Kunstgespräche: „Hinter jedem Bild steht eine Geschichte“

Hilda Groll erläutert ihr Fotoprojekt, aus dem die Arbeit „Damals – Winterwald im Harz“ stammt. Rede und Antwort stehen den Gästen außerdem die mit ihr Ausstellenden (v.li.) Thomas Velte, Hansjörg Hörseljau, Johanna Junk und Martin Schenk. Foto: Kempfer
Die Bezirksgruppe Harz des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler hat eine neue Reihe von Kunstgesprächen ins Leben gerufen. Den Auftakt gab es auf den Kulturmarktplatz. Dabei entstand ein intensiver Gedankenaustausch.
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Goslar. Die Vernissage nach dem Aufhängen ihrer Bilder soll es nicht gewesen sein – der BBK, Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, Bezirksgruppe Harz, hat am Samstag zum ersten von insgesamt drei Kunst- und Künstlergesprächen auf den Kulturmarktplatz (Kuma) eingeladen. In kleiner Runde kam ein intensiver Austausch zustande – und am Ende waren alle erstaunt, wie viele Gedanken einer einzelnen Arbeit zugrunde liegen.
„Hinter jedem Bild steht eine Geschichte“, bestätigte Hansjörg Hörseljau, der mit dem E-Bike aus Clausthal-Zellerfeld gekommen war und den Ausstellungsbesuchern die Texte zu den Bildern empfahl. „Wir leben heute in der Klimakatastrophe“, sagte er: „Mir geht es ums Hingucken.“ Immerhin ein wesentliches künstlerisches Kriterium. Seine Naturfotografien dokumentieren den Wandel, darunter ein Selfie mit Drohne: Ein sonniges Plätzchen an einem Oberharzer Teich, sein „HerzSchlagSpot“, so der mit einem Versprechen verbundene Titel der Ausstellung. Die abgestorbenen Bäume im Hintergrund können der empfundenen Idylle desjenigen, der da ausspannt, wohl nichts anhaben – der Betrachter macht sich aber so seine Gedanken.
Das Lieblingswäldchen gibt es nicht mehr
Auch Hilda Groll hat die Stimmung des Harzwaldes in Fotografien festgehalten – bevor der Borkenkäfer kam. Ihr Lieblingswäldchen, das sie fotografierte, gibt es heute nicht mehr: eine Armada an Baumstämmen im Winter, mit einer spiegelglatten Frostschicht überzogen, vermittelt einen optischen Eindruck von der klirrenden Kälte. Ein Projekt, aus dem zahlreiche Arbeiten hervorgingen, wie sie im Gespräch berichtete; zeigen könne sie aus Platzgründen auf dem Kuma nur ein Bild, bedauerte sie ebenso wie die Betrachter; es hat eine Länge von 1,20 Meter.
„Wir können nur Spotlights ausstellen“, bestätigt und bedauert Johanna Junk, die sich für das einzige Objekt der Präsentation entschieden hat, einen Lesesessel, bezogen mit einer Flammenoptik –Erinnerung an die abgefackelte Bücherzelle am Rosentor, die von vielen vermisst wird. Sie lebt seit zwölf Jahren in Goslar, liebt die Stadt und sagt: „Manchmal leidet man an seiner Liebe.“ Für Martin Schenk ist die Goslarer Abzucht der Magnet, an der ihn schon in der Jugend die Wege entlang führten – damals fotografierte er sie mit seiner ersten Spiegelreflexkamera. Seine aktuell beigesteuerte Arbeit besteht aus vier Bildern in einem Holzrahmen, den er aus der Seifenkiste seiner Söhne baute – und die vier Fotospots darin erinnern daran, dass die Abzucht früher eine eigene Kultur- und Festmeile war.
BBK-Vorsitzender Thomas Velte zeigt drei digital gezeichnete kleinere Arbeiten („keine künstliche Intelligenz, nur intelligente Technik“) von Eingängen zu Gebäuden, die für ihn wichtig waren; sie verweisen auf Musik und Literatur, es geht ums Ratsgymnasium, die Neuwerkkirche und St. Annen. „Die Orte haben mich gefunden“, sagt er.
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Im Raum Beroun wurde mit Aufwand und Kraftanstrengung ein Kubus geschaffen, um Bilder aufhängen zu können. Foto: Kempfer