterien und sei in der Lage, jedes Straßenschild der Stadt auf einer Karte zu verorten und hinterlege dort etwa auch die Wege des Winterdienstes. Die Datenbank soll viermal im Jahr aktualisiert werden und sich bei laufenden Sanierungen dem jeweiligen Zustand anpassen.

Während der Erfassung werden zunächst Asphaltoberflächen alle vier Meter vom System abfotografiert, sodass ähnlich wie bei 3D-Kartendiensten von Google oder Apple ein Katalog von Straßenaufnahmen entsteht. Kennzeichen und Gesichter werden aus Datenschutzgründen verpixelt.

Doch Algorithmen reparieren keine Straßen. Deshalb stehe ab sofort eine weitere Asphaltkolonne zur Verfügung, „um die Intensität der Reparaturen zu erhöhen“, heißt es aus dem Rathaus. Damit könne eine Kolonne ausschließlich für großflächige und nachhaltigere Reparaturen eingesetzt werden. Goslars Tiefbau-Chef Mathias Brand weist in diesem Zusammenhang erneut darauf hin, dass der Betriebshof keine Straßen neu bauen kann. Dafür beauftrage die Stadt Firmen, wenn das Projekt im Haushaltsplan steht, vom Rat beschlossen wurde und die Planung steht.

Nässe sorgt für Schäden

Der vergangene Winter hat erhebliche Schäden an den Straßen hinterlassen. Das Problem seien gar nicht so sehr starker Frost, sondern die vielen Niederschläge gewesen, führt die Stadtverwaltung aus. Oberbauten und Untergrund seien seit Weihnachten weitgehend wassergesättigt gewesen, sodass bei der darauf folgenden Kälteperiode besonders viele Schäden entstanden seien. Da zudem im Winter kein Heißasphalt lieferbar ist, habe die Stadt nur dort eingegriffen, wo die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war. „Doch die Reparatur von Straßen soll nun wieder Fahrt aufnehmen“, kündigt die Verwaltung an.

Seit rund zwei Wochen ist nach der Winter-Schließung der Mischwerke wieder Asphalt aus Haverlah lieferbar. Das Werk in Oker sei noch geschlossen. Die Lieferwege seien dadurch zwar länger, doch große Schlaglöcher sollen mit Asphalt aus Haverlah geschlossen werden. Der Betriebshof will sich dabei zunächst um die Haupt-, dann um die Nebenstraßen kümmern.

Nachhaltige Reparaturen sollen hingegen erst dann erfolgen, wenn die sicherheitsrelevanten Straßenschäden repariert sind und das Material wieder vor Ort bezogen werden kann.

Wer zahlt bei Schlagloch-Schäden?

Wenn man ein besonders großes Schlagloch erwischt, kann das Auto schon einmal in Mitleidenschaft gezogen werden. Wer zahlt, wenn Reifen, Ölwanne oder Fahrwerk beschädigt werden? Laut Gesamtverband der Versicherer (GdV) übernimmt eine Vollkaskoversicherung einen Schlaglochschaden am eigenen Auto, die Teilkasko hingegen nicht. Und die Haftung? Laut GdV ist der Staat verpflichtet, auf Straßenschäden hinzuweisen. In der Praxis sei es für Autofahrer aber sehr schwer, den Nachweis zu erbringen, dass Bund, Land oder Kommune dem nicht nachgekommen sind. Weisen Warnschilder auf Straßenschäden hin, sinke die Wahrscheinlichkeit für Schadenersatz gegen Null. Das Sichtfahrgebot lege zudem fest, dass Autofahrer ihr Tempo immer so anpassen müssen, dass sie auf Gefahrenstellen reagieren können. Dazu zählen auch Schlaglöcher.

 

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