Pfingstpilgern in das Dorf an der Ecker

Rudelbildung am Mühlgraben, der sich durch Abbenrode zieht: Die Schaulustigen wollen sehen, wie das Wasser das Rad antreibt. Fotos: Neuendorf, Privat, Gereke
Der Abbenröder Mühlentag hat zu Pfingsten rund 3000 Menschen angelockt, die sich auf die Spuren der technischen Denkmale begeben haben. Im Mittelpunkt stand dabei die Wassermühle Otto, die nach Sanierungsarbeiten wieder klapperte.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Abbenrode. Klappern gehört zum Müller-Handwerk. Und das Abbenröder Klappern der Wassermühle Otto, das von einem bunten Programm begleitet wird, lockt Jahr für Jahr Tausende Besucher an die Ecker – so wie am Pfingstmontag auch wieder.
„Es war unser bislang bester Mühlentag“, fasste Andreas Weihe, Chef des ausrichtenden Heimatvereins, zusammen, nachdem sich der Ansturm gelegt hatte. Er schätzt, dass im Laufe des Pfingstmontags rund 3000Menschen das Dorf an der Ecker erkundeten. „Wir erhielten großes Lob von den Gästen, und der Regen hat keinen Einfluss auf den Ablauf gehabt. Man bleibt eben trotzdem in Abbenrode“, stellte er zufrieden fest.
An die Herzkammer

Die Folgen der Fäulnisschäden am Wasserrad der Mühle Otto: Das kühle Nass fließt durch die morschen Radschaufeln hindurch, anstatt ihm ordentlich Schwung zu geben, um das technische Denkmal in Gang zu bringen.
Im Mittelpunkt dabei die funktionsfähige Wassermühle Otto, die nach den Sanierungen in jüngerer Zeit wieder klapperte. Erst war das Kammrad verrutscht, das die horizontale in die vertikale Energie überträgt, dann hatte der undichte Wasserzulauf Sorgen bereitet – der Abbenröder Heimatverein hatte in den vergangenen anderthalb Jahren schon zwei große Schäden an „Otto“ zu reparieren.
Am Rande des Mühlentags informierte Weihe, dass der Verein nun sogar an die Herzkammer muss. Die Radstube, in der sich das Wasserrad dreht, ist damit vergleichbar. Denn kann sich dort nichts drehen, dreht sich nirgendwo etwas in der Mühle. Und das droht.

Marin Zimmermann hockt sich neben den Eichenstamm, aus dem irgendwann mal die Welle für das neue Mühlrad gefertigt werden soll.
Seit der Restaurierung des Denkmals steht das Eichenholzrad im Wasser – seit nunmehr 20 Jahren. Und jetzt fault es – „wenn es einmal anfängt, geht es rasant weiter“, weiß Weihe. Die Radschaufeln, in die das Wasser läuft, sind undicht – das Nass plätschert hindurch. Viel zu viel Energie ist nötig, um das Rad in Schwung zu bringen. Für den Mühlentag hat er es notdürftig geflickt. Für diese Saison wird das reichen – aber im nächsten Frühjahr steht einmal mehr eine große Sanierung an. Dazu hat er bereits Kontakt mit Mühlenexperten aus Holland aufgenommen.
Die Freude an der alten Technik schmälerte das an Pfingstmontag allerdings nicht. Viele bestaunten die Kraftübertragung und lauschten dem charakteristischen Ächzen der Mühlen, um dann im Anschluss in Heimatmuseum oder historische Stellmacherei zu wechseln und den Mühlenwanderweg zu erkunden, der zur Mühle Zimmermann führt.
2000 Jahre Geschichte
Die hat Martin Zimmermann übernommen, der das Denkmal retten will. Der gelernte Tischler und Zimmerer ist ein Nachfahr der Müllerfamilie und trägt das Gen ebenfalls in sich. Irgendwann soll sich dort auch wieder ein Wasserrad drehen. Das alte ist noch zu sehen – es ist verfallen. Für das neue hat er bereits im Park hinter der Mühle einen Eichenstamm auserkoren, aus dem irgendwann mal die Welle entstehen soll. Zuvor will er aber am Dach beginnen, das auch dringend saniert werden muss. Entsprechende Förderanträge sind gestellt.

Nicht nur die technischen Denkmale luden beim Mühlentag zu einem Besuch an der Ecker ein, sondern auch das bunte Programm. Hier begeistern die „Harzer Kramms“.
Warum überhaupt ein Deutscher Mühlentag, der jetzt zum 30. Mal anstand? „Er soll Interessierten die Bedeutung, Geschichte und Funktionen der ältesten Kraftmaschine der Menschheit näherbringen. Und die Aufmerksamkeit auf diese technischen Denkmäler richten, deren Geschichte über 2000 Jahre zurückreicht“, weiß Weihe.
„Mühlen sind die Vorläufer unserer gesamten technischen Entwicklung und gelten als die ältesten Maschinen der Menschheit“, fügt er an. Rund 160 Anwendungsbereiche konnten bis heute für sie nachgewiesen werden. Vom Mahlen des Getreides über das Sägen von Holz bis zum Pumpen von Wasser. Als Energiequelle dienten die Naturkräfte Wind und Wasser.

Fast schon verwunschen sieht es aus: das verfallene Rad der Mühle Zimmermann.

Großer Andrang herrscht den ganzen Tag über im Bauerngarten des Museums.

Die Zimmermann-Mühle setzt Industriekultur in neues Licht.