Zähl Pixel
Bad Gandersheim

Landesgartenschau schließt mit schwarzer Null

Insgesamt mehr als 1800 Veranstaltungen an den 185 Öffnungstagen zählt die Laga – hier ein Konzert auf der Seebühne. Foto: Laga

Insgesamt mehr als 1800 Veranstaltungen an den 185 Öffnungstagen zählt die Laga – hier ein Konzert auf der Seebühne. Foto: Laga

Nach 185 Tagen endet die Landesgartenschau in Bad Gandersheim. Sonntag ist der letzte Öffnungstag. Das Fazit der Verantwortlichen fällt durchweg positiv aus. Die Laga registrierte seit Mitte April 425.000 Besuche und endet mit einer schwarzen Null.

Von Andreas Gereke Sonntag, 15.10.2023, 14:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Bad Gandersheim. Die entspannten Gesichtszüge der Verantwortlichen um Laga-Geschäftsführerin Ursula Hobbie gestern Vormittag vor Beginn der Abschlusspressekonferenz ließen schon erahnen, dass es Positives zu vermelden gibt. „425.000 Besuche zählte die Laga – dass ist eine tolle Zahl, und ich bin stolz, dass wir so einen Zuspruch erfahren haben“, sagte Hobbie. Und das trotz des oft launischen Wetters in den vergangenen Monaten.

„Es entsteht kein Defizit“

Hochzufrieden war sie – und das trotz der ursprünglich kalkulierten 450.000 Besuche. „Wir haben sparsam gewirtschaftet, sodass wir im Gesamtergebnis laut Hochrechnung annährend die schwarze Null erreichen werden. Für die Stadt und den Landkreis entsteht also kein finanzielles Defizit“, betonte sie. Das endgültige Ergebnis läge zwar erst Ende März vor, „aber wir liegen voll im Wirtschaftsplan der Laga“, unterstrich sie.

„Die Landesgartenschau war ein großes Abenteuer und ein großes Risiko“, fügte Bad Gandersheims Bürgermeisterin Franziska Schwarz an, Laga-Aufsichtsratsvorsitzende. Gemeinsame habe man es geschafft, sie gut und erfolgreich auszurichten. Angesichts kritischer Stimmen im Vorfeld, ob eine kleine Stadt wie Bad Gandersheim so ein Projekt überhaupt stemmen könne, sagte sie erneut: „Ein noch größeres Risiko wäre es gewesen, die Laga nicht auszurichten.“ Denn mit dem Ereignis verbunden waren zahlreiche Investitionen, die bleiben werden.

Im Oktober 2023 zog das alte Leitungsteam noch eine positive Laga-Bilanz mit einer schwarzen Null: (v.l.): Architekt Kai Schönberger, Ursula Hobbie, Bürgermeisterin Franziska Schwarz, Astrid Klinkert-Kittel und Siegfried Dann.  Archivfoto: Gereke

Im Oktober 2023 zog das alte Leitungsteam noch eine positive Laga-Bilanz mit einer schwarzen Null: (v.l.): Architekt Kai Schönberger, Ursula Hobbie, Bürgermeisterin Franziska Schwarz, Astrid Klinkert-Kittel und Siegfried Dann. Archivfoto: Gereke

Schwarz sprach von 18 Millionen Euro, die in die Infrastruktur geflossen sind. Mit diesem Geld erfolgte beispielweise die Modernisierung des vor Jahren geschlossenen Freibads, das als Natursolebad Teil der Laga war, oder die Frischzellenbehandlung für das nicht mehr zeitgemäße Kurgebiet. Es seien alles Dinge, die bleiben werden und von denen Stadt und Region profitieren.

Ein Großteil der 18 Millionen Euro für die Laga-Investitionen stammte aus Fördergeldern. Das Land überwies der Gastgeberstadt einen Zuschuss von fünf Millionen Euro, weitere Mittel konnte Bad Gandersheim über die Städtebauförderung akquirieren. Schwarz sprach von einer Förderung von bis zu 90 Prozent für die Projekte.

„Laga verändert Herzen“

Parallel dazu gibt es das Budget für die Durchführungsgesellschaft der Laga – deren Haushaltsvolumen 12,7 Millionen Euro. Zu diesem steuerte das Land 3,45 Millionen Euro bei. Zu der obligatorischen Million, mit der auch die kommende Laga in Bad Nenndorf rechnen kann, kamen noch einmal 2,45 Millionen Euro hinzu, um die Mehrkosten aufgrund der Laga-Verschiebung wegen der Folgen der Corona-Pandemie abzufedern, rechnete Hobbie vor. Weitere große Finanzierungsbausteine sind Einahmen durch Sponsoren und aus Eintrittsgeldern.

