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Im Bündheimer Schloss

Lesung von Joe Bausch: Auf der Spur des Verbrecher-Gens

Arzt und Schauspieler Joe Bausch ist in seinem neuen Buch auf der Suche nach Verbrechensursprüngen. In Bad Harzburg liest er vor ausverkauftem Saal im Bündheimer Schloss. Foto: Weber

Arzt und Schauspieler Joe Bausch ist in seinem neuen Buch auf der Suche nach Verbrechensursprüngen. In Bad Harzburg liest er vor ausverkauftem Saal im Bündheimer Schloss. Foto: Weber

Der bekannte Schauspieler Joe Bausch gab am Samstag im Bündheimer Schloss eine Lesung und erzählte dabei viel aus seinem beruflichen Leben. Denn vor seiner Tätigkeit als Schauspieler war er Regierungsmedizinaldirektor.

Von Sonja Weber Dienstag, 31.01.2023, 06:00 Uhr

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Bündheim. Darauf hatte man im Kulturklub Bad Harzburg jetzt lange genug warten müssen: ein komplett ausverkaufter Saal im Bündheimer Schloss. Den bescherte am Samstagabend Schauspieler Joe Bausch, dessen bekannteste Rolle sicher die des Rechtsmediziners Dr. Joseph Roth im Kölner Tatort ist.

Schauspieler zu sein ist allerdings nicht Bauschs einziger Beruf. Dreißig Jahre lang war er leitender Regierungsmedizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl. Diese beiden Tätigkeiten hätten im Laufe der Jahre dazu geführt, dass er auch als Autor tätig geworden sei, erzählte er am Samstag dem Publikum. Warum nun auch noch Bücher? Als Schauspieler müsse man sich in seine Rollen hineinversetzen, seine Arbeit als „Knastarzt“ in Deutschlands „härtestem Knast“ habe ihm dabei geholfen.

„Nette“ Verbrecher gibt es nur selten

Oft hätte er Anfragen für Fernsehreportagen gehabt, mit der Bitte, auch ein paar Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses vor die Kamera zu bekommen. Nun, das sei schwierig, die meisten der Häftlinge möchten ihr Gesicht nicht auch noch im Fernsehen haben und „nette Verbrecher“ habe es in Werl nur sehr selten gegeben. In Büchern also könne man die Geschichten der Taten viel besser beschreiben, der Motivation eines Mörders sozusagen auf den Grund gehen. Nach den ersten zwei Werken ist letzten Sommer Bauschs drittes Buch erschienen: „Maxima Culpa – Jedes Verbrechen beginnt im Kopf“. Dieses stellte er nun vor.

Großer Ansturm auf den Kulturklub-Gast: Während der Pause und nach der Veranstaltung sind Fotos und Autogramme sehr gefragt. Foto. Weber

Großer Ansturm auf den Kulturklub-Gast: Während der Pause und nach der Veranstaltung sind Fotos und Autogramme sehr gefragt. Foto. Weber

Erlebt man den groß gewachsenen Mann auf der Bühne, bekommt man zunächst einmal nicht das, was man sich unter einer Lesung vorstellt. Die Bad Harzburger waren vorbereitet, Bausch ist immerhin zum dritten Mal hier gewesen. Er lief fast ohne Pause über die Bühne und erzählte – aus seinen beiden Leben, von seinen Erfahrungen, von Wirklichkeit und Fiktion und davon, dass die wirklichen Geschichten meist gar nicht auf „nachvollziehbaren“ Motiven beruhen. Viele Taten seien einfach banal und hirnrissig, die ganz schlimmen narzisstischer und psychopathischer Natur.

Sind Frauen die besseren Menschen?

Oft werde er gefragt, ob nicht jede und jeder zum Töten fähig sei. „Bestimmt bringt man viele Menschen zum Töten, zum Beispiel wenn die Familie angegriffen wird, aber zum Mörder bedarf es noch einer ganz besonderen Software im Kopf“, erwidert darauf Bausch.

Verbrechen seien fast immer vorprogrammiert, wenn Menschen (und hier vor allem junge frustrierte Männer aus sozial schwierigen Verhältnissen) große Erwartungen an das Leben hätten, aber nicht bereit und in der Lage seien, für diese zu arbeiten. Das ständige Scheitern führe zu Verbrechen.

Bei Männern weltweit übrigens sehr viel häufiger. In Deutschland seien von 60.000 Insassen nur 2500 Frauen. „Entweder sind Frauen wirklich die besseren Menschen oder einfach sehr viel cleverer“, ordnet Bausch ein.

Autor begeistert sein Publikum

In der Pause war schon zu sehen, wie sehr der Autor sein Publikum begeisterte, die Schlange derer, die sich die erworbenen Bücher signieren lassen wollten, riss nicht ab. Damit Bausch nun auch noch zum Lesen kam, musste er versprechen, nach dem Ende noch weiter Unterschriften zu verteilen.

So kam es im zweiten Teil der Veranstaltung wirklich dazu, dass auch vorgelesen wurde. Von toxischen Männern und toxischen Frauen. Die große Erkenntnis in den meisten Fällen: Männer bringen ihre Frauen um, weil die wegwollen. Frauen bringen ihre Männer um, damit die endlich weg sind. Und: Frauen gingen dabei meist sehr planvoll, vorausschauend und sorgfältig vor, berichtet Bausch. „Also meine Herren, seien sie vorsichtig, wenn ihre Frau einen Kettensägenschein macht.“

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