Masan-Gruppe verkauft H.C. Starck an Mitsubishi Materials

Die vietnamesische Masan-Gruppe will ihre Goslarer Tochter H. C. Starck an die japanische Mitsubishi Materials Corporation Group verkaufen. Foto: Sowa
Wechsel in der Wolframbranche: Der japanische Mischkonzern Mitsubishi Materials Corporation (MMC) übernimmt den Goslarer Wolframspezialisten H.C. Starck von der vietnamesischen Masan High-Tech Materials Corporation (MHT).
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Goslar. Das japanische Unternehmen Mitsubishi Materials Corporation (MMC) Group will von der vietnamesischen Masan High-Tech Materials Corporation (MHT) deren Goslarer Tochter H. C. Starck kaufen. Nach MMC-Angaben signierten beide Unternehmen am gestrigen Dienstag eine entsprechende Absichtserklärung. Geplant ist demnach, den Kaufvertrag am 29. Mai zu unterzeichnen. Ende März 2025 soll die Transaktion abgeschlossen sein.
Vom Kunden zum Besitzer
Die in Tokio beheimatete MMC Group ist langjähriger Kunde von Starck und bereits seit Herbst 2020 strategischer Partner in der Wolframindustrie. Sie hält seitdem Anteile von zehn Prozent an der Starck-Mutter MHT. Erst vor Kurzem soll wieder eine Delegation das Goslarer Starck-Werk besichtigt haben. Die Belegschaft wurde demnach gestern kurzfristig über den bevorstehenden Deal unterrichtet. Die Betriebsräte der Chemitas sowie der Tungsten GmbH und der Chemilytics hatten für gestern und heute Sitzungen anberaumt.
Nach eigenen Angaben setzt sich MMC in seiner mittelfristigen Managementstrategie für das Geschäftsjahr 2031 das Ziel, „ein führendes Unternehmen für Wolframprodukte zu werden, das von Kunden weltweit anerkannt wird“. Für Hartmetall-Schneidwerkzeuge, die hauptsächlich aus Wolfram bestehen, fördert MMC Initiativen, gebrauchte Hartmetall-Schneidwerkzeuge zu sammeln und globale Recyclingkapazitäten zu sichern.
Durch die Übernahme von H. C. Starck werde MMC über Wolfram-Stützpunkte in den vier Hauptmärkten Japan, Europa, Nordamerika und China verfügen. Die Japan New Metals – eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von MMC, die in Japan einen Standort zur Wiedergewinnung und Verarbeitung von Wolfram betreibt und auch wolframbasierte Werkzeuge herstellt – sowie Starck sollen zudem künftig zusammenarbeiten, um Synergien zu schaffen und den Unternehmenswert durch die Stärkung der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten zu steigern sowie ein globales Wolfram-Recyclinggeschäft aufzubauen.
Zwei japanische Eigentümer im früheren Starck-Werk
Wenn die Vietnamesen von Masan ihre H. C. Starck-Gruppe an die Leute von Mitsubishi verkaufen, gibt es bald zwei japanische Eigentümer im früheren Starck-Werk und heutigen Okeraner Metallurgie-Parks im Schleeke. Tantal-Produzent Taniobis, einst aus dem Tantalgeschäft von Starck hervorgegangen, ist eine Tochtergesellschaft der japanischen JX Nippon Mining and Metals Corporation.
Dies mag nur eine Randnotiz sein, wenn am Chemiestandort demnächst ein weiterer Deal über die Bühne geht. Die Masan High-Tech Materials Corporation (MHT) hat jedenfalls eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der sie die H. C. Starck Holding GmbH an die Mitsubishi Materials Corporation (MMC) Group veräußern will. Für Starck-Chef Dr. Hady Seyeda sind die künftigen Chefs jedenfalls keine Unbekannten: „Wir kennen Mitsubishi Materials als Kunden und Investor sehr gut. Die umfangreichen Aktivitäten in Japan und unsere eigene globale Präsenz ergänzen sich hervorragend. Details hierzu werden wir nach Unterzeichnung klären können.“
Keine Kurzarbeit mehr
Am Goslarer Standort war bei der Tungsten GmbH wie berichtet zuletzt Kurzarbeit angesagt. Die wiederum ist laut Starck-Chef Seyeda Ende Februar ausgelaufen. „Die Auftragslage bessert sich zusehends“, sagt er, weshalb ein weiteres Anwenden dieses Instruments aktuell nicht verfolgt werde.
MMC jedenfalls hat an H. C. Starck Gefallen gefunden und charakterisiert das Objekt der Begierde auf seiner Internetseite wie folgt: Das Goslarer Unternehmen sei ein weltweit führender Hersteller mit einer über 100-jährigen Geschichte. Er produziere und vertreibe hochwertige Pulver hauptsächlich aus Wolfram, Wolframcarbid und seinen Legierungen in Europa, Nordamerika und China und verfüge außerdem über ein Vertriebsnetz in Japan mit einer prominenten Präsenz in jeder Region. Zudem verfüge Starck über eine der weltweit größten Recyclingkapazitäten für Wolfram.
Masan will Schulden abbauen
Wie schon bei Masan ist aber auch bei Mitsubishi die Wolfram-Sparte nicht das Hauptgeschäft. Die Japaner sind in Europa eher für ihre Autos bekannt. Masan kommt aus dem Bereich Lebensmittel und Einzelhandel. Nach GZ-Informationen hatte Masan schon bei einem Report im Februar seine Tochter Starck quasi ins Schaufenster gestellt. Jetzt heißt es in einer MHT-Mitteilung unter anderem: „Die Erlöse aus den geplanten Transaktionen werden zur Reduzierung der ausstehenden Schulden verwendet.“ Es werde erwartet, dass sich die Transaktionen positiv auf die konsolidierten Erträge der Masan-Gruppe auswirken würden. Und es sei der erste Schritt auf dem weiteren Weg der Gruppe, das Interesse an nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichen zu reduzieren.
540 Mitarbeiter
Zu den potenziellen Vertragspartnern liest man bei MHT: Starck ist eine hundertprozentige Tochter von Masan High Tech Materials und der weltweit führende Hersteller von hochwertigem Wolframpulver. Die H. C. Starck Tungsten Powders beschäftigt rund 540 Mitarbeiter an drei Produktionsstandorten in Deutschland, Kanada und China sowie Vertriebsbüros in den USA und Japan. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich am größten Produktionsstandort in Goslar.
Die MMC Group sei ein „integrierter Materialhersteller“. Sie erfüllt die Bedürfnisse von Kunden durch Bereitstellung von Grundmaterialien wie Kupfer und Zement und produziert und vertreibt außerdem mechanische Teile, elektronische Materialien und Komponenten, die in Automobilen, Haushaltsgeräten usw. verwendet werden, sowie die Werkzeuge zu ihrer Herstellung. Die MMC Group ist auch im Recycling- und Energiegeschäft tätig.