„Aber nicht nur die Zahlen sind wichtig. Das Ereignis führte zu einem Zusammenrücken der Bevölkerung. Es war eine Laga der Bürger. Die Laga veränderte nicht nur die Fläche, auf der sie stattfand, sondern auch die Herzen“, bilanzierte Schwarz. Dieses Zusammenrücken gepaart mit den vielen positiven Erfahrungen, die die Menschen auf dem verwandelten Gelände machen konnte, schufen ein „großes blühendes Erlebnis für Stadt und Region.“

Der Herbst kommt, die Laga geht: Morgen endet nach 185 Öffnungstagen die Veranstaltung in Bad Gandersheim, deren Stiftskirchenmodell als Laga-Insektenhotel dient. Foto: Gereke

Der Herbst kommt, die Laga geht: Morgen endet nach 185 Öffnungstagen die Veranstaltung in Bad Gandersheim, deren Stiftskirchenmodell als Laga-Insektenhotel dient. Foto: Gereke

Das dokumentiert auch der Dauerkartenverkauf – gerade der sorgte für eine handfeste Überraschung: In der kleinsten Kommune, die jemals eine Laga in Niedersachsen ausrichtete, wollte niemand das Ereignis verpassen. „Aufgrund von Erfahrungswerten hatten wir mit 2500 verkauften Dauerkarten kalkuliert. Tatsächlich waren es am Ende 11.500, die für rund 25 Prozent aller Besuche stehen. Das zeigt den riesigen Rückhalt in der gesamten Region“, so Hobbie.

Auch Northeims Landrätin Astrid Klinkert-Kittel zeigte sich froh über eine gelungene Laga. Ministerpräsident Weil habe bei der Eröffnung Südniedersachsen als Toskana Deutschlands bezeichnet, die entdeckten viele Menschen dank der Laga. „Und wenn ich die vielen Familien über das Gelände bummeln gesehen habe, ging mir das Herz auf“, sagte sie. Ihr Dank galt den hauptamtlichen Kräften und den vielen stillen Helfern. „Unser Ehrenamt ist spitze“, betonte sie.

Die heimlichen Stars des Sommers: das schwarze Schwanenpaar.

Die heimlichen Stars des Sommers: das schwarze Schwanenpaar.

„Das Areal an den Osterbergseen war ein verstecktes Kleinod. Aber wir Gärtner und Landschaftsbauer haben Dornröschen aufgeweckt. Das, was entstanden ist, wird auch letzte ‚Zweifler überzeugen: Eine Laga bringt doch etwas“, verwies Siegfried Dann, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Fördergesellschaft Landesgartenschauen Norddeutschland, ebenfalls auf das Bleibende.

Er gab auch einen kleinen historischen Exkurs zu Geschichte der Gartenschauen. Sie entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, um den Menschen aus den zerbombten Städten etwas Schönes zu bieten. „Das waren damals noch reine Blümchenwiesen – schön bunt.“

Keine Blümchenwiesen

Später kam der Faktor Erholung hinzu und man begann auch, Bäume und Sträucher zu pflanzen. Anschließend rückten die Kosten in den Mittelpunkt. „Heute wird es keine Blümchenwiesen mehr geben. Klimawandel ist das Hauptthema. Es geht um Grün und Wassermanagement.“ Der Grund, weshalb auf der Laga in Bad Gandersheim die Stauden dominierten: Sie benötigen wenig Wasser und sind nicht pflegeintensiv. Auch wichtig für die Zukunft, denn nach dem Laga-Ende wird sich die Stadt Bad Gandersheim um die Flächen kümmern müssen.

Bei so vielen Lobeshymnen ist fast sicher: Der eine oder andere wird am morgigen Sonntag beim Laga-Abschied eine Träne verdrücken müssen. Im Anschluss wird das Gelände erst einmal geschlossen – für den Rückbau der temporären Anlagen. Der beginnt Montag.

Mit der Laga werden in Bad Gandersheim auch die Lichterwochen wiederbelebt.

Mit der Laga werden in Bad Gandersheim auch die Lichterwochen wiederbelebt.

Die Landesgarteenschau in Zahlen: Seit Eröffnung Mitte April konnten an den Kassen 425.000 Besuche registriert werden. 70 Prozent waren Tagesgäste, rund ein Viertel Dauerkarteninhaber und knapp zwei Prozent Besucher, die das spezielle Bad-Gandersheimer Angebot einer Kurdauerkarte in Anspruch genommen hatten. Statistisch hätten Dauerkarteninhaber 2,4 Mal pro Woche die Laga besucht, berichtete Kai Schönberger, Prokurist der Landesgartenschau Bad Gandersheim gGmbH.

Er sprach zudem von einem extrem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen. „23,7 Prozent sind für Gartenschauen ein ganz außergewöhnlicher Wert“, sagte er. Aber die Laga bot mit Grünen Klassenzimmer auch den größten außerschulischen Lernort des Landes, den mehr als 6000 Kinder genossen. Traditionell habe eine Laga einen Einzugsradius von 180 Kilometern. Es sei eine Entfernung, in deren Bereich gerne Tagesreisen unternommen werden. Dank angemeldeter Gruppen konnten die Veranstalter auch nachvollziehen, dass die Laga bis nach Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen ausstrahlte. Aber die Veranstaltung verzeichnete auch außergewöhnlich viele Gäste aus der Schweiz und Österreich – „das ist wohl der Lage an der Autobahn 7 geschuldet, sodass die Laga auf der Reise in den Urlaub mitgenommen wurde“, mutmaßte Schönberger. Insgesamt verteilen sich auf die 185 Öffnungstage mehr als 1800 Veranstaltungen aller Genres. 

Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region