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Feierstunde im Großen Heiligen Kreuz

Melanie Schormann neue Chefin am Amtsgericht Goslar

Amtswechsel im Großen Heiligen Kreuz: Die zwei ehemaligen Goslar-Spitzen Dr. Arndt Meinecke und Dr. Andrea Tietze flankieren die neue Amtsgerichtsdirektorin Melanie Schormann und den Braunschweiger Landgerichtspräsidenten Ingo Groß. Foto: Heine

Amtswechsel im Großen Heiligen Kreuz: Die zwei ehemaligen Goslar-Spitzen Dr. Arndt Meinecke und Dr. Andrea Tietze flankieren die neue Amtsgerichtsdirektorin Melanie Schormann und den Braunschweiger Landgerichtspräsidenten Ingo Groß. Foto: Heine

Mit einer Feierstunde im Großen Heiligen Kreuz wird der Amtswechsel vollzogen. Melanie Schormann ist die neue Präsidentin des Goslarer Amtsgerichts. Ihre beiden Vorgänger Dr. Arndt Meinecke und Dr. Andrea Tietze werden verabschiedet.

Von Frank Heine Freitag, 08.12.2023, 09:00 Uhr

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Goslar. „Ja, ich bin gekommen, um zu bleiben.“ Der Satz fiel spät, aber er fiel aus dem Mund der neuen Chefin und erhielt den meisten Applaus, als Melanie Schormann am Donnerstag als neue Direktorin des Goslarer Amtsgerichts eingeführt wurde. Im Großen Heiligen Kreuz holte Ingo Groß als Präsident des Braunschweiger Landgerichts gleichzeitig die Verabschiedungen der beiden Vorgänger Dr. Andrea Tietze und Dr.Arndt Meinecke nach, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht im öffentlichen Kreis hatten über die Bühne gehen können.

„Nach den vielen Wechseln freuen wir uns auf Beständigkeit“

Warum der heftige Beifall für Schormanns unmissverständliche Ankündigung nach vorausgegangenen Worten des Dankes an diverse Adressen? „Nach den vielen Wechseln freuen wir uns auf Beständigkeit“, hatte Frank Wesche als Vorsitzender des Personalrates keinen Zweifel daran gelassen, dass die 50Jahre alte Juristin und verheiratete Mutter zweier Kinder, die in Gernrode bei Quedlinburg lebt, aus Arbeitnehmersicht gern länger bleiben darf als vorher Meinecke und Tietze. Der erste war von 2015 bis November 2020, die zweite von August 2021 bis März dieses Jahres in Amt und Goslarer Würden.

Damit keine Missverständnisse entstehen: „Wir haben den Laden gerockt“, hatte Wesche auch für diese beiden jeweils Lob parat – mit Blick etwa auf die Motivation der Belegschaft und das Entstehen einer „Justizfamilie“, die aufgrund von Personalengpässen durchaus auch immer wieder eine leidgeprüfte gewesen sei. Dass Tietze und Meine-cke sich nicht gegen Goslar, sondern für die Rolle eines Vorsitzenden Richters am Oberlandesgericht entschieden hätten, machte Groß nochmals deutlich. Es sei immerhin „das höchste Richteramt, das das Land Niedersachsen verleiht“, sagte er – eine solche Chance müsse man einfach ergreifen.

Die Oberbürgermeisterin mit Richterinnen-Vergangenheit

Und dennoch warb auch eine nicht ganz unbeteiligte Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD), die als langjährige Goslarer Amtsrichterin, Vize-Direktorin sowie zweimalige kommissarische Leiterin das Innenleben der Justizbehörde aus dem Effeff kennt, künftig für eine Lösung von Dauer am Hohen Weg. „Ich hoffe, es wird keine Durchreisestation mehr“, sagte Schwerdtner und erklärte lächelnd an Schormann gewandt: „Sorry, Du bist jetzt verhaftet.“ Gegenwehr gab es jedenfalls keine.

