Landkreis Goslar: Jäger kritisieren Politik in Bund und Land

Eine Gruppe Jäger geht zu Beginn einer Drückjagd auf Rehwild über einen Feldweg durch einen Forst. Drückjagden sind nicht unumstritten. Lutz-Michael Renneberg, Vorsitzender der Jägerschaft Goslar, kritisiert sie während der nahrungsarmen Zeit im Januar als „kontraproduktiv und nicht waidgerecht“. Foto: dpa
Die Jäger kritisieren Bund und Land – es geht um den Umgang mit dem Wolf, aber auch um verschärfte Auflagen für Waffenbesitzer. Michael Renneberg, Vorsitzender der Järgerschaft Goslar, übt aber auch Kritik an Drückjagden im Januar.
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Goslar. Kritik an der Politik, aber auch an der eigenen Zunft war in der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Goslar zu hören. Vorsitzender Lutz-Michael Renneberg sprach in seinem Rechenschaftsbericht viele Themen an. Aus der Formulierung, dass den Jägern aktuell der „grüne Wind“ ins Gesicht wehe, zeigte sich die Distanz zur Politik auf Landes- und Bundesebene.
Zum Wolf, den die Jäger stärker bejagen möchten, wolle er schon nichts mehr sagen, erklärte Renneberg den rund 120 Jägern im „Lindenhof“. Die aktuellen Beschlüsse der Bundesumweltministerin sowie der Landesminister für Umwelt und Landwirtschaft „verdienen keine Kommentierung mehr“.
In scharfen Worten kritisierte Renneberg die von der Bundesregierung geplante Änderung des Waffengesetzes, es geht vor allem um Zuverlässigkeitsprüfungen und psychologische Gutachten: „Statt sich um gesetzestreue Bürger zu kümmern und diese durch immer neue Verschärfungen zu drangsalieren“, solle die Politik sich „endlich“ den „Verwerfungen in unserer Gesellschaft“ zuwenden. Was sich in Schulen und auf Straßen abspiele habe „mittlerweile ein staatsgefährdendes Ausmaß erreicht“. Wenn der Politik wirklich an der inneren Sicherheit gelegen sei, solle „sie in den bekannten Bevölkerungsgruppen nach illegalen Waffen“ suchen.
Renneberg appellierte zudem daran, die Jäger nicht alleine zu lassen, wenn es darum geht, Schäden an Bäumen durch Wildverbiss zu begrenzen. Er sprach von einer Gemeinschaftsaufgabe.
Das Horrido verkneifen
Nachdrücklich appellierte er, nicht an Drückjagden im Januar auf Rotwild und Rehe teilzunehmen. Der Stress, dem die Tiere ausgesetzt seien, die die Hatz überlebten, sei zu groß. Dadurch seien diese in der nahrungsarmen Zeit gezwungen, ihren nun größeren Energiebedarf durch stärkeren Verbiss und dem Schälen an Bäumen zu decken. So würden „Pflanzenschäden entstehen, die ohne diese Jagden gar nicht entstanden wären“, die aber hinterher auch noch „tränenreich“ beklagt würden, erklärte Renneberg. An solchen Jagden sollten Jäger nicht teilnehmen oder sich doch hinterher zumindest das dreifache Horrido verkneifen. Renneberg nannte die Drückjagden „nicht waidgerecht und kontraproduktiv“. Bei Drückjagden wird das Wild aus ihren Rückzugsgebieten langsam in Richtung der postierten Jäger getrieben.
Fichtensterben als Chance
Renneberg warb dafür, das Ende von Fichtenmonokulturen durch den Borkenkäfer aus Sicht der Jagd und des Wildes als Chance zu sehen. Nun könnten Rückzugsgebiete und Äsungsflächen für das Wild entstehen. Erfreut zeigte er sich über die vielen Aktivitäten der Jägerschaft Goslar, der 620 Mitglieder angehören. Er berichtete etwa von der Rehkitzrettung, dem Fang von Waschbären in den Stadtgebieten und der Beratung von Grundstückseigentümern, die Waschbären aus ihren Gärten fernhalten wollen.
Mit hohen Kosten rechnen die Jäger, weil der Schießstand „Wolfsberg“ bei Hohegeiß abgerissen werden muss. Die Anlage hat keine weitere Betriebsgenehmigung erhalten. Ein Problem, das derzeit nicht nur Jäger, sondern auch die Schützen betrifft, sind Personalausfälle in der Waffenbehörde des Landkreises (die GZ berichtete). In dem Amt, das zuletzt von drei auf fünf Kräfte verstärkt wurde, fallen zwei erfahrene Mitarbeiter erkrankt aus. Ein weiterer beginnt im August während seiner dualen Ausbildung ein Studium. Und eine vorübergehende Kraft scheide ebenfalls aus. Das erklärte Fachbereichsleiter Frank-Michael Kruckow in der Versammlung und warb um Verständnis.
Probleme in der Behörde
Betroffen sind vor allem Jäger und Sportschützen, die sich eine Pistole kaufen wollen. Deren Erwerb muss von der Behörde vor dem Kauf in die Waffenbesitzkarte eingetragen werden, das ist derzeit aufgrund des Personalausfalls nicht möglich. Wer hingegen ein Gewehr kaufen will, kann dies tun, indem er seinen Jagdschein vorlegt. Auch Jagdscheine werden ausgestellt.
Weil es ein technisches Problem beim Zugang zur Landesjagdstatistik gibt, beschränkten sich die Angaben zur Anzahl der erlegten Tiere diesmal auf Rotwild und Rehe. Kreisjägermeister Günther Heuer sagte, im Westharz seien im zurückliegenden Jagdjahr etwa 1500 Hirsche geschossen worden – etwa so viel, wie in den Jahren zuvor, aber deutlich unter den Vorgaben, um die Waldschäden zu begrenzen.
Kreisjägermeister Heuer sagte, künftig werde es aus vielen Gründen schwieriger, Wild zu schießen. Das liege auch daran, weil es auch durch Luchs und Wolf gejagt werde. Durch viele Ausflügler in den Wäldern werde das Wild zusätzlich scheuer und ziehe sich zurück.
Bei der Anzahl der erlegten Rehe bezog sich die von Heuer genannte Zahl von „etwas weniger“ als 1700 Tieren auf das Gebiet des Landkreises Goslar. Die Zahl liege leicht unter der des Vorjahres aber deutlich unter der früherer Jahre mit 2600 Tieren. Zwar gebe es mit dem Luchs einen Konkurrenten. Aber die hohe Anzahl der Tiere, die bei Unfällen auf Straßen zu Tode komme, zeige, dass genug Wild vorhanden sei (Bericht über Ehrungen folgt).