„Menschenfreund“: Trauer um Clausthal-Zellerfelds Altbürgermeister

Anlässlich seines 85. Geburtstages überraschen ehemalige Schüler ihren alten Lehrer Josef Bienert. Am Donnerstag ist der langjährige Rektor gestorben. Archivfoto: Bertram
Clausthal-Zellerfelds Altbürgermeister und ehemaliger Schulrektor Josef Bienert ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Der vielseitig engagierte Christdemokrat war unter anderem Träger des Ehrenrings der Bergstadt und des Bundesverdienstkreuzes.
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Clausthal-Zellerfeld. Der Oberharz trauert um Josef Bienert. Am Donnerstag verstarb der Altbürgermeister und langjährige Schulrektor im Alter von 94 Jahren. Auch nachdem er sich vor zwölf Jahren aus der Kommunalpolitik zurückgezogen hatte, stand er seinen Weggefährten weiterhin als Berater zur Seite und engagierte sich in zahlreichen Vereinen. „Das Wichtigste in seinem Leben war aber die Familie“, sagen seine Kinder Stefanie Reckewell und Andreas Bienert. Josef Bienert hinterlässt noch vier Enkel und zwei Urenkel.
Jahrzehnte in der Politik
Seit 1976 war der Lehrer und spätere Rektor der Grundschule Graupenstraße in Clausthal in den Räten der Bergstadt und der Samtgemeinde aktiv, hatte einen Sitz im Samtgemeindeausschuss sowie den Vorsitz im Schulausschuss. Lange Jahre war Josef Bienert stellvertretender Bürgermeister der Bergstadt, auch dem Kreistag gehörte er neun Jahre lang an. 1993 bis 1996 stand der Christdemokrat als ehrenamtlicher Bürgermeister an der Spitze der Samtgemeinde und übernahm im Herbst 2000 bis zum Ende der Legislaturperiode das Bürgermeisteramt der Bergstadt für den schwer erkrankten Heribert Meier.
Offenes Ohr für jeden
Das Engagement des gebürtigen Schlesiers wurde im November 1991 mit dem Ehrenring der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld gewürdigt, und im Jahr 2008 erhielt Josef Bienert das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der damalige Landrat Stephan Manke hob bei der Verleihung die Eigenschaft Bienerts heraus, trotz seiner Schicksalsschläge zu jeder Zeit und an jedem Ort ein offenes Ohr für die Menschen zu haben.
Auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik hielt er weiterhin den Kontakt. Gleiches galt auch für seine früheren Schüler. Zu Bienerts 85. Geburtstag im Jahr 2013 überraschten ihn ehemalige Schüler von 1951 in einem Café in Clausthal-Zellerfeld. Als junger Lehrer der Schule Sägemüllerstraße betreute Bienert eben jene Klasse.
50 Jahre Rotes Kreuz
Mit seinem Tod verlieren viele Vereine ein langjähriges und sehr geschätztes Mitglied. Bis zuletzt war der Menschenfreund gern gesehener Gast bei Jahreshauptversammlungen. So erhielt Bienert noch im vergangenen Jahr eine Auszeichnung für seine 50-jährige Treue zum Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes und war Ehrenmitglied im Jugendring Oberharz. Jeder, der Bienert kannte, weiß, wie weltoffen er war, zum Beispiel kümmerte er sich um ausländische Studenten der katholischen Gemeinde, reiste mit ihnen durch den Oberharz und unterstützte sie beim Lernen der deutschen Sprache.
Seine Kinder schätzen an ihrem Vater vor allem die Eigenschaft, dass er sich trotz seines Engagements nie in den Vordergrund gedrängelt habe und in seinem Verhalten immer uneigennützig gewesen sei. Auch über die Jahre sei Josef Bienert stets bescheiden geblieben und habe sich viel Zeit für seine Familie genommen.