Aber durchaus noch einiges Wissenswertes zu den Charakterzügen des Trios, das gestern im Mittelpunkt stand, und der Menschen, die mit ihnen gearbeitet haben und noch arbeiten. So lobte nicht nur die Ex-Amtsgerichtsvize und Rathauschefin Schwerdtner das „großartige Engagement“ der Goslarer Truppe fürs gerichtliche Funktionieren, denn: „Ohne Mannschaft ist der Kapitän aufgeschmissen.“

Die gebürtige Münsteranerin und in Göttingen aufgewachsene Tietze ließ noch tiefer blicken. Charakterstark, kritikfreudig, grundehrlich und kein Blatt vor den Mund nehmend – „das alles zeigt, dass es Ihnen nicht egal ist, wie und wo Sie arbeiten.“ Von dieser Identifikation mit dem Job sei sie ebenso beeindruckt gewesen wie von der Hilfsbereitschaft.

„Ein echtes Juwel der Justiz“

Von den rund 70 Indianern zu den drei (Ex-)Häuptlingen: Es blieb noch vor den Grußworten von Dr. Peter Beer, dem Präsidenten der Rechtsanwaltskammer, und Oberstaatsanwalt Frank im Sande dem Landgerichtschef Groß vorbehalten, Meinecke, Tietze und Schormann in ihrem Tun und Sein zu beschreiben und zu analysieren. „Ein echtes Juwel der Justiz“, durfte Meinecke da über sich hören, ein „in sich ruhender Mensch, der nie aus der Haut fährt“ – es sei denn vielleicht einmal auf dem Sportplatz. Mit Ruhe und Besonnenheit habe Meinecke seinen Weg gemacht, erläuterte Groß, der ihn schon 2006 ins Bundesjustizministerium geführt habe. EU-Rechtsfragen und Medienpiraterie gehörten zu seinen Aufgaben, bevor er 2013 ans Braunschweiger Oberlandesgericht und 2015 als Chef nach Goslar gewechselt war.

Tietze wiederum attestierte Groß eine „bemerkenswerte Zielstrebigkeit“ und ein „außerordentliches Organisationsvermögen“. Mithin eine „empathische Persönlichkeit“ und „mit natürlicher Freundlichkeit gesegnet“. Hatte sie nicht schon ab 2018 als Pressesprecherin in Braunschweig die Aufarbeitung der VW-Affäre virtuos kommuniziert? Sorry, Goslar: „Das Oberlandesgericht braucht solch besondere Talente.“

Goslar als Wunschziel

Die Neue ist zumindest landsmannschaftlich eine Seiteneinsteigerin. Schormann kommt aus Sachsen-Anhalt, war Staatsanwältin in Dessau und Halberstadt, im Landesjustizministerium beschäftigt und Sozialrichterin in Magdeburg. Schon in einer ersten Braunschweiger Bewerbung hatte sie Goslar als Ziel benannt und war dort im Oktober 2015 als Richterin für Familiensachen gelandet. 2018 ging es zurück nach Braunschweig, im März 2022 wieder nach Goslar. Nach Tietzes Weggang leitete sie das Amtsgericht kommissarisch, seit dem 19. September wird sie als Chefin geführt. Welche Attribute fand Groß für sie? „Unglaublich fleißig, sehr lebensklug“ und mit der Gabe, auf Menschen zugehen zu können und sie nicht laut, sondern leise Schritt für Schritt im gegenseitigen Austausch mitzunehmen.

„Du warst im Gedächtnis geblieben“, sagte Tietze zu Schormann, was sie an der Begeisterung der Mitarbeiter erkannte, als 2022 ihr Name für eine Goslar-Rückkehr fiel. Gibt es mehr Lob? Ja. „Du machst das ganz fantastisch“, zollte Tietze ihrer Nachfolgerin Respekt.

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