Prachtkäfer und Trockenheit setzen den Eichen in Bad Harzburg zu

Das wechselhafte Winterwetter bestimmt das Tempo beim Sanitärhieb im Schimmerwald. Die Landesforsten beseitigen im Naherholungsgebiet zwischen Bad Harzburg und Eckertal jene Gefahrenbäume, die durch Trockenheit und vom Prachtkäfer geschwächt sind. Foto: Landesforsten
Baumfällungen der Landesforst im Schimmerwald pausieren aufgrund des Tauwetters und des angekündigten Regens nun erst einmal. Das Holz wird für das Gifhorner Mühlenmuseum und Wasserbau im Hamburger Hafen verwendet.
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Bad Harzburg. Das Niedersächsische Forstamt Clausthal hat damit begonnen, kranke Eichenbäume im Schimmerwald bei Bad Harzburg zu fällen. Die Forstarbeiten sollten eigentlich nächste Woche fortgesetzt werden, müssen aber wegen des angekündigten Tauwetters und mehrtägiger Regenfälle kurzfristig verschoben werden, teilen die Landesforsten mit. Die Wiederaufnahme der Arbeiten hänge vom weiteren Wetterverlauf und der Tragfähigkeit der staunassen Böden in nördlichen Teil der Försterei Radauberg ab.
Hundert Bäume geschädigt
Mehrjährige Trockenheit und der Befall von Eichenprachtkäfern haben rund hundert Bäume geschädigt. Zum Schutz der Waldbesucher und um die Ausbreitung der Insekten auf gesunde Eichen zu verhindern, werden abgestorbene und geschädigte Bäume aus dem Waldgebiet gebracht. Deren Holz wird im Mühlenmuseum Gifhorn für die Fachwerksanierung gebraucht. Weiterhin dienen die Schimmerwald-Eichen dem Hochwasserschutz an Deichen und Ufern von Aller und Oker. Außerdem eignet sich das Hartholz für Hafen- und Wasserbauten im Hamburger Hafen. Die Eichenbalken sollen dort als Beplankung Kaimauern und Schiffskörper schützen.

Das ist ein Pracktkäfer. Er kann die Bäume in den Wäldern schwächen. Foto: Landesforsten
Revierförster Markus Thieme blickt mit Sorge in seinen Schimmerwald. Eichen gelten als trockenheitsbeständig und wurzeln tief. Die Folgen der fünf Trockenjahre sieht der Forstmann jetzt vermehrt an der Eiche. „Die alten Bäume können sich nicht mehr an den Klimawandel anpassen und verdursten regelrecht in niederschlagsarmen Sommermonaten. Insekten profitieren von der Erderwärmung und breiten sich aus.
Käfer leitet Absterbeprozess ein
Geschwächte Eichen werden dann besonders häufig vom Eichenprachtkäfer befallen, der den Absterbeprozess einleitet“, beschreibt der Leiter der Försterei Radauberg. Wenn die Forstarbeiten im Schimmerwald demnächst wieder aufgenommen werden, sollten Besucher auf andere Waldgebiete ausweichen. Die Holzerntearbeiten dienen der Verkehrssicherung und dem Schutz der verbleibenden Eichen. Damit beauftragt ist ein örtliches Forstunternehmen. Stamm- und Kronenteile, die nicht verwertbar sind, bleiben im Wald liegen. Das Totholz bereichert die Artenvielfalt und fördert die Waldlebensgemeinschaft.
Zwar handele es sich bei den Forstarbeiten um einen sogenannten Sanitärshieb, bei dem ausschließlich schadhafte Bäume entnommen würden. Trotzdem sei das Eichenholz noch verwertbar, freut sich Christian Schulz. Der Betriebsdezernent im Forstamt Clausthal vermarktet die Schimmerwald-Eichen an ein Sägewerk nahe Gifhorn, das bereits Verwendung für die Stämme, Balken und Bretter habe, sagt Schulz. „Natürlich fällen wir Eichen ungern vor dem Erreichen des Erntealters von mindestens 200 Jahren. In diesem Fall müssen wir vorzeitig das Holz herausholen, um den Schimmerwald nicht für Waldbesucher sperren zu müssen“, erklärt der Forstwissenschaftler.
Gesunde Bäume schützen
Außerdem sei das Ansteckungsrisiko für die gesunden Eichen hoch, je mehr neue Prachtkäfer aus den erkrankten Bäumen ausfliegen würden. „Nun wird mit der Nordharz-Eiche das Fachwerk im Mühlenmuseum in Gifhorn saniert und aktiver Hochwasserschutz an Aller und Oker betrieben. Dauerhaftes Eichenholz dient dem Deich- und Uferschutz entlang der Flüsse und ist sogar im Hamburger Hafen gefragt. Kaimauern bekommen Schutzleisten aus unseren Stämmen, damit die hölzerne Beplankung den Rumpf der Schiffe schont“, weiß Christian Schulz von seinem langjährigen Holzkunden.
Die Niedersächsischen Landesforsten empfehlen dringend, zur eigenen Sicherheit die betroffenen Waldgebiete auch nicht abseits der Wege zu betreten. „Halten Sie sich an die Sperrungen, sie dienen Ihrer Sicherheit“, lautet der Appell von Marcus Thieme an alle Gäste im Schimmerwald. red